Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

46

Ab hinc - Abingdon

mit kaltem Wasser ab, später wasche man sich kalt und reibe sich anfänglich nach der Waschung noch mit wollenen Tüchern. Sodann gehe man zu kurzen kalten Douchen und im Sommer zu kurzen kalten Flußbädern über. (S. Kaltwasserkur.) Ein Übermaß ist jedoch hier zu vermeiden, denn das kalte Wasser ist ein sehr starker Reiz für die Hautnerven und kann, wenn über Bedürfnis angewandt, zur Nervenüberreizung und Nervenschwäche führen. Täglich gehe man in die freie Luft, und lasse sich auch durch ungünstiges Wetter nicht abhalten. Alte Leute haben jedoch zu wenig Wärme, kleinere Kinder eine zu zarte Haut, um sich so leicht kleiden und so kalte Bäder nehmen zu dürfen wie kräftigere Menschen; dasselbe gilt von Menschen, deren Ernährung daniederliegt und die darum weniger Eigenwärme erzeugen. Um die Atmungswege abzuhärten, meide man nicht ängstlich die kalte Luft, die, wenn man warm genug gekleidet ist, der Luftröhre und Lunge keineswegs schadet. Gegen unreine, staubige Luft, schlechte Dünste darf man sich jedoch nicht abhärten wollen, denn sie sind unter allen Umständen schädlich. Von hoher Wichtigkeit ist ferner die A. des Magens. Diese wird dadurch erzielt, daß man sich nicht ängstlich auf leicht verdauliche Speisen beschränkt und den Magen nicht an eine allzu einförmige Nahrung gewöhnt. Ist der Magen nicht geradezu krank, so mute man ihm immerhin etwas zu. Reizende Speisen, geistige Getränke und scharfe Gewürze aber, z. B. Pfeffer, Senf, Spirituosen, meide man möglichst. Sie nähren nicht und überreizen den Magen, so daß dann einfache Speisen zu reizlos werden, um genügend verdaut werden zu können. Das Nervensystem wird am besten dadurch abgehärtet,daß man nicht ängstlich die auf natürlichem Wege sich bietenden Aufregungen desselben meidet. Kaffee, Thee, Tabak, Spirituosen dürfen nur mäßig, von Kindern gar nicht genossen werden. Das Muskelsystem wird durch mäßige, zweckmäßig geleitete, d. h. möglichst alle Muskeln nach und nach in Anspruch nehmende, nicht bis zu übermäßiger Ermüdung fortgesetzte Bewegung abgehärtet. (S. Turnen.)

Die geistige A. besteht wesentlich in der Erziehung der Kinder oder der Selbsterziehung des Erwachsenen zur Charakterstärke, zur Standhaftigkeit gegen Mißgeschick, zur Beherrschung der Leidenschaften, zum Maßhalten in Freude und Leid.

Ab hinc (lat.), von hier an.

Abholzen oder Abtreiben, in der Forstwirtschaft die vollständige Entnahme des auf einer Fläche stehenden Holzbestandes.

Abhorrers (spr. äb-, "Verabscheuende"), engl. Parteiname, unter Karl II. (1660-85) entstanden, bezeichnet die Verteidiger der Thronfolgerechte des Herzogs von York nachmaligen Königs Jakob II.) gegenüber den mit ihren Forderungen und Petitionen um Ausschließung demselben von der Thronfolge ungestüm gegen die Krone vorgehenden Petitioners.

Abich, Wilh. Herm., Naturforscher und Reisender, geb. 11. Dez. 1806 zu Berlin, studierte dort Naturwissenschaften, wurde nach zwei wissenschaftlichen Reisen in Italien und Sicilien 1842 Professor der Mineralogie in Dorpat, 1853 Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Petersburg und bald darauf Staatsrat. Den größten Teil seines Aufenthalts in Rußland brachte A. auf Reisen in den Ländern am Kaukasus, im armenischen Hochlande und im nordl. Persien zu. Seit 1877 lebte er in Wien; er starb 2. Juli 1880 in Graz. Außer Abhandlungen in den "Bulletins" und "Mémoires" der Petersburger Akademie und in den "Bulletins de la société des naturalistes de Moscou" veröffentlichte er: "Erläuternde Abbildungen geolog. Erscheinungen, beobachtet am Vesuv und Ätna 1833 und 1834" (Berl. 1837), "Über die Natur und den Zusammenhang der vulkanischen Bildungen" (Braunschw. 1841), "über die geolog. Natur des armenischen Hochlandes" (Dorp. 1843), "Geolog. Beobachtungen auf Reisen in den Gebirgsländern zwischen Kur und Arares" (Tiflis 1868), "Geolog. Forschungen in den kaukas. Ländern" (3 Bde., Wien 1878-87), "über krystallinischen Hagel im untern Kaukasus" (ebd. 1879). Aus seinem Nachlaß erschienen "Geologische Fragmente" (ebd. 1887). Ihm zu Ehren heißt ein Mineral Abichit (s. Strahlerz).

Abichit, s. Abich und Strahlerz.

Abies, s. Tanne und Fichte.

Abiëtin, soviel wie Koniferin (s. d.).

Abiëtineen (Abientineae), s. Nadelhölzer.

Abiëtinsäure, C44H64O5 ^[C<sub>44</sub>H<sub>64</sub>O<sub>5</sub>] oder C20H30O2 ^[C<sub>20</sub>H<sub>30</sub>O<sub>2</sub>], der Hauptbestandteil des Kolophoniums, wird aus diesem durch Alkohol aufgezogen und bildet eine weiße lockere Krystallmasse.

Abiëtit, ein von Rockleder aus den Nadeln der Weißtanne isolierter krystallinischer Körper von der angeblichen Formel C6H8O3 ^[C<sub>6</sub>H<sub>8</sub>O<sub>3</sub>], ist wenig untersucht.

Abigail, in der Bibel die schöne Frau eines reichen kalebitischen Herdenbesitzers, Nabal, auf dem Gebirge Juda, die sich bei David durch kluges Benehmen bei einem Streit zwischen Nabal und ihm so empfahl, daß er sie nach des erstern Tode heiratete. Auch eine Schwester Davids hieß so.

Abildgaard (spr. -gohrd), Nikolai Abraham, Historienmaler, geb. 1743 in Kopenhagen, ging 1772 nach Rom, wo er seinen Philoktet (dän. Staatsgalerie) fertigte und wurde 1789 Direktor der Kopenhagener Akademie. Zehn große Bilder, die er für das Schloß Christiansborg malte, verbrannten mit dem Schlosse 1794. Er vollendete dann noch Scenen aus Ossian und Shakespeare, sowie vier Darstellungen nach Terentius' "Andria" (Galerie in Kopenhagen). A. starb 4. Juni 1809 in Frederiksdal. Michel Angelos Formengebung und Tizians Farbe waren seine, freilich unerreichten Ideale; seine Allegorien sind schwer verständlich. Doch hat er Bedeutung als Lehrer Carstens, Thorwaldsens und Eckersbergs.

Abimelech (hebr., "mein Vater ist König"), König zu Gerar, von der hebr. Sage in der jahwistischen Überlieferung mit Isaak, in der elohistischen mit Abraham in Verbindung gebracht. Beide sollen in seinem Gebiete gewohnt haben. Sarah, von Abraham für seine Schwester ausgegeben, soll von A. beansprucht, aber infolge Einschreitens Jahwes freigelassen worden sein. - Der Geschichte gehört an A., Sohn Gideons von Ophra, der sich nach dem Tode Gideons mit Hilfe der damals noch kanaanit. Bürgerschaft von Sichem des Thrones bemächtigte und seine 70 Brüder umbrachte. Später geriet er in Fehde mit Sichem und zerstörte dieses. Seinen Tod fand er bei der Belagerung der Stadt Tebes durch die Hand eines Weibes, das ihm durch einen Wurf mit dem Läufer einer Handmühle den Schädel zertrümmerte. So berichtet die Bibel (Richt. 9).

Abingdon (spr. äbbingdn), Stadt in der engl. Grafschaft Berkshire, 10 km südlich von Oxford, an der Einmündung des Ock und des Wilts-und Berkkanals in die Themse, an der Zweiglinie Radley-A. (4 km) der Eisenbahn von London nach Oxford, hat