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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Riesenwuchs - Rind
Radius derjenige des feststehenden Scheibenstückes entspricht. Das Scheibenstück schließt sich also mit seinem Umfang an die Peripherie des Konus an. Der Riemen wird nun beim Ausrücken von der treibenden Scheibe auf das feststehende Scheibenstück, beim Einrücken von diesem auf jene übergeschoben Hierzu dient eine Riemengabel, die auf der dem Scheibenstück zugewendeten Seitemit einem nach dem Schelbenstück gelegenen und auf diesem geführten Arm verbunden ist. Beim Auflegen des Riemens führen die Gabelzinken den Riemen bis an den Konus der rotierenden Scheibe, gleichzeitig drückt auch der gebogene Arm den Riemen gegen diesen Konus, so daß er, unterstützt durch sein Bestreben, nach der höchsten Stelle der Scheibe zu laufen, leicht auf die Scheibe ausläuft. Beim Ausrücken gleitet der Riemen, durch die Ausrückgabel geführt, leicht über den Konus ab, verliert so die Spannung und hängt lose über der angetriebenen Scheibe, bleibt also, da seine Spannung plötzlich aufhört, sofort auf dem festen Scheibenstück still liegen. Die Verbindungen der Riemenenden durch Nähen, Nieten, Schrauben 2c. wird vorgenommen, während der Riemen auf dem festen Scheibenstück liegt. Er erhält dann die nötige. Spannung durch Vermittelung des Konus beim Überschieben auf die treibende Scheibe.
Riesenwuchs, krankhafter (Akromegalie), zuerst vondem französischen Arzt Marie beschriebene Abnormität, bestehend in meist im jugendlichen oder mittlern Lebensalter auftretendem exzessiven Wachstum der Hände, Handgelenke und Vorderarme sowie der Füße, Sprunggelenke und Unterschenkel. Der R. beruht auf abnormem Wachstum der betreffenden Knochen, verbunden mit Vindegewebs- und Haargefäßwucherung. Charakteristisch ist auch die katzenartige Form der Riesenhände, die dicken, oft kolbig aufgetriebenen Finger, dieverbreiterten, gerieften Fingernägel, die an Elefantiasis erinnernde Formveränderung der Unterschenkel, Füße und Zehen. Im Gesicht äußert sich der R. durch Vergrößerung der Nase und Lippen, durch Hängen der gewulsteten Unterlippe und Hervortreten des stark entwickelten Unterkiefers. Ferner fällt auf die Vergrößerung der Zunge und die dadurch bedingte undeutliche Sprache, die längsovale Form des Gesichts und eine durch Veränderungen an der Wirbelsäule hervorgerufene gebückte Haltung. Am Schädel findet sich gewöhnlich ein Vorspringen der Knochennähte und ewe Vergrößerung der Knochenleisten. Die Knochenteile, welche die Augenhöhle begrenzen, sind meist aufgetrieben, die Augenlider verlängert und dicker als im Normalzustand, zugleich bräunlich pigmentiert. Vergrößerung der Thymusdrüse und des Hirnanhanges (H^opli^ßis c Lisdri) ist häusig nachweisbar. Die Analogie zwischen dem Kieferwachstum der Akromegalischen und der Anthropoiden berechtigt nach Freund zu der Auffassung des Riesenwuchses als eines auf Atavismus beruhenden Vorganges. Nicht zu verwechseln ist die Akromegalie, das partielle Riesenwachstum, mit dem allgemeinen R. Vgl. Freund, Über Akromegalie (Leipz. 1890).
Riggenbachs Zahnradbahnsystem, s. Bergbahnen, S, 94.
Rind (Äußeres). Die Vollziehungsverordnung zum Luzernischen Gesetz, betreffend die Viehzucht (1891), bezeichnet beim Rindvieh als Formfehler: schwerer Kopf, lange, spitze Nase, verkürzter Unterkiefer, schwere, schlecht gestellte Hörner, schwere, runde Knochen, Senkrücken, überbautes Kreuz, hoher, dicker Schwanzansatz, flache Rippen, enge Brust, Stumprippen, abschüssiger, spitzer Hinterteil, tzochbeinig-Meyers Konv.« Lexikon. 4. Aufl..XIX. Bd.
keit, schlechte Stellung und Gangart. Als Rassefehler beim Braunvieh: weiße, rötliche und graue Haarfarbe, weiße Hornspitzen, weiße oder gestreifte Klauen, weiße Schwanzquaste, weiße Ab! zeichen, bez. Flecke (sobald dieselben über die Langi griffe sich ausdehnen), fleischfarbiges Flotzmaul; beim Simm ent Haler Vieh: schwarze, rotbraune und! graubraune Flecke, verbändelte Ohren, schwarze Hornspitzen, schwarze Klauen, schwarze Flecke am Flotzmaul. Ein Schönheitsfehler beim R. sind! fehlerhafte, gebogene Hörner. Gegen denselben wird! in den Zuchtgebieten der Alpenländer von alters her! das Hörnerrichten in Anwendung gebracht. Beii sehr jungen Tieren wird die Hornrichtung am ein! fachsten durch Schaben und flaches Ausschneiden der Hornspitzen verbessert, und zwar wird ersteres am Grunde in der normalen Richtung des Hornes, letzteres an der fehlerhaften Seite ausgeführt. Andre verbessern die Hornstellung durch Ansägen, indem auf der fehlerhaft gebogenen Seite, 12-14 cm von der Hornwurzel, in Abständen von 4-5 cm 5-6
^cm._
0 r n l e i t e r.
5 Einschnitte bil. auf die Fleischteile mit der Säge' gemacht und alsdann mit Fett gut bestrichen wer> den. Eine schönere Hornrichtung läßt sich auch durch! das sogen. Iöcheln mit dem Brett- und Aufziehjoch oder dem Schraubenjoch erzielen. Derartige Harnleiter bestehen aus einem Gerät aus hartem! Holz (s. Figur), welches mit Riemen aufgeschnallt wird, wenn die Hörner 8-10em lang sind. Nach Angaben des Vezirkstierarztes Fischer fertigt sie Wagner A. Bohnenstengel in Donaueschingen. Bei ältern Rindern, bei welchen leicht Hornbrüche stattfinden können,^ werden dagegen die Hörner unter Anwendung von Wärme gerade gezogen. Zu diesem Hornziehen' wird ein Warmeisen und eine Hornschraube verwen! det. Ersteres ist ein gewöhnliches Brenneisen, welches! am Ende eine 10 - 15 om weite runde Öffnung in! Form eines starken, flachen Ringes besitzt. Nachdemi das Horn einige Tage vorher mit Fett beschmiert, wurde, wird das rotglühende Wärmeisen auf das zu^ richtende Horn gesteckt und letzteres durch Hin- und Herdrehen des Eisens erwärmt, alsdann die Hornschraube schnell angelegt und diese samt dem Horn mit den Händen nach der Richtung gedreht, welche das Horn erhalten soll. Diese Manipulation muß so lange wiederholt werden, bis die richtigetzornstellung erreicht ist.
Der wirtschaftliche Erfolg der Tierzucht hängt nicht allein von der züchterischen Intelligenz, sondern auch von dem kaufmännischen Geschick des Züchters bei dem Vieheinkauf und Viehverkauf unter bester Ausnutzung der bestehenden Marktgebräuche ab. Der Handelsverkehr in Rindvieh wickelt sich entweder unmittelbar zwischen Käufer und Verkäufer aus freier Hand ab, oder er findet durch Vermittelung statt.
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