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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Abtriebsschlag - Abukir

Zwischennutzung (s. d.), 1) alle Erträge, die in Beständen oder Bestandesteilen, die während des nächsten Wirtschaftszeitraums, gewöhnlich Jahrzehnts, zur Verjüngung bestimmt sind, ausfallen; 2) aus andern Orten diejenigen Erträge, die entweder durch außerplanmäßige Schläge erlangt werden, oder als Einzelnutzungen infolge von Naturereignissen oder sonstiger Veranlassung von solcher Bedeutung ausfallen, daß dadurch die Verjüngung des betreffenden Bestandes oder Bestandesteils unzweifelhaft geboten erscheint, gleichviel ob der Abtrieb in nächster Zeit wirklich erfolgen kann oder nicht. Als Minimalgröße derart beschädigter Bestandesteile, bis zu der herab man den betreffenden Ertrag als A. zu betrachten hat, sollen z. B. in Sachsen 20 a gelten. Für A. werden mitunter die Ausdrücke Haubarkeitsnutzung und, nicht ganz richtig, auch Hauptnutzung (s. d.) gebraucht.

Abtriebsschlag, s. Abtrieb (in der Forstwirtschaft) und Räumungsschlag.

Abtriebswert, in der Forstwirtschaft der Wert, der durch den Abtrieb eines Baumes, Bestandes oder Waldes wirklich gewonnen wird oder werden kann.

Abtriebszeit, forstlich entweder die Zeitperiode, in der ein Bestand abgetrieben werden soll, oder der Zeitraum, der zu seinem völligen Abtriebe nötig ist, wenn dieser nicht auf einmal, sondern in mehrern Schlägen erfolgt.

Abtrift, das Ergebnis des Abtreibens (s. d.) oder der Winkel, den der wirkliche durch das Kielwasser gekennzeichnete Weg des Schiffs mit seiner Kielrichtung bildet. Man bestimmt die A. durch Peilen (s. d.), indem man vom Heck des Schiffs aus die Richtung des Kielwassers mit dem des Kiels vergleicht und zwar nach dem Augenmaß oder genauer mittels einer Peilscheibe (s. d.) oder eines Kompasses. A. ist nur vorhanden, wenn das Schiff "beim Winde" (s. d.) segelt; sie ist am größten, wenn das Schiff in schwerem Wetter beigedreht liegt (s. Beidrehen). Die A. muß für den Koppelkurs (s. d.) mit in Rechnung gezogen werden.

Abtritt, s. Abort.

Abtsches Eisenbahnsystem, s. Bergbahnen.

Abtsdorf, czech. Opatov, Markt in der österr. Bezirkshauptmannschaft und Gerichtsbezirk Leitomischl in Böhmen, an der Linie Wien-Brünn-Bodenbach der Österr.-Ungar. Staatsbahnen, hat (1890) 2002, als Gemeinde 2253 deutsche E.

Abû, im Arabischen soviel wie "Vater". A. entspricht dem hebr. Worte ab; das Wort wird zur Bildung von männlichen Eigennamen verwendet, in denen sehr häufig, aber durchaus nicht immer, ein wirkliches Vaterverhältnis bezeichnet wird. In andern Fällen steht A. im Sinne von "Besitzer", z. B. Abû'l-Fadhl: Vater der Vorzüglichkeit, d. h. der Vorzügliche, Abû'l-Makârim: Vater der Gnaden u. s. w. Den mit A. eingeleiteten Teil des Eigennamens nennt man Kunje, d. i. Beiname, zum Unterschiede von dem eigentlichen Ism, d. i. dem Eigennamen, und dem Lakab, d. i. Bezeichnungsnamen, z. B. der berühmte Makâmendichter heißt: A. Mohammed (Kunje) Al-kâsim (Ism) al-Hariri (Lakab).

Abu, Sanatorium im Gebirge Arawali (s. d.).

Abuam, s. Tafilet.

Abû Bekr, mit dem Beinamen al-Sfiddik, der erste Chalif der Mohammedaner, geb. 573 zu Mekka, war der Sohn des Abû Koháfa ibn Amir aus dem koreischitischen Stamme der Benu Taim. Er stand unter den Koreischiten wegen seines Reichtums und seiner hervorragenden Geistesgaben in hohem Ansehen. Gleich bei dem ersten Auftreten Mohammeds schloß er sich diesem an; seinen Beinamen Abd el-Kaaba (Diener der Kaaba) verwandelte der Prophet in Abd Allah (Diener Allahs). Seine Anhänglichkeit an den Propheten bezeigte er dadurch, daß er ihm seine Tochter Aïscha zur Frau gab. Nach dem Tode Mohammeds trug er in den Streitigkeiten wegen der Nachfolge über Ali den Sieg davon und führte den Titel Chalifat Rasûl Allâh (d. i. Stellvertreter des Gesandten Allahs). Mit Hilfe seines Feldherrn Châlid, der später den Beinamen Seif-Allah (d. i. Schwert Gottes) erhielt, besiegte er mehrere Aufstände im Innern von Arabien und verschiedene falsche Propheten, wie namentlich den Mosailima. Seine Heerführer, die beiden Châlid, Abû Obeida, Amr ibn al-Âßi, kämpften in Mesopotamien, Syrien und Palästina und trieben auf letztern Gebieten die Streitkräfte des byzant. Kaisers Heraklius in die Enge. Inmitten dieser Kämpfe starb A. B. 634 zu Medina, nachdem er auf Grund des Votums der einflußreichsten Glieder der Gemeinde seinen Freund Omar, einen andern Schwiegervater des Propheten, als seinen Nachfolger bezeichnet hatte. A. B. wurde in Medina neben dem Propheten beigesetzt. Die Sunniten betrachten ihn als den ersten Anhänger Mohammeds, während die schiitische Überlieferung ihm den Ali vorangehen läßt. Er veranstaltete die erste Redaktion des Korans.

Abukir, das alte Kanopus, Dorf in Unterägypten an der Küste des Mittelmeers, 18 km nordöstlich von Alexandria, mit kaum 200 arab. E., einem verfallenen Kastell, einem Leuchtturm und einer 8 km breiten, 35-220 m tiefen Reede, die nach dem Meere zu durch Sandbänke geschützt ist. - A. ist durch zwei Schlachten berühmt geworden. Die erste Schlacht bei A. war eine Seeschlacht, in der der engl. Admiral Nelson die franz. Flotte vernichtete. Als Bonaparte 1. Juli 1798 in Alexandria gelandet war, erhielt Viceadmiral Brueys von ihm die Weisung, mit 13 Linienschiffen, 4 Fregatten und 30 kleinern Fahrzeugen vorläufig auf der Reede von A. vor Anker zu gehen. Unterdessen eilte Nelson mit 13 Linienschiffen, einer Fregatte und einer Brigg der ägypt. Küste zu. In den ersten Nachmittagsstunden des 1. Aug. 1798 kam er der franz. Flotte in Sicht. Brueys hatte in der halbkreisförmigen Reede von A. seine Linienschiffe parallel zur Küste und 3 Seemeilen von dieser entfernt aufgestellt und diese Linie an eine kleine, mit einer Batterie besetzte Insel angelehnt. Er glaubte den Rücken seiner Stellung durch die dortigen Untiefen gedeckt. Allein Nelson ließ plötzlich fünf seiner Schiffe zwischen der Insel und der franz. Schlachtlinie durchbrechen und gewann somit den Vorteil, zunächst nur einen Teil der franz. Schiffe angreifen und zwischen zwei Feuer nehmen zu können. Abends 6 ½ Uhr eröffnete Nelson das Feuer, welches die ganze Nacht hindurch währte und nur gegen 10 Uhr eine kurze Unterbrechung erlitt, als das franz. Admiralschiff L'Orient in die Luft flog. Der rechte Flügel der Franzosen, unter Konteradmiral Villeneuve, war unthätig geblieben, doch konnten nur zwei Linienschiffe und zwei Fregatten desselben sich nach Korfu retten, die übrigen Schiffe gingen verloren. Brueys hatte während des Kampfes den Tod gefunden. Bonaparte war mit seinem Heere nach Vernichtung der Flotte von Frankreich abgeschnitten. Dieser Sieg, in dem