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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Insekten - Institut für Infektionskrankheiten
flüqler(?illa60äi(.t^0pt6i'a) bezeichnet. Der durch' greifendste Charakter dieser Klasse besteht darin, daß in ihr die Kennzeichen der jüngern Insektenordnungen noch nicht ausgebildet sind. Allerdings müssen dabei Unterabteilungen unterschieden werden, deren Angehörige, wie das schon erwähnte schabenartige Tier, den Geradflüglern, den neuern Netzflüglern, den Käfern und sogar den mit saugenden Mundteilen ausgestatteten HaIbstüglern(Nu^6i'60Q) entsprechen; aber das sind nur Anfänge von Sonderentwickelungen, denn wenn man einige schabenartige I. der amerikanischen Trias ausnimmt, haben alle paläozoischen I. in ihrer Gesamtbildung so viel Gemeinsames, daß es thöricht wäre, diese für Geologie und Entwickelungslehre so bequeme und natürliche Klasse aufzulösen. Der auffälligste Charakter dieser Urinsekten besteht darin, daß die beiden Flügelpaare in Textur und Aderung noch fast völlig gleich aussehen, sechs Hauptlängsadern auf einem fein netzförmigen Grundgewebe, aber keine hervortretenden Queradern besitzen, und daß die Aderung noch nicht die beständigen Verschiedenheiten darbietet, die sich bei den Ordnungen der jüngern I. finden. So fehlte den Vorderflügeln auch noch der Charakter der Schutzdecken für die hintern Flügel, wie er fich heute namentlich bei den Käfern, Gerad- und Halbflüglern herausgebildet hat, und Käfer scheinen die ersten I. gewesen zu sein, welche dieses Merkmal ausbildeten.
Da wir genötigt sind, unter diesen Urnetzflüglern die Ahnenformen aller unsrer jetzigen I. zu suchen, so ist die Thatsache interessant, daß sich unter ihnen bereits Formen zeigen, die man als Vertreter der Neuropteren, Orthopteren, Hemipteren und Koleopteren ansehen könnte, obwohl sie unter sich nähere Verwandtschaft zeigen als mit den neuern Vertretern dieser Ordnungen. Man teilt die jetzt lebenden I. meist mit Packard in solche mit unvollkommener und vollkommener Verwandlung (lleteioinetadola und Net^dola) ein, von denen die erste Abteilung die eben genannten Insektenordnungen, die zweite nur die Schmetterlinge, Hautflügler und Zweiflügler umfaßt. Es ist mm bezeichnend, daß unter den paläozoischen I. bisher nur solche Formen gefunden worden find, die als Ahnenformen der Hkt Lroniktkdoik gelten können, so daß wir die Hletabola. durchweg als Abkömmlinge jüngerer Formen betrachten müssen und Packaros Klassifikation durch die Geologie bestätigt wird. Während Netzflügler, Geradflüglerund Käfer bereits in der Trias in reicher Entwickelung vertreten sind, folgen Hemipteren, Dipteren und tzymenopteren in der Lias und Schmetterlinge, soweit die Funde bis jetzt reichen, erst im mittlern Jura.
Hinsichtlich der fossilen Tausendfüßer ist die Thatsache merkwürdig, daß neben den bisher allein bekannten ausgestorbenen Formen neuerdings in Steinkohlenschichten von Illinois Arten entdeckt wurden, die den lebenden Formen nahe verwandt sind und mit ihnen zu den Chilopoden gehören. Die ausgestorbenen ruppen teilt Scudder in 1^i'0t08^utzn^> tiig. (nur durch eine raupenähnliche Gattung,1^1a60oainpa, der Steinkohle von Illinois vertreten) und ^rcöipoi^oäa. die in Steinkohlen- und Permschichten Amerikas und im alten roten Sandstein Ichottlands vorkommen. Es gab darunter Arten von Fußlänge, und ein amphibisch lebender Tausendfuß (^clmtii6i'i)68te8) von dieser Größe, dessen Lebensweise im Wasser durch Kiemenseitenöffnungen bezeugt wird, wurde vom Verfasser dargestellt, wie er aus dem Wasser an einem I^pidoäsncli'on Stamme emporkriecht. Diese großen Tausendfüßer sind außerdem durch Reihen langer Dornen auf den Rückenplatten ausgezeichnet. Die kleinern, von Sir I. W. Dawson in den Sigillarienstämmen Neuschottlands entdeckten Archipolypoden-Arten der Gattungen XMdin8 und ^.i'Hi Mns waren dagegen ausschließlich erdbewohnende, den lebenden Tausendfüßern (und zwar wie alle Archipolypoden den Diplopoden) nahestehende Formen.
Unter den fossilen Spinnen sind neben den bis zur Silurzeit zurück verfolgbaren Skorpionen die gänzlich ausgestorbenen Steinkohlenspinnen (^ntliraoo mai'ti), von denen zu sechs Gattungen und zwei Familien gehörige Arten beschrieben sind, morphologisch am lehrreichsten, weil sie noch mit den übrigen I. größere Ähnlichkeiten zeigen als die jetzt lebenden Spinnen. An ihren etwas zusammengedrückten Körpern ist das Abdomen vom Cephalothorax getrennt und Zeigt sich noch deutlich aus 4-9 Ringen zusammengesetzt, die bei den jüngern Spinnen zu einem einzigen Rundkörper verschmolzen sind. Die Palpen sind kurz und endigen nicht in Zangen oder Klauen, der ganze Charakter nähert sie den Afterspinnen und noch mehr den Geißelskorpionen.
Bei den tertiären I. tritt die auffallende Thatsache hervor, daß dasselbe Tier kaum in einem einzigen Falle an zwei verschiedenen Lagerstätten gefunden wurde, selbst wenn die Fundorte verhältnismäßig nahe bei einander liegen. Es scheint dies aus dein Mangel genauer Gleichzeitigkeit der insektenführenden Ablagerungsstätten erklärt werden zu müssen, deutet aber doch auch auf schnelle Veränderung der Typen hin. Dabei ist die Formenzahl sehr groß und selbst in den nämlichen Schichten die Wiederkehr derselben Arten selten; in Schichten, welche, wie das Florissantbecken von Colorado, Tausende neuer Insektenformen lieferten, erwies sich jedes dritte oder vierte Stück als neue Art. Das wichtigste Ergebnis dieser Untersuchungen liegt in der Entdeckung, daß ein großer Teil der Tertiärinsekten, von denen bisher viele in noch heute fortlebende Gattungen eingereiht wurden, zu ausgestorbenen Gattungen gehört. Etwas Ähnliches hat sich bei den europäischen Bernsteininsekten ergeben, die sich bei genauerer Untersuchung meist sehr verschieden von den Gattungen erweisen, denen man sie nach oberflächlicher Ähnlichkeit eingereiht hatte.
Der ergiebigste Fundort war das mehrerwähnte Florissantbecken, aus welchem im Laufe eines einzigen Sommers mehr als doppelt so viel Stücke ans Licht gebracht wurden, wie aus Öningen, dem berühmtesten europäischen Fundort, nach 30jähriger Arbeit. Auch die Verteilung ist sehr verschieden.
Während in Öningen die Zweiflügler weniger als7 Proz. und die Hautflügler weniger als 14 Proz. des Ganzen betrugen, erreichten sie zu Florissant bez. 30 und 40 Proz. Dagegen fallen auf die Käfer, welche zu Oningen beinahe die Hälfte der ganzen Fundzahl ausmachen, in Florissant nur 13 Proz. Die starke Vertretung der Hautflügler wird namentlich durch die ungeheure Zahl von Ameisenarten bedingt, und hierin wie in der geringen Zahl der Käfer stimmt die Insektenfauna 'von Florissant mehr mit derjenigen von Radoboj in Kroatien überein, der sie auch im Alter näher steht. Über die in Florissant gefundenen fossilen Schmetterlinge wurde im 18. Bande dieses Werkes (»Jahres-Supplement 1890-1891 ,, S. 834) berichtet.
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