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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Grundwasser (Geiser, Soffioni etc., Thermalquellen)
stone Nationalpark in Kalifornien vertreten. Die Erscheinung dieser intermittierenden Springquellen erklärt sich nach der Theorie von Bunsen durch das Zusammenwirken zweier Faktoren, nämlich der Über-hitzung des Wassers durch Druck und plötzlicher Druckverminderung durch von oben erfolgende Ab-kühlung.. Die Geiser der beiden zuletzt genannten Gebiete zeigen aber eine auffallende Regelmäßigkeit der Eruption, die durch die Temperaturverhältnisse
allein nicht zu stande kommt. Wichtig ist in dieser
Hinsicht, daß die Entwickelung der großen Dampf-blasen, welche regelmäßig in das große Geiserrohr eintreten, periodisch erfolgt. In dem großen Geiser muß, damit eine Eruption erfolgen kann, die Wasser-säule um etwa 2 m gehoben werden. Die in dem Schachte selbst entstehenden Dampfblaseii sind aber nicht im stande, eine derartige Hebung zu bewirken, es muß sich vielmehr in der Nähe des Geiserschachtes eine größere Dampfmenge entwickeln, welche dann, wenn sie ein gewisses Volumen erreicht hat, in den
Schacht eindringt und die Wassersäule hebt. Die
Periodizität der Geisererscheinung ist also durch den Umstand zu erklären, daß sich in Hohlluumen neben
Fig. 5. Temperatur der Quellen in der Oberrheini schen Tiefebene und den Vogesen.
Die Buchstaben a bis f entsprechen den Temperaturen einige
Quellen, die aus Verwerfnngen entspringen. (Nach A.Daubrée.
a Küttolsheim, b Papierfabrik von Reideshoffen, c Keftenhol.^ d Sulzbad, e Niederbronn, f Wasselnheim.
dem eigentlichen Geiserschachte Dampfansammlungei bilden, welche in den Schacht eintreten, sobald si^ den Hohlraum angefüllt haben. Infolge der Hebung welche das Geiserwasser dadurch erleidet, werde. tiefer liegende überhitzte Wassermassen eine plötzlich^ und heftige Dampfentwickelung zeigen, wenn di^ Hebung groß genug ist, um ein derartiges Druck verhältnis herzustellen, daß die Temperatur des vor her stärker belasteten Wassers nach verminderten Druck über seinem Siedepunkt liegt. Auch außerhalb der eigentlichen Vulkangebiete kommen Quellen mi hochtemperiertem Wasser vor, die auf Erdspalte) liegen. Die bekanntesten sind diejenigen, welche il Toscana in der Nähe von Volterra Borsäure zu Tag fördern. Diese sogen. S o ff i o n i fallen mit einem aus gedehnten Netze von von NNW. nach SSO. verlaufen den Sprüngen zusammen und dehnen sich über ein Zone von etwa 60 km Länge und 37 km Breite aus Es sind Dampfsäulen, welche unter zischendem Ge räusch (daher der Name Soffioni) 10-15 m in di Höhe steigen (s. Tafel, Fig. 3). Durch Bohrungen sin^ in verschiedener Tiefe bis über 50 m neue Quelle. erschossen; der Dampfdruck beträgt 1,5-1,75 Atmo-sphären, die Temperatur steigt bis auf 100°. Zu derselben Klasse gehören die Lag o ni, Graben von einem Durchmesser bis zu 20 m und einer Tiefe von
1,5-2,5 m, die mit Wasser von 93-95° gefüllt sind, aus dessen wallender Oberfläche sich Säulen bis zu 2 m Höhe erheben. Sind die Soffivni und Lagoni .eine Zeitlang in Thätigkeit gewesen, so ver-siegen sie, und an ihrer Stelle entstehen in einiger Entfernung neue Quellen. Das Ausbrechen derselben kündigt unterirdisches Geräusch an, die Erde wird an der betreffenden Stelle heiß, es öffnen sich Spal-ten und Risse, und eine geringe Erschütterung ge.. nügt, um den eingeschlossenen Dampf zum Durch-bruch zu bringen. Im großartigsten Maßstabe stoßen die Vulkane bei ihren Ausbrüchen Wasserdampf aus. aber auch, wenn sie nicht in eruptiver Thätigkeit sich befinden, entströmt ihnen Dampf aus Solfataren. Als Typus diefes Zustandes kann die Solfatara von Pozzuoli dienen.
Die mittlere Te m p era t u r der gewöhnlichenTrink.. wasserquellen liegt meist ein wenig über der mittlern Temperatur des Ortes. Die in der oberrheinischen Tiefebene, den Thälern derVogesen und des Schwarz-waldes gelegenen Quellen unterscheiden sich im all-gemeinen in ihrer mittlern Temperatur höchstens am o,8°. obgleich doch die Quellen in den geologisch verschiedensten Gebieten liegen. Die mittlere Teni.. perutur der in der Rheinebene auftretenden Quellen beträgt 10,5°^ während das G. eine Temperatur von 10,2° besitzt. Mit zunehmender Erhebung über den Meeresspiegel nimmt die Quellentemperatur ab, wie das nebenstehende Diagramm erkennen läßt (Fig. 5). Die Temperaturabnahme ist aber keine gleich for-mige, wie die im Diagramm ausgezogene Linie be-
weist. Bis zu 28o m ü. M. beträgt die Abnahme 1°
auf 200 m, von 280- 360 m Höhe ist die Vermin-derung bedeutend schneller, nämlich 1° auf 120 n..; von
360-- 920 m ist die Abnahme wieder gleich derjeni-
gen in der untersten Stufe. Ist die Temperatur der Quellen höher als die mittlere Ortstemperatur, so werden dieselben alsThermalquellen bezeichnet. Die wichtigsten Thermen des mittlern Europa find: Bi.irtscheid (Preußen) . 78° Teplitz-Schönau(Böhm.) 49° Karlsbad (Böhmen) . 74 Ems ......... 47..^
Gastein (Österreich) . 71,5 Teplitz-Trentschin (Ungarn) 40
Plombières (Frankreich) 71 Nauheim (Nassau). . . 39
Wiesbaden .... 69 Pfäfers (Schweiz) ... 38 Baden-Baden ... 67 Wildbad (Württemberg) . 37 Ofen -Pest (Ungarn) . 61,3 Schinznach(Aargau,Schweiz)33
Aachen ....... 55 Bertrich (Rheinpreußen) . 3.-
Mehadia (Ungarn) . . 55 Schlangenbad (Nafsau) . ...... ^
Leiik (Schweiz) .... 51 Warmbrunn (Schlesien) . 3...
Baden (Aargau, Schweiz) 50 ^
Die Schwankungen der jährlichen Temperatur fin.-. in einer Tiefe von ca. 25 m schon unmerklich, all-Quellen, welche eine höhere als die mittlere Tew-peratur des Ortes haben, müssen also aus em-r größern Tiefe stammen und verdanken ihren hohen Wärmegrad der Eigenwäruie der Erde. Dura) di-. Verbiegung und Faltung der Gesteinsschichten wird das in den durchlässigen Lagen zirkulierelide ^... eingeschlossen auf beiden Seiten von undurchlässi.^.. Gestein, gezwungen, in mehr oder minder große .^ fen hinabzusteigen, um später, wenn es die in -.^ Tiese herrschende Temperatur angenommen hat, ..-'^ der an die Oberfläche geleitet zu werden. Die A.^ klinalen der Faltungen sind infolge der häns^ Brüche besonders geeignet, das Wasser wieder -.^ oben zu bringen. Daraus folgt, daß das ^--^ einer Quelle durchaus nicht immer der betreffen.- .^ Gegend entstammt, in welcher es zu Tua.e tr.-.-^ ^ den meisten Fällen hat es vorher in der Tiese ^ weiten Weg zurückgelegt, bis es durch s^ru^u^ Verhältnisse der Erdrinde wieder an die Oberl.^^