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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Lokomotive (Konstruktionsverbesserungen)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Lokomotive'

Anmerkung: Fortsetzung von [Lokomotive (Konstruktionsverbesserungen).]

Kessel der Stronglokomotive. Äußeres.
Figur 2: Kessel der Stronglokomotive. Äußeres.

ist der große Verbrennungsraum zwischen den beiden getrennten Feuerungsstellen und der Rohrwand sehr zweckmäßig, weil in ihm eine vollständige Verbrennung erfolgt, ehe die Heizgase in die Siederohre eintreten. Bedeutend einfacher ist die Konstruktion von Pohlmeyer. Bei ihr ist die Feuerkiste durch ein einziges starkes Wellrohr ersetzt, welches vorn durch die Rohrwand abgeschlossen und hinten mit der entsprechend ausgeschnittenen Stirnwand des cylindrischen Mantels verbunden ist. Als eine Verbesserung dieser Konstruktion dürfte diejenige von Lentz in Düsseldorf anzusehen sein. Dieser versieht einen nach der Mitte des Kessels verlegten weitesten Kesselschuß a (Fig. 3) nach beiden Seiten mit kegelförmigen Anschlüssen b und c, deren letzterer das geknickte Wellrohr d umschließt. Das Wellrohr ist hinten durch eine hohle, mit Luftkühlung versehene Gußplatte e abgeschlossen, welche die Belästigung des Personals durch starke Wärmeausstrahlung, wie sie bei der Pohlmeyerschen L. auftritt, verhindern soll. Jede Verankerung der Feuerkiste ist unnötig geworden, der Ausblick vom Führerstand ist erheblich erleichtert. Wie der Pohlmeyersche, gestattet auch der Kessel von Lentz eine große Freiheit in der Anordnung der Achsen, so daß für verschiedene Radstände gute Lastverteilungen erreicht werden können. Der Rost f ist horizontal in den schräg nach hinten gerichteten Teil des Wellrohres eingebaut. Unter ihm ist das Wellrohr mit einem glatten Bleche belegt, um das Abrutschen der Asche in den Aschenkasten g zu ermöglichen. Aus dem vor der Feuerbrücke h liegenden Verbrennungsraum wird die Asche durch das Rohr r entfernt. Zwei am hintern Ende des Wellrohres befindliche Feuerthüren gestatten zum Zwecke guter Rauchverbrennung ein abwechselndes Befeuern der beiden Seiten des Rostes. Durch diese Kesselkonstruktion will Lentz erreichen, daß die Anschaffungskosten bei mittelschweren und schweren Lokomotiven um 4-5000 Mk. vermindert, die Reparaturkosten und der Reparaturstand verringert und dem entsprechend die Lokomotiven besser ausgenutzt werden. Wegen der großen Widerstandsfähigkeit der Wellrohre gegen äußern Druck soll der Kesseldruck wesentlich gesteigert werden können. Die gewellte Form der Feuerkiste soll das Freihalten der Wandungen von Kesselstein begünstigen, weil infolge der durch die ungleiche Erhitzung ↔ der Kesselteile hervorgerufenen Bewegungen das Abspringen des Kesselsteins veranlaßt werden soll.

Lokomotive von Lentz.
Figur 3: Lokomotive von Lentz.

Zu erwähnen sind eine Reihe von neuern Einzelheiten an Lokomotiven. Um bei Lokomotiven (auch bei Lokomobilen etc.) eine bessere Ausnutzung der Kohlen dadurch herbeizuführen, daß die Rauchkammergase vor dem Entweichen durch den Schornstein noch weiter nutzbar gemacht werden, baut Brüggemann in die Rauchkammer einen Dampfüberhitzer ein. Derselbe besteht aus einem System von Rippenheizkörpern, welche oberhalb der Rauchröhren und unterhalb des Blasrohres angebracht sind und daher von den aus den Rauchröhren austretenden Feuergasen umspült werden, bevor sie durch den aus dem Blasrohr strömenden Dampf durch den Schornstein emporgerissen werden. Durch das Innere der Rippenrohre zieht der aus dem Kessel tretende Dampf, so daß eine Verdampfung der mitgerissenen Wasserteilchen und womöglich eine Überhihung des so getrockneten Dampfes hervorgerufen wird, bevor er in die Cylinder der L. gelangt. Einen weitern Vorteil soll der Apparat dadurch bieten, daß die von den Feuergasen mitgeführten Funken durch das Anschlagen an die Wandungen und Rippen der Rohre zermahlen und unschädlich gemacht werden, wodurch die Gefahr des Funkenwerfens wesentlich vermindert wird. Daß durch den Einbau des Apparates in die Rauchkammer die Wirkung des Blasrohres verringert und dadurch die Verbrennung gestört werde, ist nicht zu befürchten, da der freie Durchgangsquerschnitt zwischen den Rippen des Röhrensystems ohne die seitlichen freien Räume das Dreifache des Schornsteinquerschnittes beträgt.

Schubert in Sorau hat die Bemerkung gemacht, daß die Mehrzahl der durch Lokomotiven verursachten Brände nicht von den aus dem Schornstein entweichenden Funken, sondern von glühenden Teilen herrühren, die durch den starken Luftzug aus dem Aschenkasten herausgewirbelt werden. Die aus dem Schornstein herkommenden Funken, welche meistens

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 588.