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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Afrika (Entdeckungsgeschichte)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Afrika (Entdeckungsgeschichte)'

Salaga und Jendi bis in die Landschaft Mossi vordrang. Wolf drang von Bismarckburg in nordöstl. Richtung ins Hinterland von Dahome vor, wo er unweit Ndali 26. Juni 1889 starb. Wolf und François lieferten vorzügliches kartogr. Material. Hauptmann Kling bereiste mit wissenschaftlichem Erfolg 1891/92 die Borgu-Staaten und Kintampo. – Drei Reisen haben in der neuesten Zeit uns Kenntnis vom Innern Nordwestafrikas gebracht. Krause ging 1886 von der Goldküste über Salaga nördlich durch Mossi bis Duensa in Massina und kehrte auf demselben Wege 1887 wieder zurück. Der franz. Kapitän Binger zog von Bammako aus am obern Niger 1888 nach Süden, durch Samorys Reich, erreichte die Stadt Kong (in der Landschaft Wangara) und von hier Mossi; über Salaga zurückkehrend, traf er 1889 mit Treiche-Lapène zusammen, der zu seiner Unterstützung von Assini an der Elfenbeinküste aufgebrochen war. Beide gelangten durch noch unbetretene Länder nach Groß-Bassam an der Guineaküste. Monteil durchquerte 1891–92 von Segu am Niger aus den Nigerbogen (Lanfiera-Wagadugu-Say) und über Bornu die Sahara.

c. Das Nilproblem und die centralafrikanischen Seen. Zur Lösung der Nilfrage führten zuerst schrittweise die Reisen und Kriegszüge, die 1793–1839 von Ägypten aus gegen den Sudan und Abessinien unternommen wurden. Abgesehen von einem vereinzelt gebliebenen Vorstoß Brownes (1793–96) über Assuan nach Darfur warf man sich zur Zeit Napoleons (1798–1801) und unmittelbar darauf auf die mehr archäol. als geogr. Erforschung des Nilthals bis zu den Katarakten. Cailliaud und Letorzek wandten sich 1819–20 westwärts in die Libysche Wüste, deren gründliche Untersuchung erst Rohlfs 1869 und 1873–74 mit Zittel, Jordan und Ascherson zum Abschluß brachte. Mit dem Heere Mehemed Alis zogen 1820–21 Cailliaud und Letorzek nach Nubien bis zur Teilung des Nils in den Blauen und Weißen Nil. Ihre Entdeckungen setzten nach Süden fort: Beke, der 1840 die Quellen des Blauen Nils fand, Pruyssenaere, Poncet und Lejean 1859–64, Marno 1870–71 und Schuver 1881–82, der hier den 9.° nördl. Br. erreichte. Man stand vor den Thoren Abessiniens; nach Salts wissenschaftlich wenig verwertbarer Reise wirkten 1837–48 die Gebrüder d'Abbaddie grundlegend für die Kenntnis des Landes bis südlich nach Kaffa, nachdem Combes und Tamisier schon 1835 und 1836 bis Schoa Bahn gebrochen hatten. Fast gleichzeitig (1839–43) hielten sich hier auf: die Reisenden Rüppell, Ferret und Galinier; Lefebre; Krapf; in den sechziger Jahren Heuglin, Steudner, Rohlfs und Lejean; auch der engl. Feldzug 1867–68 bereicherte das topogr. und ethnogr. Wissen. Während durch die Wüsten im Westen des Nils schon 1824 Rüppell bis Kordofan und Russegger und Kotschy sogar bis Dar Nuba, d. h. bis zum 11.° nördl. Br. und 29.° östl. L. von Greenwich gewandert waren, entschloß man sich erst mit Beginn der fünfziger Jahre, von den Küsten des Roten Meers aus dem Hochland durch die Wüsteneien sich zu nähern. 1852 ging Malzac, 1854 Hamilton von Suakin gegen den Atbara vor; Munzinger leistete während seines langen Aufenthalts in Keren (1855–75) Vorzügliches im Marebgebiet, das Hildebrand und Heuglin in den siebziger Jahren ebenfalls durchforschten. Cecchi und Chiarini drangen 1876–81 von Zeila, Soleillet 1882 von der Tedschurabai gegen ↔ Schoa und Kaffa vor, denen Aubry 1883–85 bis Bonga folgte. Ebenso war Schoa das Ziel für Antonelli, der 1883 die Danakil-Wüste durchschritt, wie auch Bianchi 1884, Ragazzi und Rimbaud, die von Harrar aufbrachen. 1885–87 nahmen Antonelli und Traversi an den Kriegszügen des Königs Menilek teil und erweiterten wesentlich unsere geogr. und ethnogr. Anschauungen von dem Süden Abessiniens; Borelli gelangte 1886–88 von Schoa aus nach Dschimma. 1821 war die Mündung des Blauen Nils gefunden und der Weiße Nil als der Hauptstrom erkannt worden. 1827 befuhr ihn Linant de Bellefonds bis zum 13. nördl. Br. Mehemed Ali nahm die weitere Erforschung zum Ziel; die erste Expedition unter Thibaut gelangte 1840 bis zum 6.° 30' nördl. Br. und die zweite 1841 unter d'Arnaud und Werne bis zu 4° 42'. Der südlichste Punkt nilaufwärts, der von Ägypten aus und zwar durch Miani 1860 zuerst erreicht wurde, lag unter 3° 34' nördl. Br. Ein ungeheuer wasserreiches und fruchtbares Gebiet war durch Mehemed Ali erschlossen worden. Den Kaufleuten, Elefantenjägern und Sklavenhändlern folgten ein Jahrzehnt später die Männer der Wissenschaft, hauptsächlich in die Länder westlich vom Nil, in das sog. Bahr el-Ghasal-Gebiet. Brun Rollet fand 1856 den Schlüssel dazu in Meschra el-Rek; weiter nach Süden zum Djur drang 1857 Poncet, Petherick bis zu den Niam-Niam; weiter nach Südwesten 1860–65 Antinori, Piaggia; Lejean (1861) und Heuglin (1863); in Gondokoro im Nilthal selbst hielten sich 1860–62 Petherick und Peney auf. Den Beginn der gründlichen und wissenschaftlichen Erforschung machte Schweinfurth 1868–71, der die Wasserscheide der westl. Nilzuflüsse überschritt und im Monbuttu-Lande den nach Westen strömenden Uelle entdeckte, den wir jetzt als den Oberlauf des Ubangi, also als Nebenfluß des Kongo kennen. Nach Miani im Monbuttu-Lande (1871) und Marno in Makaraka 1874–75 leistete Dr. Schnitzer, bekannter unter dem Namen Emin Pascha, 1877–89 durch seine ethnogr., topogr. und botan. Arbeiten im weiten Umkreis nach Westen und Osten von Lado und Dr. Junker durch seine Reisen (1877–78 und 1880–86) im Flußgebiet des Uelle bis zur Seriba Abdallah 23° 10' östl. L. von Greenwich und des Nepoko der geogr. Wissenschaft die wertvollsten Dienste. Gleichzeitig mit Emin Pascha wirkte Lupton als ägypt. Beamter im Bahr el-Ghasal-Gebiet und kam 1883 zum Teil durch die von Potagos (1876–77) bereisten Länder bis Foro in Dar Banda, sehr nahe der weit westlich liegenden Vereinigung des Mboma mit dem Uelle-Ubangi; Buchta machte 1878 interessante ethnogr. Studien im Djur-Lande; Casati ergänzte 1884–89 die Forschungen bei den Monbuttu, und Bohndorff glückte es in dieser Zeit wahrscheinlich bis Dar Abu Dinga zu kommen. Nicht unwesentlich wurden alle diese wissenschaftlichen Expeditionen durch den Generalgouverneur des Sudan Gordon (1874–80) in Chartum unterstützt, in dessen Auftrag auch ägypt. Generalstabsoffiziere, außerdem die Engländer Purdy und Colston (1874–75) topogr. Aufnahmen in Kordofan und dem bisher verschlossenen Darfur bewerkstelligten. – Das Nilproblem zu lösen wurde nicht durch ein weiteres schrittweises Vordringen von dem 1860 erreichten südlichsten Punkte (3° 34') im Nilthal versucht, sondern weitausgreifend von der Ostküste aus

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 191.