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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Zopf - Zuckersteuer
Zwecke werden sie entweder mit plötzlich tötenden Mitteln behandelt, wobei meist das Übergießen mit heißet Sublimatlösung angewendet wird, oder sie werden vor dem Abtöten durch Zusatz von Nervengiften gelähmt; als solche kommen z. B, Tabakrauch, Chloralhydrat, Kokain in Anwendung, bei deren allmählichem Zusatz zu dem Wasser, in welchem sich die ausgestreckten Tiere befinden, diese gelähmt werden, so daß sie bei der Abtötung mit den gewöhnlichen Mitteln sich nicht mehr zurückzuziehen vermögen.
Die Gefahr des Zerstückelns beim Abtöten der Tiere ist am größten bei den Schwimmpolypen, die man bis vor kurzem nicht zu konservieren im stände war.
Ihre Abtötung erfolgt in ziemlich komplizierter Weise, besonders durch Sublimat-Kupfersulfat, worauf sie in Chromsäure gehärtet werden. Die Aufbewahrung kleiner zoologischer Lebewesen in Sammlungen 'erfolgt fast stets in starkem Alkohol, häufig aber empfiehlt sich bei sehr kleinen Arten zur bessern Sichtbarmachung eine Befestigung auf Glasplatten, die für helle Objekte, damit sich diese besser abheben, blau sein können. Die Befestigung erfolgt entweder tmrch Anbinden oder durch Ankeimen mittels verschiedener Stoffe; als solche dienen Terpentinleim, Wasserglas und Photoxylin, welch letzteres der leichten Anwendbarkeit wegen besonders empfohlen wird.
Ganz kleine Organismen werden als mikroskopische Präparate aufbewahrt, und dienen in diesem Falle als Einschlußmaterial besonders Glycerin, Kanadabalsam, Damarlack und venezianisches Terpentin.
Die Herstellung mikroskopischer Präparate ist auch fast stets mit der Untersuchung tierischer Gewebe, der histologischen Untersuchung, verbunden. Die hierbei angewandte Methodik bezweckt ebenfalls in erster Linie absolute Vermeidung jeglicher Schrumpfung bei gleichzeitiger Härtung durch die Anwendung erwähnter Reagenzien. Die Herstellung möglichst dünner Schnitte durch das zu untersuchende Objekt wird erreicht durch Anwendung eigner Inftn^mettte, der Mikrotome, welche es vorzüglich gestatten, das Untersuchungsobjekt in eine, oft eine sehr große Stückzahl umfassende Reihe lückenlos aufeinander folgender Schnitte zu zerlegen (Serienschnitte).
Zur Anfertigung dieser Schnitte wird das Objekt in eine leicht schneidbare und auch in ihren sonstigen Eigenschaften geeignete Masse eingebettet, als welche besonders Paräffin, Celloidin und andre Stoffe dienen.
Eine sehr wichtige Rolle spielt in diesem Teil der zoologischen Technik das Färben. Entweder werden die genannten Objekte oder die einzelnen Schnitte gefärbt; indem die verschiedenen Zellelemente für die Aufnahme des Farbstoffes verschieden empfänglich sind und sich demnach verschieden intensiv färben, ist es möglich, die einzelnen Zellelemente leichter voneinander Zu unterscheiden, als es bei ungefärbten Präparaten angeht. Meist zeigen die Zellkerne besondere Neigung, sich zu färben, wodurch sie sich scharf vom übrigen Zellinhalt abheben; vielfach findet die Anwendung verschiedener Farben statt, wodurch ein noch wirksameres gegenseitiges Sichabheben erzielt wird. Sie spielt besonders eine wichtige Rolle in der Bakteriologie. Meist zeigt sich die Technik des Färbens sehr kompliziert, indem die Anwendung einer Reihe weiterer Reagenzien zur Vor- und Nachbehandlung des untersuchten Objektes damit Hand in Hand geht; indem fast jedes Objekt sich bei der Färbung wieder anders verhält oder für eine andre Farbe sich empfänglich zeigt, ist die Zahl der im Gebrauch befindlichen Methoden eine sehr große; sehr beliebt als Färbemittel sind besonders die Anilinfarben.
Als die am meisten zur Anwendung kommenden Farbstoffe können angenommen werden: neutrales oder alkoholisches Boraxkarmin, Pikrokarmin, Lithionkarmin, Hämatoxylin, Indigo-Boraxkarmin, Glycerin Eosin-Hämatoxylin, Methylenblau, Eosin, Safranin, Bismarckbraun, Methylgrün, Methylviolett, Gold-, Silber und Osmiumverbindungen.
Zopf, Wilhelm, Botaniker, geb. 12. Dez. 1846 zu Roftleben an der Unstrut, wurde auf dem Seminar zu Eisleben ausgebildet, besuchte nach zweijähriger Thätigkeit als Dorfschullehrer das dortige Gymnasium, studierte 4 Jahre in Berlin Naturwissenschaft, promovierte 1878 in Halle, wurde Assistent am physiologischen Institut der Universität Berlin, habilitierte sich daselbst als Privatdozent an der Universität und der landwirtschaftlichen Hochschule und wurde als Professor der Botanik und Vorstand des kryptogamischen Laboratoriums an die Universität Halle berufen. Z. hat sich besonders um die Kenntnis der niedern Kryptogamen verdient gemacht. Er schrieb: »Die Conioienfrüchte von I>imiiß'o« (Halle 1878); »Entwickelungsgeschichtliche Untersuchungen über (^i'knotlii'ix iioi^^oin, die Ursache der Berliner Wasserkalamität« (Verl. 1879); »Zur Morphologie der Spaltpflanzen. Spaltpilze u. Spaltalgen« (Leipz. 1882); »Die Spaltpilze« (3. Aufl., Vresl.
1885); »Die Pilztiere oder Schleimpilze« (das. 1885); »Zur Morphologie und Biologie der niedern Pilze (Monadinen), zugleich ein Beitrag zur Phytopathologie« (Leipz. 1885); »Zur Entwickelungsgeschichte der Askomyceten« (»^ova aeta« der Leov. Akad., Halle 1881); »Zur Kenntnis der anatomischen Anpassung der Pil^früchte an die Funktion der Sporenentleerung' (das. 1884); »Zur Kenntnis der Phykomyceten« (»^ova. n^ta« 2c., das. 1884); »Über die Gerbstoff- und Anthocyanbehälter der Fumariaceen« (Kassel 1886); Weitere Beiträge zur Kenntnis der Chytridiaceen u. Ancylisteen« (Halle 1886); »Untersuchungen über Parasiten aus der Gruppe der Monadinen« (das.1887); »Zur Kenntnis der Infektionskrankheiten niederer Tiere und Pflanzen« (»Xovg.
:ict^< 2c>, das. 1888); »Die Pilze in morphologischer, physiologischer, biologischer und systematischer Beziehung«' (Vresl. 1890).
Znckcrharnruhr, s. Balneologische Gesellschaft, S. 77, und Innere Medizin, S. 477.
Zullerftcuer. Eine Z. als innere Aufwandsteuer besteht in Europa erst seit wenigen Jahrzehnten, hat aber in dieser Zeit in den meisten Ländern eine erhebliche Anzahl von Wandlungen durchmachen müssen, indem nicht allein die Steuersätze, sondern auch die Besteuerungsformen häufig geändert wurden. Vor dem Jahre 1837, in welchem in Frankreich eine Steuer auf Rübenzucker eingeführt wurde, kannte man in Europa nur einen Zoll auf den aus den Kolonien eingeführten Rohrzucker, welcher meist verschieden bemessen war, je nachdem er aus eignen oder fremden Kolonien stammte, unter eigner oder fremder Flagge, zum unmittelbaren Verbrauch oder erst in eine Raffinerie eingebracht wurde. So konnte die Rübenzuckerindustrie unter dem Schutze eines Finanzzolles allmählich emporwachsen, bis sie, auch später noch durch die Steuer- und Zollgesetzgebung sehr begünstigt, den Kolonialzucker vielfach vollständig verdrängte. Anfänglich nahm man bisweilen diese Erscheinung nicht ohne Besorgnis wahr. Man fürchtete für Reederei und Schiffahrt; dann minderten sich mehr und mehr die Einnahmen aus den Zuckerzöllen. Die Einbußen an letztern konnten jedoch durch die Z. mehr als gedeckt werden, während