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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Prämiierung bäuerlicher Wirtschaften - Preußen
Prämiierung bäuerlicher Wirtschaften. Nach dem
Vorbilde Belgiens und Frankreichs wird den Prämiierungen bäuerlicher Wirtschaften auch im Deutschen Reiche vielerorts erhöhte Aufmerksamkeit zugewendet, um damit kleinere Landwirte zu einer rationellen Wirtschaftsführung anzuregen. Als Beispiel des dabei eingehaltenen Vorganges entnehmen wir dem Programm für die Prämiierungen in der Provinz Posen das Nachstehende: Für jede Konkurrenz werden drei Prämien ausgesetzt im Betrage von 300, 200 und 100 Mk., wobei eine Zusammenlegung zweier Prämien durch die Preisrichter nicht ausgeschloffen ist. Zugelassen werden die Eigentümer und Pachter von bäuerlichen Wirtschaften, deren Grundbesitz nicht höher als zu 600 Mk. eingeschätzt ist, die auf ihrem Grundstück wohnen und' dasselbe selbst bewirtschaften. Die Prämiierung soll sich nicht auf die einzelnen Zweige, sondern auf die Wirtschaften in ihrer Gesamtheit erstrecken. Als Prämiierungskommission treten der Wanderlehrer des betreffenden Bezirks und zwei Mitglieder aus den bäuerlichen Kreisen zusammen. Dieselben haben zunächst die zur Konkurrenz angemeldeten Wirtschaften im Herbst d.I. eingehend zu besichtigen und dem Besitzer die Beseitigung etwa hervortretender Mängel anzudeuten.
Eine zweite Besichtigung erfolgt im nächsten Sommer kurz vor der Ernte. Bei dieser ist das Ergebnis definitiv festzustellen und dabei darauf zu achten, ob die früher gerügten Mängel beseitigt sind. Bei der Beurteilung sind folgende Gegenstände und deren
Wertschätzung in Veurteilungsvunkten (Points) zu
bezeichnen:
1) Kulturzustand des Grund und Bodens der Wirtschaft einschließlich der Wiesen...... 30 Points
2) Verbesserungen auf dem Acker und den Wiesen 25
3) Saubere Bestellung der Felder..... 25
4) Obst- und Gartenbau, Bienenzucht .... 20
5) Viehhaltung (Rasse, Haltung und Ernährung) 60
6) Düngerbereitung........... 50
7) Molkereiwesen und innerer Haushalt ... 30
8) Zustand der Gebäude......... 15
9) Zustand des toten Wirtschaftsinventars .. .. 20 10) Allgemeiner Zustand der Wirtschaft, auch mit
Rilctsichtanfdie Buchfiihrungundden Neinertrag 25
Zusammen: 300 Points.
Die beigestellten Ziffern bezeichnen den denkbar günstigsten Zustand des betreffenden Gegenstandes; bleibt derselbe hinter diesem zurück, so ist ihm eine entsprechend niedrigere Zahl zuzuteilen. Die Summe der Points gibt den Ausschlag zwischen zwei konkurrierenden Wirtschaften. Solche Wirtschaften, deren Beurteilung nicht 200 Points ergibt, haben keinen Anspruch auf die erste Prämie, für die zweite und dritte Prämie sind mindestens 100 Points erforderlich.
Prellböcke, hydraulische, s. Eisenbahnbetrieb.
Preußen. Nach dem endgültigen Ergebnis der Volkszählung vom I.Dez. 1890betrugdieGesamtbevölkerung 29,956,281 Personen, hat also seit 1885 um 1,636,811 Seelen, d. h. um 5,?? Proz. zugenommen. Die Bevölkerung verteilt sich auf die Provinzen nach Gesamtzahl und Religionsbekenntnis wie folgt:
Provinzen
Bevölkerung
1890
Darunter aktive Militär^ Personen
Religionsbekenntnis
Evangelische ^^ Katholiken ^^ Andre Christen ^^ Juden «Andersgläubige
Ostpreußen.
Westpreußen
Berlin .. . Brandenburg
Pommern . Posen .. . Tchlesien . Sachsen. . Schleswig - Holstein Hannover .. .. .. , Westfalen .. .. , Hessen - Nassau Rheinland. .. .. , Hohen^ollern. .. .
Znsamin
Mit Einschluß von Helgoland beträgt die Bevölkerung 29,957,367 Seelen. Weitere Angaben, besonders über die Regierungsbezirke und die Städte über 20,000 Einwohner enthalten die Artikel über die einzelnen Provinzen. Es gab 1890: 164,798 Reichsausländer, die meisten in der Rheinprovinz (39,669), Schleswig-Holstein (37,821), Schlesien (24,811) und Berlin (17,704). Nach der Konfession unterschied man 64,2 Proz. Evangelische (1885:64, l), 34,2 Proz. Katholiken (33,9), 0,5/Proz. andre Christen (0,29), 1,21 Proz.
Juden (1,29). Demnach hat unter der Bevölkerung eine Verschiebung zu gunsten der Katholiken stattgefunden. Ihre Zahl hat seit 1885 um 6/><: Proz. zugenommen, bei den Evangelischen nur 5,iu und bei den Juden gar nur 1,49 Proz.
Die Bevölkerung der 1263 Städte (einschließlich der im Stande der Städte vertretenen Landgemeinden) ist im Zeitraum 1885-90 von 10,602,371 auf 11,783,427 Seelen gestiegen, 0. h. um 11,11 Proz.
Dagegen hat sich die ländliche Bevölkerung (in 37,152 Landgemeinden und 16,591 Gutsbezirken) nur von
1958663
26603 1675792 257159 11141
1433681
21017 681195 717532 13158
1578794
19596 1352558 135407 10671
2541783
37908 2431307 89910 6572
1520889
12518 1476300 27476 4 788
1751642
22302 542013 1164067 1149
4224458
33603 192121t, 2247 890 7142
2580010
21250 2383561 183283 4888
1217437
17 034 1188720 21796 2 833
2278 361 21 633 1970091 287470 5320
2428661
8425 1152985 1250603 5673
1664426
12026 1156 457 455477 7 625
4710391
38066 1295673 3351864 14391
66085
142 2507 62917 29955261
292173 19230375 10252807 95351
14411
160
21750
46
79286
872
13 775 219
12246
79
44346
67
48003
20?
7949
379
3570
518
15112
362
19172
228
44543
324
47234
1229
661
372058 !
4690
17,716,099 auf 18,173,575 Seelen, d. h. um 2,53 Proz. vermehrt, und zwar fand die Vermehrung nur in den Landgemeinden statt, während sich die Bevölkerung der Gutsbezirke um 0,60 Proz. verminderte. Während die männliche Bevölkerung im Zeitraum 1880-85 verhältnismäßig weniger als die weibliche zugenommen hat, ist im letztverflossenen Jahrfünft das Umgekehrte der Fall gewesen. Ban. der Bevölkerung waren 185'0: 14,702^151 Personen männlichen und 15,253,130 weiblichen Geschlechts, so daß auf 100 männliche 103,7 weibliche P^-Men entfallen. 1885 waren unter 10,000 Einw. 4906 männlichen und 5094 weiblichen Geschlechts^ 1890 aber 4908 männlichen und 5092 weiblichen Geschlechts; in den Städten veränderte sich dies Verhältnis noch zu gunsten des männlichen Geschlechts, indem auf 4912 männliche 5088 weibliche Personen entfallen. Die Zahl der W 0 h n st ätten ist seit 1885 von 3,248,861 auf 3,388,903 (darunter 3,295,912 bewohnte Wohnhäuser), die der Haushaltungen (einschließlich Anstalten) von5,976,246 auf 6,405,864