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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Sbarbaro - Schalluhren

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Säugtiere'

Anmerkung: Fortsetzung von [Winterschlaf der Säugtiere.]

Winterschlaf übergeben und schließlich mit einem beträchtlichen Gewichtsverlust (bei Murmeltieren 200-300 g) erwachen. Einige Arten, wie die Eichhörnchen, sammeln zwar Vorräte ein, aber nur um sich derselben beim Erwachen zu bedienen. Dagegen zehren Hamster, Pfeifhasen (Lagomys) u. a. auch im Winter von ihren Vorräten; sie schlafen wohl mehr und länger als gewöhnlich, fressen aber in den Zwischenzeiten, und man kann nur sagen, daß sie dann ein mehr unterirdisches Leben führen; der Pfeifhase, indem er dann tiefere Gänge gräbt, in denen er während des langen Winters der asiatischen Hochebenen von den im Sommer eingesammelten Vorräten lebt.

Auch einige neue S. sind noch in den jüngsten Zeiten entdeckt worden, darunter als eine der unerwartetsten Formen ein Beutler-Maulwurf (Notoryctes typhlops) Australiens. Schon vor einigen Jahren hatte Professor Stirling in Adelaide ein defektes Exemplar dieses nur 13 cm langen, mit großer Schnelligkeit im Sande wühlenden Tieres bekommen, aber die unvollständige Erhaltung erlaubte keine genauere Untersuchung; seitdem sind Exemplare sowohl von Port Darwin als von 1500 englischen Meilen nördlicher gelegenen Orten eingegangen, so daß das merkwürdige Tier über den ganzen Kontinent verbreitet scheint. Es gleicht in Körperform und Größe einem Goldmaulwurf (Chrysochloris) mit kurzem, dichtem, gelblichem Pelz. Der Kopf ist verhältnismäßig kurz mit abgerundeter, oben mit Hornschild bedeckter Schnauze, die Zunge breit, fleischig, mit abgerundeter Spitze, die Speicheldrüsen stark entwickelt. Die Nasenöffnungen stehen seitlich und sind schlitzförmig, die Ohrenöffnungen sind klein und unter dem Pelz versteckt, Augenöffnungen fehlen gänzlich; die Augen sind zu bloßen, unter der Haut an den Wangenmuskeln liegenden Pigmentflecken zurückgebildet. Der Hals ist walzenförmig, 4-5 Halswirbel sind miteinander verschmolzen, und ein gekieltes Brustbein ist vorhanden. Eine enorm dicke und kurze erste Rippe dient anstatt eines Rabenbeins dazu, das Brustbein zu stützen. Die Vorderbeine sind kurz, kräftig und nach außen gerichtet, die Zehen in spitzem Winkel in zwei Reihen geordnet. Zehe 1, 2 und 3 bilden die innere Reihe und haben spitze Nägel; Zehe 4 und 5, erstere mit langem schmalen, letztere mit großem dreieckigen Nagel, bilden die äußere Reihe. Die Hinterfüße mit nach auswärts gerichteter Sohle haben flache breite Klauen an den Zehen, welche durch Bindehäute vereinigt sind. Der Schwanz ist verhältnismäßig lang, unbehaart und endet in einer knopfartigen Spitze. Am Bauche befindet sich eine kleine Tasche; die Bezahnung ist sehr eigentümlich und erinnert an diejenige von Amphitherium, einem fossilen Tier der Juraschichten, so daß das Tier selbst für Australien eine der ältesten noch erhaltenen Säugerformen darzustellen scheint und die Aufstellung einer besondern Familie für seine Person erfordern dürfte.

Auch auf Sumatra ist noch ein neuer, sehr seltener Ameisenbär (Trichomanis Hoevenii) entdeckt und durch Hubrecht beschrieben worden, aber leider ist das einzige bisher gefangene Exemplar auf der Reise nach Holland gestorben und aus Unkunde von den Matrosen über Bord geworfen worden. Es hat die Gestalt einer großen Katze mit grauem Pelz und schwarzem Längsstreifen über den Rücken, eine verlängerte, kegelförmige Schnauze mit kleiner Mundöffnung, langer cylindrischer Streckzunge, um Ameisen emporzuziehen, und nicht bemerkbare Ohren. Die Beine sind höher als beim Schuppentier (Manis), die Füße mit starken Klauen versehen, der Schwanz ist buschig. ↔

Sbarbaro, Pietro, ital. Politiker, geb. 1838 zu Savona, studierte in Pisa die Rechte und widmete sich in sehr jungen Jahren der Journalistik. Den Krieg von 1859 machte er als Freiwilliger mit. 1863 ließ er sich als Privatdozent in Pisa nieder und wurde 1864 zum Professor der Nationalökonomie in Modena ernannt. Wegen heftiger Agitation gegen die Mahlsteuer wurde S. 1872 abgesetzt, 1874 aber in Macerata wieder angestellt, doch weil ihm die dortige Universität zu klein war und er sich nach Neapel begeben hatte, um freie Vorlesungen zu halten, nach Parma versetzt. Nachdem er eifrig für Entwaffnung und Abschaffung der Kriege durch internationale Schiedsgerichte gewirkt hatte, wurde er wegen Opposition gegen den Unterrichtsminister Baccelli von neuem abgesetzt und begab sich nun nach Rom, wo er nicht bloß die Minister, sondern alle bedeutenden Männer in einer neu gegründeten Zeitung »Le Forche Caudine« aufs heftigste angriff und der Bestechlichkeit, des Betrugs u. dgl. anklagte. Er wurde zu 7 Jahren Gefängnis verurteilt, gleichzeitig aber in Pavia zum Deputierten gewählt, weswegen er freigelassen werden mußte. Um einen Konflikt mit dem Parlament zu vermeiden, begnadigte ihn der König.

Scanzoni von Lichtenfels, Friedrich Wilhelm, Mediziner, starb 12. Juni 1891 auf seiner Besitzung Zinneberg in Oberbayern.

Schachtsignaleinrichtung, s. Bergbau.

Schädeloperationen, s. Chirurgenkongreß, S. 151.

Schaffgotsch, Ludwig Gotthard von, Reichsgraf, starb 15. Juni 1891 in Warmbrunn.

Schalenblende, Bildung derselben, s. Mineralien.

Schalluhren, Entfernungsmesser beim Schießen aus Feuerwaffen, welche das Maß der gesuchten Entfernung aus der zwischen dem Aufblitzen des Schusses und dem gehörten Knall verstrichenen Zeit angeben. Die photographischen Aufnahmen fliegender Geschosse durch Mach und Solcher haben gezeigt, daß die in den Photogrammen erkennbaren Luftverdichtungswellen vor der Geschoßspitze als Schallwellen anzusehen sind; sie erscheinen nur dann, wenn das Geschoß eine größere Fluggeschwindigkeit besitzt, als die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Schalles (etwa 340 m) beträgt; in diesem Falle fliegt der Knall mit dem Geschoß, also schneller, als die natürliche Schallgeschwindigkeit. Ist die Geschoßgeschwindigkeit geringer, so eilt ihm der Knall voraus, und die Luftverdichtung vor der Geschoßspitze ist in den photographischen Bildern nicht sichtbar. Die preußische Artillerieprüfungskommission und die Feldartillerieschießschule haben deshalb 1890/91 unter allen Witterungsverhältnissen Versuche zur Ermittelung der Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Geschützknalles und des Wertes von S. als Entfernungsmesser angestellt. Der Bericht hierüber im Aprilheft des 98. Bandes (1891) des »Archivs für die Artillerie- und Ingenieuroffiziere des deutschen Reichsheeres« bestätigt die aus den photographischen Aufnahmen fliegender Geschosse gezogenen Schlußfolgerungen. Bei einer Anzahl Geschütze verschiedenen Kalibers ist die Grenze ermittelt worden, wo der Knall dem Geschoß vorauszueilen beginnt, wo also die Geschwindigkeit des Geschosses unter die des Schalles herabsinkt. Dadurch lst der Nachweis geführt, daß S. (man hat nach dem Ausscheiden verschiedener Konstruktionen die Versuche nur mit der Schalluhr von Montaudon fortgesetzt) bei den neuern Schußwaffen mit großer Geschoßgeschwindigkeit ihrer ungenauen Angaben wegen nicht verwendbar sind; vgl. »Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien«, 1887 ff.