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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Wollny - Württemberg
Interesse ist es, daß die leuchtenden Wolken, wie sie in den Sommermonaten auf der nördlichen Halbkugel auftraten, im Dezember auch auf der südlichen Halbkugel gesehen würden. Weil diese in den entsprechenden Breiten weniger Land besitzt als die nördliche Halbkugel, so ist es nicht wunderbar, daß die leuchtenden Nachtwolken dort viel seltener beobachtet sind, doch sind sie sowohl in Punta Arenas unter dem 53. Breitenkreise an der Südspitze von Süd-amerika im Dezember 1888 als auch auf dem Meere während der Sommer 1887 und 1888 in südlichen Breiten gesehen worden.
Die Erscheinung der leuchtenden Nachtwolken steht wahrscheinlich mit dem vom 26. zum 27. Aug.1883 erfolgten Ausbruch des Krakatoa im Zusammenhang und findet nach der Ansicht von Jesse durch die dabei eingetretenen Vorgänge ihre Erklärung. Nach einer Schätzung von Verbeek hat die Höhe, bis zu welcher die Auswurfsmassen bei diesem vulkanischen Ausbruch emporgeschleudert wurden, 15-20 km betragen, eine'Annahme, die mit den Untersuchungen über die Höhe der roten Dunstschicht, durch deren Beleuchtung durch die Sonne die eigentümlichen schönen Dämmerungserscheinungen in den Jahren '1883 - 87 hervorgerufen wurden, im Einklang steht.
Die Auswurfsmassen haben ebensowohl aus festen, staubartigen, wie auch aus gasartigen Teilchen bestanden, von denen die letztern, mit der Luft vermischt, nach allen Richtungen hin auseinander getrieben sein werden. Es ist nun wohl denkbar, daß die in die höhern Schichten der Atmosphäre gelangten Gasteilchen wegen der dort herrschenden niedrigen Temperatur in den tropfbaren Zustand übergehen können und so lange unsichtbar bleiben, als sie über einen großen Teil der Atmosphäre zerstreut sind, daß, wenn "sie sich aber infolge ihrer gegenseitigen Anziehung auf einem kleinern Gebiete zu einer .Hauptmasse vereinigen, sie die Erscheinung der leuchtenden Nachtwolken infolge der Beleuchtung durch die Sonne hervorbringen können. Daß die leuchtenden Nachtwolken zum erstenmal erst 1^4 Jahre nach dem Ausbruch des Krakatoa gesehen worden sind, kann nicht als Grund gegen die ausgesprochene Ansicht über die Art ihrer Entstehung angeführt werden, da eine längere Zeit dazu erforderlich ist, bis sich derartige Vorgänge in der Atmosphäre vollziehen können. Daß die leuchtenden Nachtwolken auf der nördlichen Halbkugel nur um die Zeit des Sommersolstitiums zu sehen gewesen sind, kann nach Jesse seine Erklärung darin finden, daß der Weltraum nicht leer, sondern von Luftarten erfüllt ist, welche die Planeten umgeben, aber freilich in sehr verdünntem Zustande, und daß diese ein widerstehendes Mittel bilden, in welchem die Bewegung der Erde um die Sonne stattfindet.
Bei der Bewegung der Erde auf ihrer Bahn bleibt dieses widerstehende Medium gegen die Erde zurück, und daher wird eine ununterbrochene, aber langsame Erneuerung der Atmosphäre in ihren obersten Schichten erfolgen, und zwar wird auf derjenigen Erdhälfte, die der Bewegung zugekehrt ist, ein Zufluß, auf der entgegengesetzten ein Abfluß stattfinden, welche sich als eine schwache Strömung in den Schichten der Atmosphäre von 20-100 km Höhe geltend machen.
Wegen der verschiedenen Stellung der Erdachse gegen die Bewegungsrichtung der Erde auf ihrer Bahn ist die Richtung dieser Strömung in den einzelnen Jahreszeiten verschieden, und zwar wird mit Berücksichtigung der Rotation der Erde vom 21. Dez. bis 21. Juni eine schwache und langsame Strömung von S. nach N. und in dem nächsten Halbjahr in um gekehrter Richtung eintreten. Diese Strömung ist zur Zeit der Solstitien am schwächsten, zur Zeit der Äquinoktien am stärksten. Weil nun die in der Luft schwebenden Teilchen an dieser Strömung teilnehmen, so werden die leuchtenden Nachtwolken auf der nördlichen Halbkugel nur im Juni und Juli und auf der südlichen .halbkugel ein halbes Jahr später sichtbar werden. Aus dieser Erklärung würde auch folgen, daß die Erscheinung der leuchtenden Nachtwolken im Laufe der Jahre abnehmen muß, denn wenn die feinen Körperchen von der Strömung, welche durch die Bewegung der Erde in dem widerstehenden Medium hervorgerufen wird, erfaßt und außerhalb des Bereiches der Erdatmosphäre fortgeführt werden, wird die Masse der leuchtenden Nachtwolken allmählich abnehmen und dadurch die Erscheinung von Jahr zu Jahr immer mehr verschwinden.
Wo Uny, Ewald, Agrikulturphysiker,geb.20.März 1846 zu Berlin, erlernte die Landwirtschaft, besuchte 1866-68 die Akademie in Proskau, war dann ein Jahr Gutsverwalter und studierte 1869-70 in Halle und Leipzig. Nach seiner Promotion an letzterer Hochschule war er Assistent und Dozent am dortigen landwirtschaftlichen Institut. 1871 ging er als Lehrer an die landwirtschaftliche Akademie in Proskau, aber schon im folgenden Jahre wurde er als außerordentlicher Professor der Landwirtschaft an die technische Hochschule in München berufen, wo er1880die ordentliche Professur erhielt. W. zählt zu den bedeutendsten Vertretern der Agrikulturphysik und hat diese Disziplin durch zahlreiche Experimentaluntersuchungen ganz wesentlich gefördert. Er schrieb: »Der Einfluß der Pflanzendecke und Beschattung auf die physikalischen Eigenschaften und die Fruchtbarkeit des Bodens« (Verl. 1877); »Über die Anwendung der Elektrizität bei der Pflanzenkultur« (Münch. 1883); »Über die Thätigkeit niederer Organismen im Boden (Braunschw. 1883); »Saat und Pflege der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen« (Berl. 1885); »Die Kultur der Getreidearten« (Heidelb.1887). Auch gibt er »Forschungen auf dem Gebiete der Agrikulturphysik« (Heidelb., seit 1878, bis jetzt 14 Bde.) heraus.
Wormsche Knochen, s. Schaltknochen.
Wundcrlreis, f. Troja bürg.
Württemberg. Die Bevölkerung betrug nach der Volkszählung vom 1. Dez. 1890 (endgültiges Ergebnis) 2,036,522 Seelen und hat seit 1885 um 41,337 Seelen (2,07 Proz.) zugenommen. Davon entfallen auf die
Kreise
Einwohner Zunahme (- Abnahme)
Neckarkreis...... Schwarzwaldkreis .. .. .. Iagstlreis...... Donaukrcis.....
665049 481334 402 991 48? 148 25651 6 05? - 2094 11723
Die jährliche Zunahme betrug 0,4i Proz. Nach dem Geschlecht entfallen auf 100 männliche 107,42 weibliche Personen, während 1885 das Verhältnis noch ungünstiger (100:107,06) war; die männliche Bevölkerung hat seit 1885 um 2,iv Proz., die weibliche nur um 1,96 Proz. zugenommen. Von den5 Städten mit mehr als 20,000 Eimv. besitzt Stuttgart (mit Vororten) 139,817, Ulm 36,191, Heilbronn 29,941, Ehlingen 22,234 und Kannstatt 20,265 Einw.
Das Budget für die Finanzporiode 1891/93 beziffert Einnahmen wie Ausgaben für das Etatsjahr 1891/92 auf 65,252,281 Mk., für 1892/93 auf ^6,193,657 Mk. Im einzelnen sind für 1892/93 die Einnahmen veranschlagt: