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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Neo-Lamarckiemus - Neuguinea
zieren die Askariden eine sehr große Menge Kohlensäure; unter den übrigen Spaltungsprodukten treten weder Wasserstoff noch sonst irgend welche reduzierende Substanzen auf. Der Fadenwurm (^oräius, der in freilebendem, geschlechtsreifem Zustand untersucht wurde, zeigt ein sehr auffälliges Verhalten, indem er bei Entziehung des Sauerstoffes seine Bewegungen bald einstellt und tot scheint, jedoch wieder auflebt, wenn man ihn nach 24 Stunden wieder mit atmosphärischer Luft in Berührung bringt. Ähnliches findet fich bei keinem andern N., doch vermögen auch andre frei lebende N. sowie Würmer überhaupt, besonders Schlamm bewohnende Formen, bel Entziehung von Sauerstoff zu leben. Besonders widerstandsfähig sind die Essigälchen, indem sie sich nach absolut vollständiger Sauerstoffentziehung noch siebenmal 24 Stunden lang auf das lebhafteste bewegen; sie leben bekanntlich mit Vorliebe auf säuerlichem Nährboden und nicht nur im Essig, sondern vermögen gerade so gut in Mehlkleister, saftigem faulenden Obst, macerierten Knollen und Wurzeln zu leben, wobei je nach der Verschiedenheit des Nährbodens nicht selten eine Verschiedenheit in Bezug auf Länge und Breite der Würmer eintritt. Empfindlich sind die Aaltierchen gegen alkalische Säfte, so gegen Galle und ganz besonders gegen Schwefel. Im menschlichen Organismus vermögen die Essigälchen, wenn auch eigentlich nicht schädlich, immerhin unter besondern Verhältnissen zu Erkrankungen Veranlassung zu geben; es empfehlen fich als Gegenmittel kleine Gaben von Schwefelpulver oder von Jodtinktur sowie frische Ochsengalle oder etwas wermutbittcrer Branntwein.
Die Bedeutung der N. als Parasiten bei Tieren und Pflanzen wird täglich mehr erkannt; für den dem Menschen gefährlichsten Parasiten, die Trichine, wurde anläßlich einer Sektion nachgewiesen, daß 27 Jahre nach erfolgter Infektion die eingekapselten Trichinen noch lebensfähig waren. Bei den Säugetieren vermögen besonders die Strongyliden als Magen- oder Lungenwürmer seuchenartig auftretende Erkrankungen herbeizuführen; als Wirte für Lungenparafiten aus der Familie der Strongyliden sind 25 Säugetierarten bekannt. Am meisten von allen Haustieren leiden an Lungenwürmern die Schafe und Schweine; fo wurden im städtischen Zentralschlachthof in Berlin vom 1. April 1886 bis 31. März 1887 die Lungen von 1641 Schweinen und 570 Schafen wegen der Lungenfadenwürmer vom Verkauf ausgeschlossen, wobei nur solche Organe zurückgewiesen wurden, die auch durch Entfernung der Parasiten nicht mehr in einen genießbaren Zustand zu bringen waren; wären alle mit vereinzelten Parasiten behafteten Lungen zurückgewiesen worden, so würden es 75 Proz. gewesen sein. Auch bei Meeressäugern finden sich Fadenwürmer; so wurde ^.80^118 Xük6u> tlilriii im Magen des Weißwales, 8ti on^ius aretieus im Gehörorgan des gleichen Tieres nachgewiesen.
Unter den bei Pflanzen parasitiere'nden N. ist das berüchtigte Stengelälchen (i^ienckuZ äsva Ltn.-tor) jetzt als Parasit von 34 Pflanzenarten, die sich auf 14 Familien verteilen, nachgewiesen worden; doch finden sich nur bei einigen Arten die Würmchen in genügender Zahl, um die Pflanzen krank zu machen; zu den bisher schon bekannten, durch das Stengelälchen verursachten Pflanzenkrankheiten ist neuerdings die Ananaskrankheit der Nelken gekom die äußern Krankheitserscheinungen sind ähnlich wie bei allen von I^Ienolius äeva Ltawr heimgesuchten Pflan Zenarten: das Kur Zbleiben aller oder einiger
Stengelglieder, das Kurzbleiben und zugleich Dick- und Krauswerden vieler Blätter, die in vielen Fällen später absterben... Indem bei den älchenkranken Nelkenpflanzen der Ährenteil vieler Knospen nur wenig entwickelt war und bei fortgesetztem Wachstum nur mehr oder weniger in die Dicke, nicht aber in die Länge ging, bei vielen Knospen aber die Blätter zu ziemlich normaler Entwickelung gelangt waren, hatte sich aus den dicht zusammengehäuften Blättern ein Vlätterschopf gebildet, welcher große Ähnlichkeit mit dem einer Änanasfrucht zeigte. Diese Ähnlichkeit veranlaßte die Entdeckerin dieser Krankheit, ihr den Namen Ananaskrankheit zu geben (engl.: ?in6 - ap^ie-8ickn658; Holland.: ^niiu^sxielvtft clsi' on Mieren s Nelken^). Bei allen von i'Mneliug heimgesuchten Pflanzen fand übrigens Nitzema Vos die Schmarotzer nur in den Stengeln und Blättern, niemals in den Wurzeln, weshalb diese auch niemals die charakteristischen Krankheitssymptome zeigen. Es bilden sich aber bei den kranken Nelkenpflanzen weniger Wurzeln als bei den gesunden. Vermutungsweise wird ein Nematode auch als Ursache der die Rohrzuckerkulturen Javas schwer gefährdenden Serehkrankheit angesehen. Vom Westen her hat sich die Serehkrankheit schnell bis zur äußersten Ostspitze der Insel verbreitet, und in Mitteljava ist durch sie die Zuckerrohrproduktion von 1888 um annähernd ein Sechstel der Ernte, 1889 um ein Drittel der Ernte gegen 1887 vermindert. Auch diese Krankheit äußert sich darin, daß die Internodien kurz und die Blätter infolgedessen nahe aneinander gedrängt bleiben. Es werden zahlreiche Safttriebe und oberirdische Seitentriebe gebildet, im ärgsten Stadium wird überhaupt kein Rohr, sondern es werden nur Blätter hervorgebracht.
Die durch die N. verursachten Pflanzenkränkheiten treten wie in der Alten Welt, so auch in der Neuen Welt verheerend auf. Die gegen die Schädlinge angewendete, von Kühn vorgeschlagene Methode der Fangpflanzen, die bisher besonders bei den Rübennematoden zur Anwendung kam, ist von ihrem Entdecker zweckdienlich erweitert worden, um desto sicherern Schutz zu bieten (s. Fangpflanzen).
Neo-Lamarckismus, s. Anpassung.
Ncptunhahu, s. Hahn.
Neruda, 1) Johann, tschech. Dichter und Novellist, starb 22. Aug. 1891 in Prag.
Nerven, Ermüdung, s. Ermüdung.
Nessrlausschlag, s. K iefernsvinne r.
Nessclrodc, Dimitri, Graf von, kaiserlich russ.
Oberhofmeister, starb im Juni 1891.
Neuguinea. 1) Deutsch-Neuguinea. Die deutsche Neuguinea-Kompanie übergab nach einem am 23. Mai 1889 getroffenen Abkommen die Landesverwaltung und Gerichtsbarkeit in N., dem Bismarck-Archipel und den Salomoninseln an kaiserliche Beamte.
Der Sitz des kaiserlichen Kanzlers des Vismarck-Archipels wurde von Keravera in Nenlauenburg nach der südlich der Blanchebai in Neupommern gelegenen Station Herbertshöhe, und, da sich Finschhafen als sehr ungesund erwies, die Zentralstation der Landes- und Kompanieverwaltung und der Sitz des kaiserlichen Kommissars von Finschhafen nach Friedrich - Wilhelmshafen verlegt. Im Schutzgebiet lebten 1891: 70 Deutsche, 11 Engländer, je 7 Amerikaner und Franzosen, 6 Holländer u. a., zusammen 115 Fremde, davon7 Regierungsbeamte, 23 Kaufleute, 23Missionare, 11 Pflanzer, 22 Händler u. a. Dazu kamen 21 Frauen (18 verheiratete) und 23 Kinder. Das Personal der Kompanie auf den Stationen Finschhafen, Butaueng, Konstantinhafen, Stephansort, Erima, Hatzfelot-