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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Wasserpuffer - Wasserschöpfapparat
mit hochgradiger Neigung zu einer bestimmten Vermehrungsart allein durch äußere Bedingungen in solche mit entgegengesetzter Tendenz zu verwandeln.
Auch hierauf gaben die Versuche von Klebs eine befriedigende Antwort, indem es ihm gelang, Netze, die durch die oben angegebene Kulturmethode in Rohrzucker die Fähigkeit der Gametenbildung erworben hatten, durch nachträgliches Einsetzen in Nährsalzlösung (von 0,5 Proz.) wieder zur Zoosporenbildung zurückzuführen. Umgekehrt konnten Netze mit »ungeschlechtlich gestimmten« Zellen dadurch in gametenbildende übergeführt werden, daß sie in Rohrzuckerlösung zunächst niederer Temperatur (bei 10") und schwacher Beleuchtung, dann aber hoher Wärme (von 28") und völliger Dunkelheit ausgesetzt wurden;! die erstgenannten Bedingungen drängen die Neigung zu Zoosporenbildung zurück, die sonst nach Kultur in ! Nährsalzlösung monatelang festgehalten wird; durch l Dunkelheit in Verbindung mit hoher Temperatur > gewinnen dann die zur Gametenbildung führenden Ursachen den Vorsprung. Ungeschlechtliche Fortpflanzung tritt ein, wenn die Netze bei genügend hoher Temperatur, hellem, sonnigem Wetter'und Vorhandensein frischen, nährsalzhaltigen Wassers in lebhaftem Stoffwechsel begriffen sind; geschlechtliche Vermehrung wird dagegen durch niedere Temperatur, zeitweilig geringe Lichtintensität oder Dunkelheit, Mangel an Nährsalzen oder Wasser, kurz durch Momente befördert, welche die Zoosporenbildung vermnoernund zugleich starke Ansammlung organischer Substanz veranlassen. In biologischer Hinsicht erscheint die erstere Fortpflanzungsform für diejenigen Lebensverhältnisse des Organismus geeignet, die ihm lebhaftes Wachstum und ausgiebigen Stoffwechsel ermöglichen, während er sich bei mehr gehindertem Stoffumsatz vor dem Untergang durch Bildung widerstandsfähiger geschlechtlicher Ruhezellen schützt. Auch das Alter hat einen deutlich nachweisbaren Einfluß auf die Vermehrung der W., indem letztere zur Zeit starken Wachstums in der Regel nicht zur Fortpflanzung schreitet. Bei Zellen, die 1-20 Tage alt waren und eine Länge unter 0,5 mm besaßen, wurde überhaupt keine Fortpflanzung beobachtet; mit steigendem Alter erlangen auch kleinere Zellen, uud zwar solche bis zu 0,i mm Länge herab, die Fähigkeit der Vermehrung, während Zellen unter 0,i mm gewöhnlich trotz noch so hohen Alters steril bleiben und Zellen von 0,5-10 mm je nach den äußern Bedingungen und unabhängig vom Alter sich fortpflanzen. Wachstum und Fortpflanzung scheinen voneinander unabhängige Prozesse darzustellen, die jedoch beide mit der Ernährung in engster Beziehung stehen, so daß Stillstand des Wachstums infolge äußerer Einwirkung den Eintritt der Fortpflanzung nach sich zieht, sofern die übrigen Bedingungen derselben günstig sind. Ein Generationswechsel der W. kann nach den Untersuchungen von Klebs nur noch in dem Sinne angenommen werden, daß aus ihren auf geschlechtlichem Wege erzeugten Zygoten zunächst immer eine oder zwei ungeschlechtliche Generationen entstehen müssen; im übrigen entscheiden ausschließlich die äußern Bedingungen darüber, ob ungeschlechtliche oder geschlechtliche Vermehrung eintritt.
Ähnliches wurde auch bei andern Algen, z. B. durch Rostafinski und Woronin bei Lotr^Iium ßi^nulawm nachgewiesen, dessen Geschlechtssporenbildung durch allmähliches Eintrocknen bei hellem Licht hervorgerufen wird. Auch die höchst mannigfaltigen Fortpflanzungsweisen von Volvox (s. d., Bd. 18) scheinen durch äußere Ursachen beeinflußt zu wer Fig, 2.
den. In andern Fällen, z. B. bei I^.v Uodinm di-M0l'r,lmm. einer in: Blatt von I^Lim^iiia, lebenden Protokokkacee, entwickeln sich aus den Zygoten unter günstigen Lebensbedingungen geschlechtliche Sporen, unter ungünstigen dagegen ungeschlechtlich sich vermehrende Zellen. Vgl. A. Braun, Betrachtungen über die Erscheinung der Verjüngung in der Natur (Leipz. 1851); Kohn, Untersuchungen über die Entwickelungsgeschichte der mikroskopischen Algen und Pilze (»I^ova. ^0ta. I^60ps)1cl. lü^i-oi. ^eaä.«, Bd.24); Pringsheim, Über die Dauerschwärmer des Wassernetzes( ^Monatsbericht der Berliner Akademie «1860); Rostafinski und Woronin, Über Lotr Mium ^lanuwtum (Botanische Zeitung« 1877); Klebs, Beiträge Zur Kenntnis niederer Algen (ebenda 1881); Derselbe, Über die Vermehrung von H^äraäio t)on uti-ieu Il Uum (»Flora« 1890).
Wafferpuffer als Prellböcke, s. Eisenbahnbetrieb, S. 217.
Wasscrjchöpfapparat, Vorrichtung zur Beschaffung von Wasserproben aus den Tiefen des Meeres für wissenschaftliche Zwecke. Das Hauptaugenmerk bei der Konstruktion dieser Apparate ist darauf gerichtet, daß sich das in bestimmter Tiefe ge- Fig- ^ schöpfte Wasser beim Aufholen nicht mit Wasser andrer Schichten mischt. Die einfachste Vorrichtung, die aber nur für geringe Tiefen, wie in der^Ostsee, genügt, besteht in einer verkorkten Flasche, die mit einem Lot in die Tiefe versenkt wird, aus welcher man eine Wasserprobe wünscht. In dieser Tiefe wird der Kork mittels an demselben befestigter Leine herausgezogen, die Flasche füllt sich mit Wasser und wird in aufrechter Lage schnell wieder heraufgezogen.
Für größere Tiefen sind kompliziertere Apparate erforderlich. Die ältern Wasserschöpfer bestehen cius einem Gefäß mit 5llappenventilen am Deckel und Boden, die beim Herunterlassen durch den Wasserdruck offen gehalten und beim Aufholen ebenso wieder geschlossen werden. Der neuere amerikanische Wasserschöpfer von Sigsbee beruht auf demselben Prinzip, der Verschluß der Ventile wird jedoch noch durch einen infolge des Wasserdrucks beim Aufholen sich bewegenden Schraubenflügel sichergestellt. Auf den deutschen Schiffen wird hauptsächlich der Wasserschöpf er von Meyer verwendet. Er besteht aus einem Messingcylinder L, dessen oberer und unterer Boden durch Metallplatten
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Wasserschöftfer von Meyer.