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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schraube; Schraubenzähne; Schraudolph; Schreibmaschine

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Schraube - Schreibmaschine

Schraube. Die Gewinde der größern Befestigungsschrauben (für Maschinenbau, Eisenkonstruktionen etc.) sind seit langer Zeit in bestimmte Systeme gebracht, nach welchen jeder S. von bestimmtem Durchmesser ein Gewinde von bestimmter Ganghöhe zukommt. Es hat das den großen Vorteil, daß man innerhalb des Geltungsbereiches eines solchen Gewindesystems überall in jeder Eisenwarenhandlung dieselben Schraubensorten erhält, also z. B. zerbrochene Schrauben leicht durch passende ersetzen kann. Ein allgemein in der ganzen Welt gültiges System gibt es noch nicht, doch haben das Witworthsche und das Sellerssche System weite Verbreitung gefunden. Für die kleinern Schrauben unter 10 mm, wie sie von den Feinmechanikern gebraucht werden, hat es bisher an allgemeiner anerkannten Systemen gefehlt. Nach den Beschlüssen einer Kommission zur Beratung eines einheitlichen Gewindesystems für die Befestigungsschrauben der Feinmechaniker sollen die Schrauben ein scharfkantiges Gewinde mit einem Kantenwinkel von 58" 3' erhalten, so daß Ganghöhe und Gangtiefe übereinstimmen. Die hiernach festgestellten Gewinde haben bei folgenden Durchmessern folgende Ganghöhe:

Durchmesser: 0,5 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,7 2,0 2,3 2,6 3,0 mm

Ganghöhe: 0,15 0,15 0,2 0,2 0,2 0,3 0,3 0,4 0,4 0,5 0,5 mm

Durchmesser: 3,5 4,0 4,5 5,0 5,5 6,0 7,0 8,0 9,1 10,0 mm

Ganghöhe: 0,5 0,7 0,8 0,8 0,9 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 mm

Die Beschlüsse sind jedoch nur als vorläufig anzusehen, endgültige Feststellung soll erst nach Ablauf eines Versuchsjahres erfolgen. Dann soll aber auch zugleich über die Gewinde von Bewegungsschrauben und über Rohrgewinde Beschluß gefaßt werden.

Bei einer neuen S. soll ähnlich wie bei den Kugellagern die gleitende Reibung möglichst durch die rollende ersetzt werden. Die Mutter dieser S. ist nämlich nicht mit Gewinde, sondern mit stählernen Rollkugeln versehen, welche in entsprechenden Aushöhlungen angebracht sind. Der vorstehende Teil dieser Rollkugeln greift in das Gewinde der Schraubenspindel ein. Bei der Bewegung der S. drehen sich die Kugeln, wodurch die Reibung bedeutend vermindert wird. Die S. zeichnet sich demzufolge durch einen sehr leichten Gang aus, so daß sie für Drillbohrer, Schraubstöcke, Pressen und überhaupt für solche Gegenstände mit Vorteil verwendet werden kann, bei welchen Schrauben mit flachem Gewinde angewendet werden. Die Anbringung der Rollkugeln ist sehr einfach und verursacht weniger Arbeit als das Schneiden des Muttergewindes. Es werden entweder mittels einer geeigneten Fräsvorrichtung Aushöhlungen in der Innenwand der Mutterbüchse angebracht, oder es werden von außen Löcher durchgebohrt, mit Gewinden versehen und mit Schraubenbolzen wieder ausgefüllt, in denen vorher die entsprechenden Aushöhlungen für die Kugeln angebracht sind. Mit derartigen Schrauben wurden von A. Weber und A. Schütz in Solingen die verschiedensten Vorrichtungen hergestellt, welche sehr gut arbeiten. Die Anwendung ist jedoch vermutlich auf solche Fälle beschränkt, wo kein starker Druck auftritt, da die Berührung zwischen den Kugeln und dem Gewinde nur in Linien, nicht in Flächen stattfindet.

Schraubenzähne, s. Zahnräderwerke.

Schraudolph, 2) Claudius, Maler, starb 13. Nov. 1891 in Oberstdorf im Algäu.

Schreibmaschine (hierzu Tafel »Schreibmaschinen«), Apparat, welcher dazu dient, die Schreibthätigkeit der Hand durch maschinelle Vorrichtungen ausführen zu lassen, um an Zeit zu sparen und eine gleichmäßige druckähnliche Schrift zu erzielen. Die S. wurde 1714 von Mill in England erfunden. Die nächste S., von dem Dänen Malling-Hansen konstruiert, hatte die Gestalt einer Halbkugel mit beweglichen Stiften, welche derart angeordnet waren, daß die an den untern Enden derselben angebrachten Metalltypen im Zentrum der Kugelfläche gegen eine vorüberbewegte Papierfläche anschlugen und daselbst mit Hilfe von Blaupapier einen Abdruck des gewünschten Buchstabens erzeugten. Diese S., welche unter dem Namen die »Schreibkugel« bekannt geworden ist, war aber sehr schwerfällig und mit einer elektrischen Auslösevorrichtung verbunden, so daß auch noch eine elektrische Batterie zum Betriebe dieses Schreibapparates gebraucht wurde. Die erste wirklich brauchbare S. wurde von der bekannten Remingtonschen Gewehrfabrik nach einem Entwürfe des Amerikaners Shole ausgeführt, und mit dieser Maschine, welche dem Prinzip nach mit der noch gegenwärtig stark verbreiteten, neuern »Remingtonmaschine« nahezu identisch ist, wurde der Grund zur Entwickelung einer Schreibmaschinenindustrie gelegt, welche nun, wenigstens in Amerika und England, zu einem blühenden Geschäftszweige geworden ist, der immer mehr an Ausdehnung gewinnt. So sind z. B. von den leistungsfähigern Schreibmaschinen im Laufe der letzten 14 Jahre in den Vereinigten Staaten Nordamerikas allein weit über 100,000 Stück abgesetzt worden, eine Ziffer, welche wenigstens teilweise dadurch erklärt wird, daß in der Stadt New Jork, statistischen Nachweisungen zufolge, 10,000 Stenographinnen, welche zugleich Maschinenschreiberinnen sind, in verschiedenen Büreaus der Stadt ihrem Berufe nachgehen, daß ferner jedes Hotel der Vereinigten Staaten sein eignes »Type-Write«-Büreau besitzt und endlich noch unzählige Geschäftsleute, Journalisten sowie auch Gelehrte und Privatpersonen ihre Schreibarbeiten und Korrespondenzen auf der Maschine besorgen. In den Ländern des europäischen Kontinents beginnen dagegen die Schreibmaschinen erst seit wenigen Jahren allgemeiner bekannt zu werden und insbesondere in Deutschland und in Österreich auch in Büreaus und staatlichen Ämtern Verwendung zu finden.

Die verschiedenen Schreibmaschinensysteme können entsprechend ihrer Konstruktion in zwei Hauptgruppen geschieden werden, nämlich in Tasten- oder Klaviaturmaschinen und in tastenlose Schreibmaschinen (Eintaster). Zu den erstern sind jene Schreibmaschinen zu zählen, bei welchen der Abdruck der einzelnen Typen sowie die Seitwärtsbewegung des zu beschreibenden Papiers, welches in einen beweglichen Schlitten eingeklemmt ist, durch Niederdrücken von Tasten veranlaßt wird. Bei diesen Schreibmaschinen, welche ein außerordentlich rasches Schreiben ermöglichen, wird mit beiden Händen auf der Klaviatur gespielt, sie sind die besten und praktischten, aber auch die teuersten und kompliziertesten Maschinen. Wir können bei denselben, je nachdem die Drucktypen einzeln an Typenhebeln angebracht sind oder aber auf einem gemeinsamen Rade, einer gemeinsamen Walze oder an Typenflügeln sitzen, Typenhebel- und Typenwellen-Schreibmaschinen unterscheiden. Die zweite Hauptgruppe von Schreibapparaten umfaßt alle jene Systeme, bei welchen an Stelle der Tasten ein kreis-, halbkreis-, quadrat-, linealförmiger oder sonstwie gestalteter, sämtliche in dem Typenmechanismus enthaltenen Schriftzeichen aufweisender Index tritt, auf welchem mittels eines Zeigers, Hebels, Griffes oder einer sonstigen Einstellvorrichtung der jeweilig zum Abdruck gelangen