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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Preußen (Landwirtschaft, Industrie, Schiffsverkehr)
gestiegen. Auf ein bewohntes Gebäude entfielen 1880 im Durchschnitt 9 Personen, und zwar 14 in den Städten, 7 in den Landgemeinden und fast 13 in den Gutsbezirken. Eine Haushaltung zählte im Durchschnitt 4,6? Personen. Die Zahl der Eheschließungen ist seit dem Vorjahr wieder etwas gewachsen, nämlich von 240,996 (16,i pro Tausend) auf 244,657 (16,5 pro Tausend). Geburten fanden (1390) 1,130,120 statt, davon Lebendgeburten 1,092,158 (560,423 männlichen, 531,735 weiblichen Geschlechts). Die Geburtsziffer ist seit 1887 in stetiger Abnahme begriffen, nämlich von 39,4 auf 38,i pro Tausend. Die unehelichen Geburten betragen nur 7,?4 Proz. der Gebornen (1885:8,23 Proz.). Einschließlich der Totgeburten fanden (1^90) 755,105 Sterbefälle statt, 25,5
! pro Tausend, während die Sterbeziffer in den beiden Vorjahren nur 24,4, bez. 24,7 pro Tausend betrug.
Die natürliche Volksvermehrung belief sich auf 375,015, Köpfe (36,8< «9 weniger als im Vorjahr),z ^Landwirtschaft.^ Äuf die günstige Ernte des Jahres^ 1890, über deren Ergebnis wir auf den Artikel, »Deutschland« verweisen, ist 1891 eine Mißernte gefolgt, die um so drückender empfunden wird, da auch in Rußland die Ernte mißraten und die Ausfuhr von Roggen schon seit Ende August verboten ist.
Nach den Schätzungen der landwirtschaftlichen Vereine Preußens scheint jedoch der Ertrag der für die Ernährung des Volkes wichtigsten Feldfrüchte höher zu sein, als man anfangs glaubte. Es betrug die Ernte (in Doppelzentnern):
Provinzen
Roggen
1890
1891
1890
1891
Kartoffeln
1890 I 1891
Ostpreußen......
Westpreußen......
Brandenburg einschl. Vcrlin
Pommern.......
Pofen........
Schlesien.......
Sachsen.......
Schleswig-Holstein .. .. .
Hannover.......
Westfalen......
Hessen-Nassau.....
Rheinland.......
Hohenzollcrn......
Zusammen:
4 718887 3361117
5356076
3889811
4584392
6398549
5873154
2096 785
5 605 869
3216562
1982102
3274010
12320
4172788
2596491
7035382
4127 703
5565643
4511540
5109932
2538609
5223597
2321300
1497443
1960196
13182
1251768
975597
708920
937244
1264828 ! 2553023
3286745
879836
1508159 ^ 1071964 ! 1103910 ^ 196462s !
16335
1539991
1319237
875593
957843
1467 782
3150449
3389258
1062 331
1528989
877645
789937
1426 787
21898
50369634
46673806 ^^ 17523007 > 18407 740
11203041
13469279
12609 705 12166016
25 647194 29 794648
13553 782 16626588
20935620
22598229
28844907
30059811
18 770577 19545084
1970678
2003695
9826565
12006775
5631882
6 743519
7563085
7354462
1433562?
15 720650
303046
213856
l 171195709 188302612
Die Anbaufläche für Roggen hat sich gegen das Vorjahr um 366,309 Hektar (8,^l Pro', .), für Weizen um 41,743 Hektar (3,? Proz.) vermindert, da große Flächen, besonders in der Rheinprovinz, Schlesien, Westpreußen und Sachsen, umgepflügt werden mußten und nur zum kleinsten Teil wieder mit Sonnnerroggen oder -Weizen bepflanzt wurden. Das Ergebnis der Roggenernte erscheint deshalb weniger! ungünstig, weil der große Ausfall in der Rheinpro- l vinz, Westfalen, Schlesien und Westpreußen durch, einen voraussichtlichen Mehrertrag in Brandenburg, Posen, Pommern und Schleswig-Holstein großenteils ausgeglichen wird. Bei der Weizenernte wird sogar ein Überschuß von 884,733 Doppelztr. (5Proz.) gegenüber dem Vorjahr erwartet. Die Kartoffelernte verheißt zwar gleichfalls einen Überschuß, nämlich von 17,i Mill. Doppelztr. (10 Proz.), bleibt aber hinter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre um 13,l Mill. Doppelztr. (6,6 Proz.) zurück. Die vorläufigen Ermittelungen sind diesmal schon Mitte September erfolgt und deshalb viel unsicherer als die fönst üblichen Oktober-Ermittelungen; wie sich dazu das definitive Ergebnis stellen wird, läßt sich noch nicht beurteilen. Die Weinernte ergab 1890: 348,772 Iii (67,459 lü mehr als im Vorjahr) bei einer Anbaufläche von 17,312 Hektar. Über 95 Proz. i des Weinertrages entfallen auf die Rheinprouinz! und Hessen-Nassau, und zwar besonders die Regie- ^ rungsbezirke Koblenz, Trier und Wiesbaden. In den östlichen Provinzen schwankte der Ertrag pro Hektar zwischen 5 uno181i1, am Rhein undderMoselzwischen 30 und 65 Iii, nur im Ahrthal sank er auf 6^/2 Iii.
sInduftrie.^ Die Zahl der feststehenden Dampfkessel betrug 1891: 49,914, die der feststehenden Dampfmaschinen 48,440, der beweglichen Dampfkessel 13,769, der Schiffsdampfkessel 2115, der Schisfsoampfmaschinen 2216. Die Erzeugung des elektrischen Stromes findet in P. fast ausschließlich durch
Dampfkraft statt, und zwar wurden 1891 zum Betriebe von Dynamomaschinen 731 feststehende Dampfmaschinen mit 38,344 Pferdekräften und 63 Lokomobilen mit 1266 Pferdekräften ausschließlich und 177 feststehende nebst 12 beweglichen Dampfmaschinen zum Teil verwendet. Die ausgedehnteste Verwendung zu elektrischen Zwecken findet die Dampfkraft in Berlin (hier 135 Maschinen mit 15,373 Pferdekräften) und in den Regierungsbezirken Düsseldorf und Arnsberg. Im Betriebsjahr'1889/90 waren von7819 Branntweinbrennereien 6203 im Betrieb; die Produktion belies sich auf 2,622,401 Iii reinen Alkohol (399,670kl mehr als im Vorjahr), wovon 1,562,638 Iii die niedrigere Verbrauchsabgabe zu tragen hatten.
Die Branntweinsteuer lieferte in P. 117 Mill. Mk. (6^/2 Mill. mehr als im Vorjahr), darunter 20^ Mill. M. an Maischbottich- und Materialsteuer und 96^ Mill.
Mk. an Verbrauchsabgabe. Nach den seit 1873 über den Seeverkehr angestellten Erhebungen ist die Zahl der in preußischen Häfen angekommenen Seeschiffe von 34,667 zu 3,146,090 Ton. mit 178,505 Mann Besatzung 1890 auf 49,731 Seeschiffe zu 5,724,780 T. mit 276,812 Mann Besatzung gestiegen; 1873 waren darunter nur 4943 Dampfer zu 1,251,367 T., 1890 hingegen 20,041 Dampfer zu 4,436,737 T. Im Zeitraum 1873 - 90 hat sich die Verwendung der Dampfer um 305Proz. vermehrt, die der Segelschiffe um 0,5 Proz. vermindert. Im I. 1890 waren uon den angekommenen Schiffen 41,372 (83,2 Proz.) zu 5,088,100 T. beladen, darunter 18,715 Dampfer (93,i Proz.) zu 4,015,026 T. Die Zahl der aus preußischen Käsen abgegangenen Seeschiffe ist im Zeitraum 1873-90 von 33,197 zu 2,953,165 T. mit 169,641 Mann Vesalning auf 49,660 Seeschiffe zu 5,759,089 T. mit 277,303 Mann Besatzung gestiegen, darunter die Zahl der Dampfer von 4658 zu 1,150,400 T. aus 2l>,091 zu 4,490,117 T. Die Verwendung der Dampfer hat also um 331 Proz., die