Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

931
Unfallversicherung (Privatgesellschaften in Deutschland)
Währung von Invaliditätsrenten und durch Entschädigung der Familie des Verunglückten, falls der Unfall dessen Tod zur Folge hatte, für den erlitte^ nen Unsatt zu decken. Viel.' Arbeitgeber übertrugen diese Verpflichtungen gegen vereinbarte Prämien auf die Versicherungsgesellschaften, deren Geschäftsumfang sich von Jahr zu Jahr steigerte, so daß das Jahr 1884 den elf größern Unfallversicherungs-Gesellschaften eine Prämieneinnahme von 10,656,378 Mk. brachte, von denen mehr als 9 Mill. auf die Arbeiterunfallversicherungen entfielen. Die Zahl der versicherten Arbeiter betrug 1884 rund 900,000. Die finanziellen Ergebnisse, welche die Gesellschaften aus diesen Versicherungen erlangten, waren höchst unbefriedigend, da die Schäden den größten Teil der Prämien absorbierten. So trat 1882 ein durchschnittlicher Verlust von 11,98 Proz. aller Einnahmen bei den Gesellschaften ein, und es verzeichneten von jenen Anstalten, die nur Arbeiterunfallversicherung betrieben: Prometheus 48,2?, Ehemmtzer 33,75 Proz. der Einnahmen als Verlust.
Die Schaden Zahlungen erforderten in den Jahren 1882-85: 73, 70, 78 und 71,8 Proz. der Prämiencinnahmen; die Spesen absorbierten rund 30 Proz. der Prämien, da der Apparat infolge der vielen Schäden, welche alle Untersuchung erforderten, ein kostspieliger war; es konnte daher von einem Gewinn keine Nede sein. Während einerseits die Gesellschaften keinen günstigen finanziellen Erfolg zu stände brachten, waren anderseits die Arbeitgeber und Arbeitnehmer unzufrieden, da den erstern die Prämien zu hoch, den letztern die Entschädigungen zu gering erschienen. Inzwischen erschien das Haftpflichtgesetz auch selbst den gesetzgebenden Gewalten Deutschlands nicht zweckentsprechend, und es wurde ein Gesetz geschaffen, das die U. der Arbeiter obligatorisch gestaltete, den Privatgesellschaften die Berechtigung entzog, diese obligatorischen Versicherungen abzuschließen, und eigne Anstalten, die Berufsgenossenschaften, zur Durchführung der Arbeiterunfalloersicherung ins Leben rief. Diese Genossenschaften begannen 1885-86 ihre Thätigkeit, und damit zerfiel die U. in eine obligatorische staatliche, bez. berufsgenossenschaftliche für die Arbeiter, und in eine freie Plrivatversicherung für individuelle
Einzelrisikos.
Seit 1886 erfreuen sich die deutschen Gesellschaften, welche sich mit der privaten Versicherung gegen Unfall befassen, eines jährlich steigenden Wachstums, denn sie weisen aus (in Mark):
Prämieneinnahme .
Überschüsse aus den
Prämien .. .. .
1888
1890
1891
4520000
282804
5 708820
872074
9341806
1433456
12134392
2025064
Als das Unfallversicherungsgesetz in Deutschland in Kraft trat, glaubte man vielfach, daß nunmehr der Wirkungskreis der privaten Gesellschaften in diesem Zweige der Versicherung erheblich eingeengt sei, und uiehreregegenseitige Unfalluerficherungsgesellschaften
beschlossen auch die Auflösung. Die Mehrzahl der Gesellschaften warf sich aber mit aller Energie anf die Einzelunfallversicherung und erzielte auf diesem Gebiete binnen wenigen Jahren Erfolge, die man bis dahin für unmöglich gehalten hätte. 1891 wurden 12,134,392 Mk. für Prämien eingenommen, wovon kaum 3 Proz. auf 5iollektivversicherungen entfallen, welche einzelne Anstalten außerhalb Deutschland abschließen. In diese bedeutenden Einnahmen
teilen sich 17 Gesellschaften in folgender Weise; es betrugen in Mark.:
Prämien Über Nettoschäden in
schüsse Proz. der

1891 ^^ gegen ans den Nettofträmien
1890 Prämien 1891 1886-90
Viktoria....
4356325! 1155544 ")1109058 33,9 27,8
^öln. Unfallvers.
1968414 375378 167485 50,4 41,5
3tuttg. Versiche
rungs-Verein . 1689902 455375 330350 37.4 46.8
Wilhelms) .. . 880523 ? 182817 <i 46.1
Nhenania .. .. . 576019 75868 83821 44,5 50,9
^'ordstern .. .. . 376436 64308 77 761 32? 29,6
^chlesische L. .. . 369 028 54851 - 7145 69,? 73,2
Allianz (Berlin) . 353499 179491 48855 22,3 Thuringia .. .. . 325382 61199 75800 42,? 43,4
Provideutia .. . 289530 86600 19050 46.7 39,7
/iiirnberger L.') . 267167 ? 12966 ? <?
Vaterländische L..
204847 40815 34941 39.1 27,9
Prometheus .. . 175984 ? - 33470 ? 27,3
Friedrich-Wilhelm
89473 56020 10634 30,6 Aachen-Leipziger.
86957 49 739 8500 50,5
Preuß. National 85542 85542 - 55717 61,9
Vers.'Ges. .. .
llrania ....
39364 39364 - 40742 21.5
Z'lsammen:
12134392^2780094^ 2025064> 40,5 j 42,0
i) Daten für 1888, spätere nicht bekannt. ^)^) Daten für 1890.
) Inkl. der Zinseneinnahmcn war der Überschuß 1,362,429 Mk., wovon die Versicherten 1,^72,169 Mk. erhielte:?.
Außer diesen 17 Gesellschaften betreiben noch mehrere deutsche Versicherllngsgesellschaften neben andern Zweigen die U., ohne jedoch die Ergebnisse zu spezialisieren; es läßt sich annehmen, daß alle deutschen Privatgesellschaften 1890 in dieser Branche rund 13 Mill. Mt. an Prämien eingenommen haben. In den letzten Jahren fanden die (5'innahmen folgende Verwendung (in Tausenden Mark):
Brutto» Prämifneinnahmen .. .
Ab Rückuersicherungsprämien .. .
. Prämienreservezuweisungen .
Verbleibende Nettoprämien: Dagegen waren:
Eigne Schadenzahlungen. .. .. .
Kosten und Eteuern .. .. .. .. .
12134
873
2181
Verbleibende Prämiengewinne: Dazu Zinsen und Diverse .. .. .
Gesa int Überschüsse:
1891 189) 1888 17Ges. 15Ges.12Ges,
9080
3676
3379
2025
450
9354
764
1782
5709
555
861
2726
2600
4293
1744
1671
1482
360
255
183S
Ges
3575
535
156
2884
1444
1121
319
200
247 1842 ! 1133 519
Mehrere Gesellschaften überlassen ihren Versicherten einen Teil des Überschusses in Form von Gewinnanteil. Der Betrag desselben war früher nur bei der Viktoria bekannt, welche verteilte: 1887: 248,750, 1888: 405,520, 1889: 650,476, 1890: 893,287,1891: 1,272,169 Mk. Für das Jahr 1891 verteilen noch: Ituttgarter 120,556, Elberfelder 29,820, Urania 2153, Nordstern ca. 20,000 Mk. Durch Abzug dieser Summen reduziert sich der Überschuß der Unfallbranche um ein Beträchtliches.
Bei den deutschen Berufsgenossenschaften' steigen die Unfalllasten infolge des geltenden Umlageverfahrens von Jahr zu Jahr, bis sie später einen Vsliarrungszustand erreichen werden. Die verausgabten Entschädigungen (Nenten :c.) waren in Millionen
Mark:
1836 . .. 1,92 1839 . .. 14,4ä
1637 . .. 5.93 1890 . .. 19,93
1888 . .. 9,as
59*