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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Panzerpuffer - Panzerschiffe
wachse mitten im Meere, und von der General Gordon vor einigen Jahren behauptet hat, sie stelle den eigentlichen Baum des Paradieses vor, sind seit einigen Jahren Anbauversuche gemacht worden. Der majestätische Baum, dessen Stämme 40-50 m Höhe, dessen Blätter über 6 in Länge erreichen, ist heutzutage auf Praslin und Curieuse, zwei von den Inseln der nördlichen Gruppe der Seschellen, beschränkt und geht dort seinem Untergang entgegen, wenn man ihn nicht durch künstliche Anpflanzung retten kann.
Seine Existenzbedingungen sind nämlich ziemlich ungünstig, einmal, weil die Bäume getrennten Geschlechtes sind, zweitens, weil sie spät blühen, ihre Früchte volle 7 Jahre bis zur Reife brauchen und überdem nur unter sehr günstigen Umständen keimen. Trotzdem man diese riesenhaften Früchte, di^ größten Baumfrüchte der Erde, nicht selten im Meere treibend antraf (und früher für die Kuriositätenkabinette ungemein hoch bezahlte), haben sie den Baum an keine fremde Küste verbreitet. Nunmehr hat der Gouverneur der Inseln künstliche Befruchtung und Anbau angeordnet. Nur sehr wenige auswärtige botanische Gärten und Palmenhäuser konnten sich bisher des Besitzes dieser seltenen Pflanze rühmen, so derjenige von Peradeniya auf Ceylon, woselbst ein vor 39 Jahren gepflanzter männlicher Baum zuerst im Sommer 1890 blühte, und derjenige von Sir John Kirk auf Sansibar. Seit 1827 hatte man sich zu wiederholten Malen vergeblich bemüht, die Nuß auch in Europa und zwar in Kew zum Keimen zu bringen, aber erst in neuester Zeit mit Erfolg.
Man legte im Juni 1889 vier Nüsse in ein Lager von Kokosnußfaser und hielt sie mit gelegentlicher Anfeuchtung bei 27-30", worauf sie sämtlich Keimlinge lieferten, von denen zwei fortzugehen scheinen.
Außerdem hat man sich dort in einem Wardschen Kasten einen Keimling senden lassen, der schon ein meterlanges Blatt besaß, so daß Hoffnung ist, die seltene Pflanze auch in unsern Gewächshäusern zu erhalten.
Panzcrjmffer, s. Eisenbahnbetrieb.
Panzerschiffe. Wie im Landkriege, so hat auch im Seekriege eine Vervollkommnung der Waffen im allgemeinen Änderungen der Fechtweise zur Folge. Da man indes neben den eigentlichen Waffen, dem Geschütz und dem Torpedo, im weitern Sinne auch das Schiff selbst in seinen Eigenschaften und Leistungen als Ramme, wie in seiner Fahrgeschwindigkeit, Manövrierfähigkeit und seinem Aktionsradius (ohne Kohlenauffrischung unter Dampf zurückzulegende Entfernung) Q^s» Waffe ansehen kann, so haben die Wechselbeziehungen zwischen Waffen und Fechtweise im Seekriege doch einen etwas andern Charakter als im Landkriege. Denn es können sehr wohl der Schiffsbautechnik in Voraussicht einer gewissen taktischen und strategischen Verwendung einzelner Schiffe oder ganzer Geschwader weitere Aufgaben und Ziele gesteckt werden, von deren technischer Erfüllung die Ausführbarkeit jener Maßnahmen abhängt. Als 16. April 1856 auf dem Kongreß zu Parodie Abschaffung der Kaperei unter Zustimmung aller größern Seestaaten, mit Ausnahme Spaniens, der Vereinigten Staaten von Nordamerika und Mexikos, erklärt wurde, erfüllten sich die Hoffnungen derjenigen nicht, welche einen Schutz für alles Privateigentum auf See wünschten. Denn wenn es Endzweck jeden Krieges ist, dem Feinde in möglichst kurzer Zeit alle Hilfsmittel zu vernichten, so ist für den Seekrieg die Aufbringung feindlicher Handelsschiffe eine der wirk, amsten Maßregeln. Da dies durch Kaperschiffe nicht mehr geschehen darf, so haben die Kreuzer oer Kriegs flotten diese Aufgabe zu erfüllen. Sie sollen demnach auf den Seehandelsstraßen den feindlichen Handelsschiffen den Weg verlegen und sich ihrer bemächtigen, nebenbei aber auch die feindlichen Küsten, besonders die durch Küstenbefestigungen nicht geschützten reichen Handelsplätze brandschatzen. Von diesem Grundsatz werden in einem künftigen Seekriege die Operationen der Kriegsflotten ausgehen. Daraus erklärt es sich, weshalb alle Seestaaten in neuerer Zeit ein so großes Gewicht auf die Verbesserung des Kreuzerbaues und die Verstärkung der Kreuzerflotte legen. Unter den 70 Schiffen, welche England zufolge der ^aval dkfsncL act von 1889-94 baut, befinden sich neben 8 Panzerschiffen erster und 2 zweiter Klasse 42 Kreuzer, unter diesen 9 von 7400 bis 7700 Ton. und 29 von 3400 - 3600 T. Dennoch hält der Admiral Symonds diese Zahl unter Hinzurechnung der vorhandenen Kreuzer für unzureichend, um die eigne Handelsflotte zu schützen und die feindliche zu schädigen. Die Ergebnisse früherer Flottenübungen scheinen diese Behauptung zu bestätigen. Die Erfüllung jener Aufgaben erfordert eine Fahrgeschwindigkeit der Kreuzer, welche die der Schnelldampfer noch übertrifft. Die größten der bis heute gebauten Schnelldampfer, Teutonic und Majestic von 177,40 m Länge der White Star-Linie, haben ebenso wie die nächstgrößten, City of New Jork und City of Paris der Inman-Linie von 170,?0 m Länge, etwa 19, der Schnelldampfer Fürst Bismarck der Hamburger Packetfahrtgesellschaft 19,50 Knoten Fahrgeschwindigkeit. Die neuen englischen Kreuzer sollen deshalb 20Knoten laufen. Der Erfolg dieser Kreuzer wird aber nicht allein hiervon, sondern auch von ihrer Befähigung zu langdauernden, weitreichenden Fahrten ohne Kohlcnauffrischung abhängen, sie müssen deshalb sowohl große Maschinen als große Kohlenvorräte erhalten. Der Kreuzer erster Klasse Royal Arthur, der am 26. Febr. 1891 in Portsmouth vom Stapel lief, hat 7350 Ton. Gewicht, seine Maschinen entwickeln 12,000 Pferdekräfte, welche ihm eine Geschwindigkeit von 20 Seemeilen in der Stunde geben sollen. Er führt 850 T. bohlen an Bord, welche für 10,000 Seemeilen bei
10 Knoten und für 2500 Seemeilen bei voller Geschwindigkeit ausreichen sollen. Entsprechend ihrer eignen großen Geschwindigkeit und in Rücksicht auf die gleiche Schnelligkeit feindlicher Schiffe, mit denen der Kampf aufzunehmen ist, besteht die Armierung ausschließlich aus Schnellladekanonen, und zwar aus
11 von 15,2 cm, 16 von 5,7 cm, 3 von 4,7 cm Kaliber und 8 Mitrailleusen. Außerdem 4 Torpedorohre.
Um die Splitterwirkung der in die Batterie einschlagenden feindlichen Geschosse zu beschränken, sind die Geschütze in der Batterie räumlich weit auseinander gezogen und durch Panzerquerwände getrennt. Die Geschütze auf dem Oberdeck stehen über den Zwischenräumen der Geschütze in der Batterie. Es war bisher gebräuchlich, die Geschütze auf dem Oberdeck in balkonartig über die Bordwände hinausgeschobenen Ausbauten auf Drehscheiben durch Schirme geschützt aufzustellen, damit sie jederzeit auch in der Längsrichtung des Schiffes, bei der Verfolgung nach vorn, beim Rückzug nach rückwärts, feuern können. Da an diesen Erkern sich aber bei hohem Seegang die Wellen brechen und den Gebrauch der Geschütze beschränken, und da diese Vorbauten beim Aneinanderoorbeifahren zweier Schiffe der Gefahr ausgesetzt sind, abgestreift zu werden, so hat man dieselben in neuerer Zeit, auch auf dein Royal Arthur, möglichst wenig hinaus' geschoben. Um die Maschinen, 'Kessel, Munitions 45*