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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Institut für internationales Recht - Invaliditäts- und Altersversicherung
giene-Anstalten gemacht worden, da R. Koch gezeigt hatte, welche wichtige Rolle den Bakterien in hygienischen Fragen zukommt. Dabei trat aber alsbald ein Mißstand zu Tage. Es gebrach dem Bakteriologen, der an das Hygiene-Laboratorium gebunden war, an der Möglichkeit der Krankenbeobachtung, und ohne solche konnte das Studium der Infektionskrankheiten immer nur etwas Halbes bleiben. Auch in andrer Hinsicht wurde dieser Mangel einer klinischen Abteilung fühlbar. Der Bakteriolog bedarf nicht selten zu seinen Forschungen Leichenmaterials von Kranken, die einer Infektionskrankheit erlegen sind, und war in dieser Hinsicht auf das Entgegenkommen der Kliniken angewiesen. Um nun diesen Übelständen abzuhelfen, ist ein I. in Berlin gegründet und unter die Leitung von R. Koch gestellt worden. Dasselbe setzt sich aus einer Krankenabteilung und einer wissenschaftlichen zusammen. Erstere besteht aus neun einstöckigen Baracken, in deren Mitte das zweistöckige Verwaltungsgebäude sich erhebt. Von den neun Baracken sind sieben zur Aufnahme von Kranken bestimmt, während die beiden übrigen als Wohnräume für das Warte- und Pflegepersonal dienen. Die sieben Krankenbaracken, in denen im ganzen 108 Kranke untergebracht werden können, sind nach drei verschiedenen Grundformen angelegt, um den Bedürfnissen zu genügen und die verschiedenen Krankheitsgruppen je nach der Häufigkeit der zu behandelnden Fälle von einander getrennt in angemessener Weise verteilen zu können. Eine Grundform, nach welcher zwei Gebäude errichtet sind, enthält nebst Zubehör nur einen Krankensaal zu 18 Betten; zwei andre Gebäude enthalten einen Krankensaal zu 14 Betten und zwei Einzelzimmer zu je 2 Betten; die dritte Grundform, welche dreimal zur Ausführung gelangt ist, enthält zwei durch eine undurchbrochene Mittelquerwand getrennte Säle mit je 6 Betten für verschiedenartige Krankheitsgruppen. Diese Einrichtung gestattet, daß z. B. Lungenkranke von Typhuskranken streng getrennt bleiben, und die Einzelzimmer mit nur zwei Betten sind für Patienten bestimmt, welche mehr Komfort beanspruchen, als in den Krankensälen zu bieten ist. Die beiden Baracken mit großen Krankensälen sind jede mit einem großen Tageraum versehen, welcher nicht bettlägerigen Kranken und Rekonvaleszenten zum Aufenthalte dient. Für die Größe der Krankensäle war eine Grundfläche von 9 qm und ein Rauminhalt von 40 cbm für das Bett maßgebend. Die Innenwände haben Ölgrundierung und Emailanstrich erhalten, so daß man sie nach Bedürfnis mit desinfizierenden Flüssigkeiten abwaschen kann. Weiterhin ist darauf gesehen, daß sowohl in den Sälen als auch in den Nebenräumen bei der Verteilung der Wasch- und Abortgeräte keine Winkel vorkommen, in denen sich Unrat ansammeln könnte. Sämtliche Baracken haben zur Fernhaltung der Feuchtigkeit des dort moorhaltigen Bodens eine Betonfundierung erhalten, welche bei den einstöckigen Bauten 60 ein, bei den zweistöckigen 1 in stark ist. Auf dieser Betonplatte, welche eine vollständige Isolierung des Baues vom Erdboden bewirkt, folgt das Sockel-, bez. Pfeilermauerwerk, auf welchem die Fußbodenbalken und die Wände ruhen. Zur Ausfüllung des Holzfachwerkes der Wände und des Sparrenwerkes des Daches sowie für den Fußboden sind Hartgipsdielen von 7 und5 ein Stärke verwendet. Die Wände find innen und außen mit solchen Dielen benagelt. Zwischen den Fußbodenbalken werden als Stakung Gipsdielen eingeschoben und auf die Balken nochmals eine Lage Gipsdielen aufgenagelt, auf welchen alsdann ein Dielenbelag von Yellow-Pineholz befestigt wird. Das Dach besitzt eine dreifache Lage von Gipsdielen, und die äußere ist mit doppelter Asphaltlage eingedeckt. Die innern Wand- und Dachflächen sind abgeputzt, die äußern Wandflächen hingegen mit Leinölfirnis getränkt und mit Ölanstrich versehen. Die auf solche Weise hergestellten Baracken sind den Schwankungen der äußern Temperatur nur in sehr geringem Maße unterworfen, und die Räume zwischen den Dielen lassen sich in Verbindung mit Mantelöfen zu einer vorzüglichen Ventilation, bei welcher die schlechte Luft bis über den First des Daches empor- und fortgeführt wird, bestens verwenden. Die Ventilation ist so eingerichtet, daß in jedem Krankenraum stündlich ein zweimaliger Luftwechsel stattfindet.
Das Hauptgebäude enthält die Verwaltungsräume, einen Hörsaal mit 60 Plätzen und Wohnungen. In der Nähe des Hauptgebäudes, aber abseits von den Baracken, befindet sich das Sektions- und Desinfektionsgebäude. Zur Desinfektion dient ein Hennebergscher Desinfektor, in welchen die zu desinfizierende Wäsche von einer Einlieferungsstelle aus direkt gelangt. Die gereinigte Wäsche wird in einem andern, von dem ersten ganz und gar geschiedenen Raume dem Apparat wieder entnommen. Für die Bedienung des Desinfektors ist ein Baderaum angefügt. Die Krankenabteilung dient nicht zu Unterrichtszwecken, auch der Hörsaal wird nur sür theoretische Vorlesungen benutzt. In gleicher Weise wird auch die wissenschaftliche Abteilung Studierenden nicht zugänglich sein; sie soll vielmehr gleich der Physikalischen Reichsanstalt nur der wissenschaftlichen Forschung dienen. Entsprechend werden zur Arbeit in der Abteilung wissenschaftlich schon hinreichend vorgebildete Ärzte zugelassen; insgesamt sind außer dem Vorsteher 20 Assistenten und freiwillige Hilfsarbeiter in der Abteilung beschäftigt, von denen ein Teil zugleich den Dienst bei den Kranken zu besorgen hat. Im ersten Stockwerk des Gebäudes sind die bakteriologischen Arbeitsräume untergebracht. An Kochs privaten Arbeitsraum schließen sich die Arbeitsräume seiner Mitarbeiter an, von denen je 2-4 in je einem Zimmer gemeinsam beschäftigt sind. Von besonderm Interesse sind die großen Bruträume, die nach dem Muster derjenigen im Institut Pasteur gebaut sind. Sie dienen dazu, größere Massen von Bakterienkulturen zugleich aufzunehmen, und sind so eingerichtet, daß sie die ihnen gegebene Temperatur gleichmäßig und unabhängig von den Schwankungen der Außenluft bewahren. Im obern Stockwerk ist das chemische und photographische Laboratorium und die Bibliothek untergebracht. Im photographischen Laboratorium können Lichtbilder mikroskopischer Präparate, aber auch solche von Personen aufgenommen werden. Das Erdgeschoß dient wesentlich zu Wohnungen und zur Aufnahme von Versuchstieren, für welche auch noch ein Raun: im Kellergeschoß vorhanden ist. Dieser dient noch nicht benutzten Tieren, ersterer solchen, die in Behandlung sind und der Beobachtung unterliegen, zum Aufenthalt. An den Tierraum ist ein Verbrennungsofen angefügt, in welchem die Kadaver der Versuchstiere vernichtet werden.
Institut für internationales Recht, s. Völkerrecht.
Invaliditäts- und Altersversicherung. Das Deutsche Reichsgesetz, betr. die I. der Arbeiter vom 22. Juni 1889 hatte, um die Wohlthaten der Versicherung möglichst rasch zu Tage treten zu lassen, Bestimmungen dahin getroffen, daß auch solchen vorhandenen ältern Arbeitern, für welche das gesetzlich