Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

818
Schreibmaschine (Yost-, Hammond- und Kosmopolit-S.)
sollende Buchstabe angezeigt und durch Niederdruck des eben erwähnten Bestandteiles oder auch einer besondern Drucktaste ein Abklatsch des gewünschten Schriftzeichens erhalten wird. Diese Schreibmaschinen sind der Mehrzahl nach in ihrer Konstruktion bei weitem einfacher als die Tastenmaschinen und dem entsprechend auch billiger, sie haben aber den Nachteil, daß sie viel langsamer arbeiten, weil das Schreiben mit ihnen, zufolge der verschiedenartigen Thätigkeit der beiden Hände, ein weit schwerfälligeres ist, sowie auch, weil die Augen durch das rasche Ablesen der auf dem Index enthaltenen Zeichen etwas angestrengt werden. Bei diesen Schreibmaschinen sind je nach der Anordnung der Drucktypen folgende Arten zu unterscheiden: Typensegment-, Typenplatten-, Ty p enstan g en - und Typenrad- Schreibmaschinen.
Wir wollen im folgenden drei Maschinen als Repräsentanten der vorangeführten Kategorie!: besprechen. Die Jost-S. ist als das letzte Glied der aus der Vervollkommnung der Remingtonmaschine hervorgegangenen Maschinenreihe zu betrachten und vereinigt sehr viele Vorzüge in sich. Unsre Fig. 1 zeigt eine Gesamtansicht dieses Apparates, dessen Tasten, wie ersichtlichen acht übereinander liegenden Reihen angeordnet sind. Durch Niederdrücken einer solchen Taste wird ein Hebelsystem, welches die Type trägt, in Bewegung gesetzt, so daß in einer bestimmten Lage dieser Hebel der Abdruck der Type erfolgt.
Diese Typenhebel sind in einen: hinter dem Tastenbrette befindlichen cylindrischen Schutzgehäuse untergebracht und zwar derart, daß jede Type im Zentrum des Kreises, in dem die Hebel verteilt sind, anschlägt. In der Ruhelage der Maschine liegen die Typen auf einem ringförmigen Farbpolster auf, von welchem sie stets die zum Drucke nötige Farbe erhalten. Das zu beschreibende Papier ist in einem durch Fig. 2 dargestellten, oberhalb des erwähnten Typenhebelgehäuses angebrachten Papierschlitten zwischen zwei Gummiwalzen eingeklemmt und wird automatisch nach Abdruck eines Buchstabens um eine Typenbreite verschoben. Die Erneuerung der Zeilen muß durch Drehen der einen Gummiwalze mit der Hand bewirkt werden.
Die Hammond-S. (Fig. 3) zählt ebenfalls zu den Klaviaturmaschinen, besitzt jedoch im Gegensatze zu der Dost-S. nicht für jedes zu schreibende Zeichen eine eigne Taste, sondern im ganzen nur 30 Schrifttasten, 2 Umschaltetasten und eine Wortzwischenraumtaste, mittels welcher sie ebenfalls sämtliche Schriftzeichen, Zahlen, Interpunktionen 2c. zu schreiben vermag. Bei dieser Maschine sind die Typen auf zwei um eine vertikal stehende Achse schwingenden Typenflügeln in drei übereinander stehenden Reihen angebracht. Durch Niederdrücken der Vuchstabentasten werden vermittelst eines sehr sinnreichen Mechanismus die Typenflügel von rechts oder von links gegen die Abdruckstelle hin bewegt und daselbst festgehalten, bis ein hinter der Papierfläche befindlicher Hammer ausgelöst, durch Federkraft gegen die abzudrückende Type geschnellt wird und durch Mitwirkung eines Zwischen Type und Papierfläche vorbeiziehenden Farbbandes einen Abklatsch erzeugt. Die Typenflügel tragen in jeder Reihe je 30 Schriftzeichen, im ganzen somit deren 90; die Nmschaltetasten dienen dazu, jene Typenreihe in Druckhöhe zu heben, welche die gewünschte Type enthält; dies geschieht in der Weise, daß durch Anspielen der Umschaltetasten die Typenflügel mitsamt der Achse, auf der sie drehbar sitzen, um ein bestimmtes Stückchen gehoben werden. Wie
die beigegebene Abbildung erkennen läßt, sind diese Typenflügel in einem in der Mitte des halbellipsenförmigen Tastenbrettes stehenden cylindrischen Gehäuse'untergebracht, hinter welchem der mit einer Skala zum leichtern Einstellen der Seitenränder der Schrift versehene Papierschlitten, auf Metallröllchen gleitend, eingeteilt ist. Die Verschiebung des Schlittens zum Zwecke der Herstellung der Zwischenräume zwischen den Buchstaben geschieht wie bei der Ioft automatisch, die Wortzwischenräume werden durch Niederdrücken der mittelsten breiten Spatientaste erzeugt, die Erneuerung der Zeilen geschieht durch Seitwärtsdrücken des links am Papierschlitten sichtbaren kleinen Winkelhebels, womit gleichzeitig der ganze Schlitten an das rechte Ende" der Maschine geschoben wird. Die Bewegung der Farbbänder ist ebenfalls eine automatische, von rechts nach links oder umgekehrt. Die Kosmopolit - S. (Fig. 4) ist eine tastenlose S., welche sich durch Einfachheit, leichte Handhabung, Wohlfeilheit sowie durcy eine sehr nette Schrift auszeichnet. Die Buchstaben befinden sich in zwei Reihen vorn auf einer kreisbogenförmigen Tafel des beweglichen Oberteiles der Maschine, an welchem ein gezahntes Kreissegment angeschraubt ist.
Über diesem ist ein mit Handgriff versehener Druckhebel hin und her zu bewegen, dessen Drehpunkt im Mittelpunkte des Kreissegmentes liegt und gleichzeitig den Drehpunkt der mit dem Druckhebel in Verbindung stehenden, ebenfalls bogenförmigen Typenplatte bildet. Beim Schreiben bewegt sich der erwähnte Oberteil mit dem Buchstabenbogen selbstthätig von links nach rechts, bis das Ertönen einer kleinen Signalglocke das Zeilenende avisiert. Der Abdruck der Typen erfolgt durch Niederdrücken des vorn auf der Abbildung ersichtlichen Tasterhebels, die Zeilenerneuerung durch Lüften und Verschieben des Maschinenoberteiles von rechts nach links, wobei gleichzeitig das Papier um einen Zeilenabstand vorwärts gedreht werden muß.
Alle Schreibmaschinen bestehen aus zwei Hauptteilen, einem, welcher den Abdruck der Typen zu vermitteln hat, und einem zweiten, der die Papierverschiebung besorgt. Bei den Tastenmaschinen ist die Druckvorrichtung feststehend und der Papierverschiebemechanismus beweglich, bei den tastenlosen Maschinen ist ausnahmslos das Gegenteil der Fall.
Bekanntere Tastenschreibmaschinen außer der Jost und Hammond sind: Remington, Kalligraph, Crandall, National, Barlock und Maskelyne'; von tastenlosen Schreibmaschinen wären zu erwähnen: World, Victor, People, Hall, Morris, Westphalia, Merritt, Sun, Odell, Columbia, Crown, Hitter und endlich die kleinste S., der Pocket-Type-Writer, welchen man, wie sein Name besagt, thatsächlich in der Tasche bei sich tragen kann. Im allgemeinen sind die Tastenschreibmaschinen, wenn viel gearbeitet werden soll und auf Schnelligkeit ein Hauptgewicht gelegt wird, den tastenlosen Schreibmaschinenvorzuziehen, ob von den erstern jene mit Umschalttasten den Maschinen mit vielen Tasten vorzuziehen sind, ist bis jetzt nicht entschieden, indem beide Gattungen gleichviele Anhänger haben und jeder dieser Maschinen gewisse Vorzüge zu eigen sind. Der Preis der Tastenschreibmaschinen ist aber ein sehr hoher. Die tastenlosen Schreibmaschinen sind billiger. Als ein Übelstand der Schreibmaschinen im allgemeinen, insbesondere aber der meisten Tastenmaschinen, welcher deren allgemeiner Einführung in Ämtern bisher vielfach im Wege stand, muß das starke Geklapper angeführt werden, welches das Schreiben auf denselben macht;