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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Rudini - Rum
leiteten, wurden in den letzten Jahren Reformen angebahnt, Teilungs- und Rückversicherungsverbände gegründet, bisher jedoch ohne befriedigenden Erfolg.
Die Rückversicherer pflegen ihrerseits wieder häufig bei andern Rückdeckung (Retrozession) zunehmen, um ihre Risiken zu verringern, sie retrozedieren und zwar in ziemlich bedeutenden Quoten. Die Geschäftsresultate der reinen Rückversicherer waren in Deutschland in Tausenden Mark:
Jahr Prämien Retrozediert Schäden Überschüsse
1887
1888
1889
1890
27372
4306 14235
32470
5261 17143
36645
607? 20596
42646
7544 22520
46695
8905 25105
3028
2914
2377
3186
2715
in Österreich in Tausenden Gulden:
Jahr Prämien Retrozediert Schäden Überschüsse
1836
6604
1887
6993
1888
8323
1889
8977
1890
10235
112?
1179
1555
1599
2844
3681
3946
4430
4532
5034
449
263
492
539
391
Rudini, Antonio Starrabba, Marchese di, ital. Staatsmann, trat im Mai 1892 von der Leitung der Regierung zurück, da die Kammer seine Vorschläge, das Defizit im Budget zu beseitigen, nicht
billigte.
Muegg, Hans Rudolf, schweizer. Schulmann, geb. 12. Febr. 1824 zu Fürbenthal bei Winterthur, besuchte das Lehrerseminar zu Küßnacht unter Thomas Scherr, trat dann in den praktischen Volksschuldienst in Zürich, wo er sich gleichzeitig durch das akademische Studium der Mathematik, Philosophie und Pädagogik fortbildete, wurde 1848 Seminar- und Mufterlehrer zu Küßnacht, 1856 Seminardirektor zu St. Gallen und 1860 in Münchenbuchsee bei Bern.
Seit 1870 zugleich außerordentlicher Professor der Pädagogik an der Universität Bern, trat N. 1880 als Ordinarius ganz zu dieser über. Er ist seit Jahrzehnten einer der einflußreichsten Pädagogen der Schweiz, dessen wichtigste Werke auch ins Französische, Schwedische, Finnische, Ungarische und Spanische übersetzt wurden. In seinen Schriften zeigt er sich als besonnener Freund des pädagogischen Fortschrittes, der die Lehren der Schulerfahrung mit den Er-Qt5div^n der neuern Psychologie (Fechner, Lotze, U'undt) zugleich berücksichtigt. Er schrieb: »Lehrbuch der Psychologie« (4. Aufl., Bern 1885); »Pädagogik in übersichtlicher Darstellung <. (6. Aufl., das. 1885); »Zwei Schulmänner: A. Diesterweg und Th. Scherr« <das. 1871); »Sprachunterricht in der Elementarschule« (3. Aufl., das. 1885); »Stilübungen in der Volksschule« (2. Aufl., das. 1873); »Normalwörtermethode« (2. Aufl., Zürich 1884); »Bildung und Freizügigkeit der Lehrer an schweizerischen Schulen« (das. 1880); »Rechnen in der Elementarschule (3. Aufl., Bern 1887); »Pädagogische Bausteine < <das. 1886) u. a. Mit^Wettstein leitete er längere Jahre hindurch die »schweizerische Lehrerzeitung« (Frauenfeld, seit 1856).
Rufso, 3) Felio Lodovico R.-Scilla, ehemaliger päpstlicher Nunzius in München, wurde im Dezember 1891 zum Kardinal ernannt.
Rum wird hauptsächlich auf Jamaica, Cuba, St. Thomas, St. Crsix, St. Vincent, Trinidad, Guadeloupe und Martinique, dann auch in Britisch- und Holländisch-Guayana, in Brasilien, auf Mada gaskar und Mauritius hergestellt. In Ostindien und auf den Sundainseln ist die Rumfabrikation von untergeordneter Bedeutung, dafür tritt die Erzeugung des Arraks mehr in den Vordergrund, und auf der westlichen Halbkugel werden viele Spirituosen hergestellt, die hinsichtlich des benutzten Rohmaterials eine Mittelstellung zwischen R. und Arrak einnehmen, R. wird im wesentlichen aus Zuckerrohrmelasse dargestellt, doch setzt man vielfach auch Abfälle des Zuckerrohrs und den bei der Scheidung des Saftes erhaltenen Schaum (8kimniino'8), für geringere Sorten auch Schlempe (Dnuäki) von frühern Destillationen zu. Mit Wasser verdünnt, geht die Melasse ohne Zusatz von Hefe in Gärung über und liefert dann bei der Destillation den R. Der Rumbrennerei geht es heute noch ähnlich wie in frühern Zeiten der Bierbrauerei. Jeder einzelne Brenner hat seine Methode, die er für die beste hält, und ist zufrieden, wenn sein Fabrikat willige Abnehmer findet. Die vorliegenden Berichte über die Rumfabrikation weichen deshalb auch erheblich voneinander ab. Nach Richter benutzt man auf Jamaica den genannten Schaum, zuckerhaltige Waschwasser und Saft von angefaultem Rohr.
Diese Flüssigkeiten werden mit Kalkmilch bis nahe zum Sieden erhitzt, klar vom Bodensatz abgezogen und dann mit Melasse bis zum spezifischen Gewicht von 1,05 versetzt. Die Gärung läßt man möglichst bei 26" eintreten, sie ist nach 3 Tagen vollendet, und dann muß sofort destilliert werden, um die Bildung von Essigsäure möglichst zu verhindern. Letztere gibt bei der Destillation mit dem Alkohol Essigäther, der zwar zur Bildung des Aromas nötig ist, in zu großer Menge aber den R. »heiß« macht. Zur Erhöhung des Aromas fügt man bei der Destillation Blätter oder Rinde verschiedener Pflanzen zu. Das eigentümliche Aroma des Iamaicarums soll durch einen Zusatz von Zuckersaft und selbst Zuckerrohr zu der gärenden Flüssigkeit hervorgebracht werden. Durch langes Lagern nimmt der R. an Güte zu. Dieselbe Wirkung soll durch einen Zusatz von Ananassaft erzielt werden, doch wird behauptet, daß der Geruch und Geschmack des sogen. Ananasrums durch einen Fehler bei der Fabrikation oder durch Zusatz von Butteräther entstehe. Eine eigentümliche Rolle spielt der Dunder bei der Rumfabrikation. Nach manchen Angaben hat man in ihm ein Haupterfordernis für die Erzielung eines guten Rums zu erblicken, während er nach andern wertlos ist. Herzfeld betrachtet ihn als eine Flüssigkeit, welche abgetötete Hefe enthält, daher eins der besten Nährmittel für wachsende Hefe ist und deshalb ungemein gärungsföroernd wirkt. Außerdem enthält er die nötige Menge Buttersäure zur Bildung des für den R. besonders charakteristischen Butteräthers und bewirkt, daß die Gärung in saurer Lösung verläuft, wobei die Hefe reiner bleibt und die Essigbildung weniger zur Geltung kommt. Die Destillationsapparate der Rumfabrikation sind zum Teil sehr primitiv, doch hat man vielfach auch die in Europa gemachten Fortschritte der Spiritusindustrie verwertet. Die Fabrikanten versenden den N. in Fässern aus amerikanischem Eichenholz; die verschiedenen Sorten werden gewöhnlich nach ihrem Ursprung benannt. In Europa wird der Iamaicarum am höchsten geschätzt, und dieser verdankt seine Güte der Sorgfalt bei der Herstellung und, wie es scheint, der Anwendung eines guten, möglichst alten Dunders. R. enthält 73-77 Proz. und mehr Alkohol, die Handelsware wird gewöhnlich mit 74 Proz. abgegeben. Frischer R. ist farblos, beim Ladern nimmt er färbende Stoffe aus dem Holze auf,