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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Wurtzit - Wüste
Von Tomäncn und Forsicn .. . Von Bergwerken und Salinen Ertrag der Verlehrsanstaltcn .. . Weiterer Ertrag des Kammcrgutcs
Tirekte Steuern......
Indirekte Steuern......
Anteil an Reichs abgaben .. .. . Aus der Nesiverwaltung .. .. .
6548651 Mark
650 <X)0
17179245
841 069
12688768
18630960
14109910
545054
Zusammen: 66193657 Mark
Die Ausgaben für 1892/93 sind so festgesetzt:
Zivilliste und Apanagen...... 2095308 Mark
Staatsschuld........... 19474324
Nenten und Entschädigungen..... 304 663
Pensionen :c........... 2906283
Geheimer Rat und Verwaltungsgerichtshof 95 685
Rechtspflege........... 4107074
Auswärtige Angelegenheiten..... 204 798
Innere Angelegenheiten....... 6823039
Kirche und Schulwesen....... 10323022
Finanzvcrwaltung......... 3339760
Landstände ........... 376451
Reservefonds........... 50000
Postvürto für Dienstsachen...... 360000
Matrikularbeiträge........ 15 733250
Zusammen: 66193657 Mark
Gegenüber dem Finanzjahr 1890/91 hat sich der Staatsbedarf um 4,2 Mill. erhöht. Die Differenz findet ihre Erklärung in der Steigerung der Matrikularbeiträge um 4,4 Mill. Mk., dagegen ist der Ant^v( kn Reichszöllen und -Steuern nur um 2,i Mill.
Mk. höher als 1890,91 angesetzt worden. Der weitere Fehlbetrag wird durch Steigerung der indirekten Steuern um 640,000, des Ertrages von Domänen, Forsten und Bergwerken um 800,000 und der direkten Steuern um 417,000 Mk. gedeckt. Nach dem Neichsetat für 1892/93 sind die Matrikularbeiträge Württembergs nur auf 14,901,598 Mk. angesetzt'. Die Staatsschuld betrug 1. April 1891: 427,9W,757 Mk., wovon auf die Eisenbahnschuld 385,177,375 Mk. entfallen.
Geschichte. Nachdem die Verwaltungsreform im April 1891 genehmigt worden war. beriet der Landtag eine andre Gesetzvorlage über die Ortsschulaufsicht. Diese war in W. bisher in den Händen der Pfarrer, was besonders in den Städten vielfach von den Lehrern als ein Mißstand empfunden wurde.
Die Regierung schlug daher in der Vorlage, welche die Bildung von Ortsschulräten und einen Mindestgehalt der Lehrer festsetzte, vor, daß in größern Städten mit mehr als 25 Schulklassen auch solche Schulinspektoren sollten angestellt werden dürfen, welche die Befähigung zu einen: Kirchenamt nicht besäßen. Die Zweite Kammer nahm das Gesetz mit 57 geuM 23 Stimmen an, die Erste Kammer aber, in der die katholischen Stande^herren die Mehrheit hatten, lehnte 27. Mai mit 25 gegen 3 Stimmen die Bestimmung, daß weltliche Schulinspektoren angestellt werden könnten, ab. Um das sonst nützliche Gesetz nicht scheitern zu lassen, ließ die Zweite Kammer 29. Mai ihren Beschluß fallen. Der Zweijährige Staatshaushalt, welcher sich mit 131 Mill. Mk.
Einnahmen und Ausgaben ausglich, wurde genehmigt. Hierbei wurden auch die Kosten für eine württembergische Kommission für Landesgeschichte bewilligt. Die Landtagssession wurde 30. Mai geschlossen. Von der Verfassungsreform war, seitdem der Vorschlag der Regierung 1888 von der Zweiten Kammer abgelehnt worden war, keine Nede mehr.
Der König Karl starb 6. Okt. 1891 in Stuttgart unerwartet rasch, obwohl seine Kränklichkeit schon lange Befürchtungen hervorgerufen hatte. Da
er keine Kinder hinterließ, folgte ihm sein Neffe, Prinz Wilhelm, als König Wilhelm II. Derselbe erließ sofort eine Ansprache an sein Volk, in welcher er versprach, die Verfassung zu wahren, die Gottesfurcht zu pflegen, den Armen und Schwachen ein Freund und Helfer, dem Rechte ein eifriger Hüter zu sein und seine Stellung als deutscher Regent in unerschütterlicher Treue Zu den Verträgen, welche das große deutsche Vaterland begründeten, wahrzu' nehmen. Das Staatsministerium stellte seine Porte! feuilles dem neuen König zur Verfügung, doch gab! dieser dem Ministerpräsidenten v. Mittnacht seinen! Entschluß zu erkennen, an dem Bestände des Mini! steriums nichts ändern zu wollen; nur der greise Finanzminister Renner erhielt den erbetenen Abschied und wurde durch den Staatsrat Riecke ersetzt. Der Landtag wurde zum 22. Okt. einberufen und vom König mit einer Thronrede eröffnet. In derselben hieß es: Wenn Ich die Lage des gesamten Vaterlandes zu der Zeit, in welcher der verewigte König die Zügel der Regierung ergriff, mit den jetzigen^ Verhältnissen vergleiche, so bin Ich glücklich, indemz Ich heute an dieser Stelle vor allein der festgefügten, machtvollen Einigung gedenke, welche dem deutschen Volle als Frucht eines langen, schweren Ringens m dem erstandenen Deutschen Reiche für alle Zeiten gewonnen ist. Die in der Zugehörigkeit zu demselben begründeten Pflichten in unwandelbarer Treue zu erfüllen, soll Mir ein hohes Anliegen sein. Innerhalb des engern Vaterlandes wird die Pflege eines! steten und besonnenen Fortschritts auf allen Gebie^ ten des staatlichen Lebens Gegenstand Meiner unausgesetzten Bemühungen bilden. Noch hat die Frage einer zeitgemäßen Revision der Landesverfassung, insbesondere in Absicht auf die Zusammensetzung der Ständeversammlung, eine Lösung nicht gefunden,z Meine Regierung wird den Versuch einer Verständi^ gung erneuern, und Ich hege die Hoffnung, daß es! bei Beratung der zu erwartenden Vorlage gelinge,' in patriotischem Zusammenwirken das schwierige Werk einem glücklichen Abschluß entgegei.zuführenl« Großen Eindruck machten die Worte über das Deutsche Reich, in welches wenige deutsche Staaten ftch fo vollständig eingelebt haben wie W., und daß dies ein wesentliches Verdienst des verstorbenen Königs Karl war, erkannte Kaiser Wilhelm II. durch sein Erscheinen beim Begräbnis an. Nachdem die beiden Kammern die Thronrede mit Ergebenheitsadressen beantwortet und einer durchaus notwendigen Erhöhung der Zivilliste von 1,600,000 Mk. auf 1,800,000 Mk. zugestimmt hatten, wurde der Landtag 5. Nov. geschloffen, um erst im Herbst 1892 wieder eröffnet zu
werden.
Wurtzit, Bildung desselben, s. Mineralien.
Wüste (hierzu Tafel »Wüstenbildungen«), ein völlig oder fast völlig von Pflanzen entblößter Boden, also ursprünglich ein pflanzengeographischer Begriff.
Gewöhnlich stellt man sich unter der W. eine endlose ebene Fläche vor, die mit Dünenketten oder Hügeln! losen Flugsandes bedeckt ist. Die Expeditionen, welchej in den letzten Jahrzehnten zur Erforschung der Sa> hara ausgesandt sind, haben jedoch erwiesen, daß ein^ zentrales Sandmeer in der afrikanischen W. über! Haupt nicht vorhanden ist, nur westlich von den! ägyptischen Oasen dehnt sich ein Sandmeer über eine größere Fläche aus. In der algerischen Sahara bc. trägt das von Sanddünen bedeckte Gebiet 45 Mill.
Hektar, während die Felsplateaus 119 Mill. Hektar einnehmen. Damit fallen alle die Schlüsse über dn! Entstehung der W., nach welchen in anbetracht der