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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Afinger; Afiun-Karahissar; Afiun-Karahissar; Aflenz

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Afinger - Aflenz

Spitze von 12000 Mann am Hilmend, worauf General Burrow von Girischk nach Kuschk-i-Nachud zurückging. Ejjubs Vorhut besetzte 26. Juli Maiwand und wurde am folgenden Tage von General Burrow angegriffen. Die inzwischen eingetroffene Hauptmacht Ejjub Chans unter Facharulla Chan brachte den Engländern eine vollständige Niederlage bei; die Trümmer des brit. Heers stoben nach Kandahar. Ejjub Chan rückte vor Kandahar, welches General Primrose mit 3650 Mann besetzt hielt, und begann 11. Aug. die Belagerung. Am 18. Aug. wurde ein großer Ausfall der Engländer zurückgeschlagen; die Festung war reichlich mit Lebensmitteln versehen, doch konnte ihr zunächst nur von Kabul her Entsatz gebracht werden. General Roberts beschloß daher, mit seinen verfügbaren Feldtruppen von Scherpur nach Kandahar zu marschieren, und legte diesen Marsch (512 km) in der kurzen Zeit vom 7. Aug. bis 2. Sept. zurück. Nach dem Eintreffen bei Kandahar wurde unverzüglich, 3. Sept., das Heer des Ejjub Chan in starker Stellung am Argandab angegriffen und geschlagen. Ejjub Chan floh mit der Reiterei, begleitet von allen Stammfürsten, nach Herat, und begann dort sofort die Reorganisation seiner Truppen. Nachdem die Räumung ganz A.s durch engl. Truppen vollzogen, drang Aug. 1881 Ejjub Chan von Herat über Girischk nach Kandahar und bemächtigte sich dieses Platzes. Abd ur-Rahman rückte ihm entgegen, schlug ihn 22. Sept. und zog 30. Sept. in Kandahar ein.

Nach einer abermaligen Niederlage bei Schaflan und dem Verluste Herats floh Ejjub Chan nach Persien. Abd ur-Rahman war nun Herr von ganz A. Seine Lage wurde indessen durch den polit. Gegensatz zwischen Rußland und Großbritannien immer schwieriger, namentlich als Rußland 31. Jan. 1884 Merw besetzt hatte. Rußland beanspruchte alles Land bis Sulfikar am Heri Rud, Chaman-i-Baid am Kuschk, Bala Murghab am Murghab und Kabarmank. Zu Beginn des Jahres 1885 rückten russ. Truppen in das streitige Grenzgebiet ein und schlugen unter General Komarow 30. März bei Taschkepri oder Pul-i-Kuschti am Kuschkflusse 5000 Afghanen, worauf sie Pendschdeh am linken Ufer des Murghab, 35 km oberhalb von der Kuschkmündung, in Besitz nahmen. Die brit. Regierung hielt Herat für bedroht und begann zu rüsten, doch kam es nicht zum Kriege. Eine Kommission brit. und russ. Offiziere bereiste das Grenzgebiet und steckte die Grenze zwischen Russland und A. bis zum Herbst 1886 ab, wobei Rußland Pendschdeh und fast alles beanspruchte Gebiet erhielt. Das russ.-afghan. Grenzprotokoll wurde 22. Juli 1887 in Petersburg unterzeichnet. Herat und mehrere Punkte im nördlichen A. wurden mit Hilfe brit. Ingenieure stark befestigt, auch stellte die brit. Regierung eine aus dem Industhale durch den Bolanpaß nach Quetta führende Bahn her und kann so schnell eine beträchtliche Streitmacht nach Kandahar vorschieben. Ejjub machte 1887 den vergeblichen Versuch, in Herat einen Aufstand zu erregen und ergab sich darauf den Engländern, die ihn in Rawalpindi als Staatsgefangenen halten. Einen Aufstand der Hasara warf der Emir 1892 nieder. Gleichzeitig entstanden durch Vorgehen des Emirs in den afghan.-ind. Grenzgebieten Schwierigkeiten mit der ind. Regierung, die Nov. 1893 durch Verhandlungen mit einer engl. Gesandtschaft in Kabul befriedigend geregelt wurden. Wegen des A. bedrohenden Vorrückens der Russen auf dem Pamir gelangte es 1895 zu einer Verständigung zwischen England und Rußland.

Litteratur. Raverty, Notes of A. and part of Baluchistan (Lond. 1881); Walker, A., its history and our dealings with it (2 Bde., ebd. 1883 - 85); Hué, Les Russes et les Anglais dans l' A. (Par. 1885); Rodenbough, A. and the Anglo-Russian dispute (Lond. 1885); Roskoschny, A. und seine Nachbarländer (Lpz. 1885); Kaye, History of the war in A. (3 Bde., 4. Aufl., Lond. 1890); Forbes, The Afghan wars 1839 - 42 and 1878 - 80 (ebd. 1891).

Afinger, Bernh., Bildhauer, geb. 6. Mai 1813 zu Nürnberg, besuchte die Nürnberger Kunstschule und trat 1840 in Rauchs Atelier in Berlin. Seine ersten Werke, ein kolossaler Christus in Halbrelief für die neue Kirche zu Dinkelsbühl (1842), eine Maria mit dem Kinde, lehnten sich noch an die altdeutsche Weise an. Neuern Anforderungen wurde er gerecht in der Statuette der Schauspielerin Rachel (1850; Pfaueninsel bei Potsdam), in den Porträtmedaillons von Humboldt, Rauch, Cornelius und Kaulbach (1854 - 51) und in zahlreichen Büsten, sowie in dem Denkmal, das die Universität Greifswald zu ihrer vierten Säkularfeier 1856 errichten ließ. Für die Königsberger Universität arbeitete A. die Statuen der Wissenschaften. Ferner schuf er 1865 die Statue Arndts zu Bonn; für eine Villa bei Elberfeld die Marmorstatue der Penelope und für den Invalidenkirchhof in Berlin ein Grabmal mit der Figur einer trauernden Frau (1869), das Dahlmannsche Grabmal und die schönen Brunnen auf dem Kirchhofe zu Bonn. Erst 1873 besuchte er Italien, 1874 wurde er zum Mitgliede der Berliner Akademie der Künste sowie zum Professor ernannt und starb am 25. Dez. 1882 in Berlin.

Afiun-Karahissar (d. h. Opium-Schwarzburg), auch Karahissar, Hauptstadt des Sandschaks Karahissar-Ssahib des türk. Wilajets Khodawendikjar in Kleinasien, etwa 300 km im O. von Smyrna und im SSO. von Konstantinopel, auf dem Vereinigungspunkte der von beiden Städten nach Syrien führenden Karawanenstraßen, rings um einen sehr hohen Trachytfelsen erbaut, auf dessen fast unzugänglicher Spitze die Ruinen eines alten Kastells stehen, hat 20000 E., zahlreiche Moscheen, zwei armenische Kirchen, sechs Chans, fünf Bäder, Wollweberei, Teppichwirkerei, Opiumbereitung und lebhaften Handel. Die Ebene von A. wird von W. gegen O. von dem Steppenfluß Akharsu durchströmt und ist weithin mit Mohn, Korn und Krapp bebaut. A., von dem Seldschukken Aladdin (gest. 1299) neu gegründet, ist die Vaterstadt Othmans, des Gründers des türk. Reichs. Unweit der Stadt lag das alte Synnada in Phrygien, berühmt durch seinen Marmor, der auch nach dem Orte Docimeum benannt wurde, dessen Reste man in dem jetzigen Eski-Karahissar (Altschwarzburg), 22 km im NO. der Stadt, in der Nähe von Marmorbrüchen, gefunden hat.

Aflenz, Markt in der österr. Bezirtsbauptmannschaft Bruck an der Mur in Steiermark, in 765 m Höhe, am Fuße der Bürgeralpe, am Aflenzbache und der Poststraße von Bruck nach Mariazell, hat (1890) 612, als Gemeinde 2953 E., Bezirksgericht (356 qkm, 5 Gemeinden, 20 Ortschaften, 6151 E.), Bezirksvertretung und alte Pfarrkirche (1140). In der Nähe Thörl (nach den ein Thor bildenden Felsen benannt) mit bedeutenden Eisenwerken und Drahtziehereien und die Ruine Schachenstein.