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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Meteorologische Stationen - Metzger
bedauern, daß Vie Beobachtungen sehr lückenhaft! lind. Auf dem Inselsberg wurde 1884 eine Sta-! tion eingerichtet, welche später Registrierapparate ^ für Luftdruck und Temperatur erhielt. Als Ver-! gleichungsstation dient die 41 km entfernte Station Erfurt (Seehöhe 196 in). Die Beobachtungsresultate werden m der Zeitschrift »Wetter« veröffentlicht.
Die Station der Schneekoppe ist in der Koppenbaude, südöstlich von der auf dem höchsten Punkte stehenden Kapelle, untergebracht. Sie besitzt außer der gewöhnlichen Ausrüstung einen Barographen.
Die Messung der Windrichtung und der Niederschläge bietet auch hier wcaen des starken Rauhreifes große Schwierigkeiten. Die Veobachtungsresnltate werden vom preußischen meteorologischen Institut veröffentlicht. Eine weitere Höhenstation ist auf dem Glatzer Schneeberg eingerichtet.
Die höchste Beobachtungsstation Europas hat Österreich seit 1886 in den Hohen Tauern auf dem Sonnblick errichtet. Der Berg, ein steilwandiges Massiv mit seltsam gestalteter, sirstartiger Kuppe, liegt völlig isoliert und unbeeinflußt von der Umgebung. Das Observatorium ist hart an der Kante des Absturzes erbaut und nach W. von einem stürm- und wetterfesten, etwa 12 in hohen Turm begrenzt. Im ersten Stock desselben sind die meteorologischen Instrumente (mit Thermo-, Hugro- und Barograph) aufgestellt, auf der Plattform befindet sich das Anemometer. An den Turm schließt sich ein solider Steinbau, die Küche und Vorratskammer, an. Die beiden anstoßenden Räumlichkeiten sind aus Holz gebaut, die erste Thür führt in das Zimmer des Beobachters, eine zweite in die Gelehrtenstube. Zum Schutze gegen die verderblichen Wirkungen der Hochgewitter, denen der Sonnblick ausgesetzt ist, sind für Turm und Gebäude Blitzableiter angebracht. Nnter allen Hochstationen der Alpen hat neben dem St. Bernhard die längste Beobachtungsreihe der Hochobir. Hier wurden schon seit 1846"regelmäßige Beobachtungen gemacht. 1879 wurde die Station mit Instrumenten neu ausgerüstet und erhielt auch Registrierapparate für Luftdruck, Wind, Temperatur und Sonnenschein. Die Beobachtungen werden im Jahrbuch der Zentralanstalt für Meteorologie« veröffentlicht. Österreich besitzt überhaupt 23 Stationen mit einer Seehöhe von 1000-1500 m, 7 Stationen mit 1500-2000 in und 3 mit mehr als 2000 in Seehöhe.
Im 1.1882 wurde in dem 40 in unter dem Gipfel des Santis liegenden Gasthaus eine meteorologische Station eingerichtet, 1887 aber auf dem Gipfel selbst ein Observatorium errichtet. Das massive Gebäude enthält im Erdgeschoß das Telegraphenbüreau und das Arbeitszimmer des Beobachters sowie Küche und Vorratskammer, im ersten Stock Wohn- und Schlaf-Zimmer der Beamten, im zweiten Stock Arbeits- und Schlafzimmer für zeitweilig zu besondern Untersuchungen auf der Station sich aufhaltende Gelehrte.
Vom zweiten Stock führt ein Tunnel zum Anemometerhäuschen. Das flache Dach, welches nur wenig über das oberste Plateau des Gipfels hinausragt, eignet sich vortrefflich zu Beobachtungen im Freien.
Nenndas Sonnblickobservatorium höher liegt als die Säntisstation, so ist bei letzterer die größere Nähe des Tieflandes ganz besonders zu schätzen. Die Beobachtungsresultate werden von der Schweizer Zentralstelle veröffentlicht. Eine der ältesten Hochstationen der Schweiz ist der große St. Bernhard, welche im Hospiz untergebracht ist. Dieselbe hat jedoch ebenso roie die Stationen auf dem St. Gotthard und
im Theodulpaß keine freie Gipfellage. Frei dagegen liegt die Station Rigikulm, eine Station zweiter Ordnung, deren Instrumente in und bei dem Hotel auf dem Gipfel untergebracht sind. Die Schweiz hat 20 Stationen in einer Höhenlage von 1000-1500iii, 6Stationen zwischen 1500 und2000m und 5 Stationen von mehr als 2000 in Seehöhe.
In Frankreich ist die höchste Vergstation der Pic du Midi, wo seit 1873 Beobachtungen gemacht worden sind. Die Station befand sich ursprünglich etwa500in unter dem Gipfel in dem Col de Eecours. Ende 1874 wurde das Observatorium unbewohnbar, und nun wurde es nach dem Gipfel verlegt und als Station erster Ordnung eingerichtet. Ver'gleichungsstationen sind Tarbes, Bagneres und Bareges, welche in geringelt Entfernungen und in verschiedener Höhe liegen. Die Beobachtungen auf dem Pic du Midi werden in den Annalen des Lui-^u cknti-ai veröffentlicht.
Fast ebenso alt ist das Observatorium auf dem Puy de Dome, einem isolierten Bergkegel in der Vulkanreihe der Auvergne, höher als alle Nachbarkegel.
Der Gipfel ist eme etwas unebene Plattform von geringer Ausdehnung. Die auf demselben befindlichen Gebäulichkeiten bestehen aus einem geräumigen Wohnhaus und dem turmartigen Observatorium, in und bei welchem die Veobachtungsavparate und Negistrierinstrumente angebracht sind. Vergleichende Beobachtungen werden in Clermont gemacht. Veröffentlicht werden die Beobachtungen in den Annalen des ^ui'^n c6nti^1. In Algerien befitzt Frankreich 4 Stationen mit einer Seehöhe von mehr als 1000 in.
Die interessanteste aller Gipfelstationen Europas ist trotz ihrer verhältnismäßig nicht sehr bedeutenden Höhe der Ben Nevis im nordwestlichen Schottland.
Diese Station liegt an der Heerstraße, auf welcher die großen atmosphärischen Wirbel mit ihren verderblichen Stürmen einherziehen. Der Ben Nevis ist der höchste Berg der Britischen Insel, von allen Seiten haben die Winde freien Zutritt. Am Fuße des Berges, auf der Westseite, liegt in einer Entfernung von nur 11 kin die Station Fort William.
Das Observatorium wurde 1883 eröffnet. An einen sehr massiv gebauten Turm schließen sich die Arbeits- und Schlafräume der Beobachter an; in diesen Räumen sind die Beobachtungs- und Registrierinstrumente aufgestellt. Nach der Südseite hin befinden sich Schlafzimmer, Küche 2c. Die Beobachtungen werden im »^ournkl ot tlik seonisu ineteo rolotz'ioai ßooiet^« veröffentlicht. Italien besitzt 11 Stationen in einer Seehöhe von 1000 - 1500 in, 4zwischen1500und2000in und 6 in mehr als 2000m Seehöhe. Die italienischen Gipfelstationen, auf denen aber wohl nicht überall beobachtet wird, sind für die Erforschung der klimatischen Verhältnisse des Mittelmcergebietes von großer Wichtigkeit. Für das südliche Rußland ist eine Station auf dem Tschatyr Dagh-Gipfel in der Krim (Seehöhe 1519 in) in Anregung gebracht worden. Vgl. N oich, ^dy inonntkin in6t60r0i0ßicli1 stktions ol IXii'onO (Abdruck aus »^merie^n ^oui'nki«. Ann Arbor 1886).
Metzger, Emil, geogr. Schriftsteller, geb. 17. Okt.
1836 zu Koblenz, wurde preußischer Pionieroffizier, trat aber 1860 in niederländische Dienste, wurde dem Geniekorps der niederländisch-indischen Armee zugeteilt und brachte es zum stellvertretenden Chef der zweiten Sektion der Triangulationsabteilung.
1876 trat er krankheitshalber in den Ruhestand und lebte seitdem in Stuttgart, wo er 6. Juli 1890 starb.
Seine gründliche Kenntnis von Land und Leuten