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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Afrika (Entdeckungsgeschichte)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Afrika (Entdeckungsgeschichte)'

lis aus den Niger zu gewinnen. Der Lösung des großen Rätsels kamen endlich die Reisen Clappertons, Denhams und Oudneys (1822–24) näher. Zum erstenmal wurde von Tripolis aus die Sahara durchschritten, der Tsadsee, Bornu und Sokoto erreicht. Doch hielt man den Schari für den in den Tsadsee mündenden Niger. Clapperton wurde ein zweites Mal 1825 nach Sokoto entsendet; diesmal ging er von der Guineaküste, von der Bai von Benin aus und kam den Niger aufwärts wirklich bis Sokoto; doch hier starb er 1827. Seinem Diener Lander, der 1830 von Joruba aus im Auftrag der engl. Regierung nach den Haussastaaten reiste und den großen Nebenfluß Binue entdeckte, glückte es, das Werk seines Herrn zu vollenden; er fuhr auf der Heimkehr den Niger stromabwärts und erreichte die Mündung in der Bucht von Benin. Ein anderes geogr. Ziel war Timbuktu. Der Engländer Major Laing kam zwar 1825 von Tripolis aus zu dieser Stadt; doch seine Ermordung machte die Reise resultatlos. Der Ehrgeiz der Franzosen war auf diesen Punkt ebenfalls gerichtet. Mollien entdeckte 1818 die Senegal- und Gambiaquellen; Caillié gelangte auf seiner denkwürdigen Reise 1827–28 von Sierra Leone aus an den obern Niger und nach Timbuktu, durchzog die ganze Wüste, überstieg den Hohen Atlas und kam bei Tanger wieder an die Küste. Mit dem Jahre 1830 begann der Ausbau der genauern Erforschung der entdeckten Gebiete in Nordwestafrika und es gesellte sich zu dem wissenschaftlichen Triebe das Verlangen, Handelsbeziehungen mit den üppig fruchtbaren Ländern anzuknüpfen. Die Eroberung Algiers 1830 durch die Franzosen lenkte die Aufmerksamkeit der engl. Regierung nach dem Sudan. Sie entsandte nach dem Plan Richardsons, der 1845–46 nach Mursuk, Ghadames und Ghat gekommen war, eine große Expedition durch die Sahara nach Bornu, deren bedeutendste Teilnehmer Barth und Overweg waren. Barth erschloß 1850–55 die neue Wüstenroute über Air nach Bornu, die Länder am Tsadsee und südlich bis zum 10. Breitengrad, überschritt das Gebirge und entdeckte Adamaua, befuhr den Binue und besuchte Timbuktu. Auf Barth folgte Vogel (1853–56); er drang nach Wadai vor, wo er auf Befehl des Sultans ermordet wurde; von Beurmann erlitt ein ähnliches Schicksal in Kanem. Rohlfs durchquerte 1865–67 zum erstenmal ganz Nordwestafrika von den Syrten bis zum Golf von Guinea, wobei er neue Bahnen durch die Haussastaaten bis zum mittlern Binue und durch Joruba bis Lagos einschlug. Auf der neu entdeckten Wasserstraße des Binue setzten mit eingehenden Forschungen ein der Engländer Baikie (1854) und besonders der Deutsche Flegel (1879–85), der von den Quellen des Binue und von dem Hochlande Adamauas die ersten sichern Nachrichten brachte. Staudinger und Hartert bereicherten 1885 unsere Kenntnis namentlich über die Flora der Gegenden zwischen Binue und Sokoto. Mizon gelang es 1891–92 von Adamaua aus die Wasserscheide zwischen Binue, Schari und Kongo zu überschreiten und Stanley Pool zu erreichen. Maistre erschloß 1892–93 die Länder im Hinterland von Kamerun zwischen Ubangi und den Binuequellen. Ch. de Foucaulds Reise quer durch Marokko (1883–84) wirkte bahnbrechend für die Topographie wie für die kartogr. Darstellung der drei Atlasketten. Nachtigal (1869–71) ging von ↔ der Basis Tripolis-Kuka aus, machte drei Entdeckungsreisen in noch unerforschte Länder, nach Tibesti, Borku und Wadai, von wo aus er über Darfur und Kordofan den Nil erreichte. Auf zwei Reisen nach Süden, deren erste ihn in Bagirmi den Schari aufwärts bis über 10° nördl. Br., deren zweite in Wadai zum 10.° nordl. Br. führte, zog er ausführliche Erkundigungen über das Flußsystem des Schari ein. In umgekehrter Richtung – Kordofan, Bornu, Niger, Golf von Guinea – durchquerten den Kontinent 1880 Matteucci und Massari. Im Interesse der franz. Kolonien am Mittelländischen Meer und am Senegal lag es, eine Verbindung zu Land durch die Sahara herzustellen, Timbuktu lag in der Mitte. Seit 1850 begannen die Versuche, von Norden einzudringen: Duveyrier (1859–61), der unermüdliche Erforscher der Sahara; und Soleillet (1874 und 1878). Demselben Zuge folgten die Deutschen Rohlfs (1861–64) und Lenz (1880), dem es endlich glückte, von Marokko aus Timbuktu zu erreichen und von hier nach der Westküste zu gelangen. Folgenreicher waren die Bestrebungen vom Senegal aus. Nach Raffenels Vorstoß nach Kaarta (1847) begann eine durchgreifende Erforschung Senegambiens bis zum Niger unter der Regierung des Gouverneurs Faidherbe (1855–65). Die Expeditionen drangen in die Wüstenlandschaften im Norden bis Adrar (Vincent 1860) und bis in die Nähe von Timbuktu vor (1860–61), Mage und Quintin 1865 und Gallieni 1880–81 bis Segu. Das Erforschungswerk wurde durch die Fahrt des Lieutenants Caron auf einem Kanonenboot den Niger abwärts von Bammako bis zu dem Hafenplatz von Timbuktu und 1894 durch die Besetzung Timbuktus unter Oberst Bonnier gekrönt. Über die oro- und hydrogr. Verhältnisse von Futa-Dschalon brachte Bayol 1881 auf seiner diplomat. Reise wichtiges Material. Von der Guineaküste aus, südlich von Senegambien, wurden keine durchgreifenden Versuche gemacht, in das Innere vorzudringen. Von Wichtigkeit sind allein die Reisen Reudes (1868–70) von Sierra Leone nach Farabane und Bure. Andersons (1868) von Liberia nach Musardu, Zweifels und Moustiers (1879), die die lange gesuchten Quellen des Niger entdeckten, und Goldsburys (1881) den Gambia aufwärts nach Timbo in Futa-Dschalon. An der Goldküste bestimmen die kriegerischen Erfolge der Engländer den Fortschritt geogr. Wissens. Wohl hatten Bowdich 1817 und Freeman mit Chapman 1838–43 das Königreich Aschanti betreten, aber erst seit dem großen Kriege von 1873 ward eine größere Freiheit und Sicherheit den Europäern gewährt, so daß Bonnet 1875–76 den Voltafluß bis Salaga befahren, Lonsdale 1882 nach Bontuku und Jendi, und Kirby 1884 nach Kuntampo gelangen konnten. – Am Rande der Sklavenküste waren hauptsächlich im Königreich Dahome thätig: Duncan 1845, Dencham 1846, Guillevin und Burton 1860–61; letzterer auch am Volta, dessen gründlichere Erforschung wesentlich Bonnet (1875–76) zu verdanken ist. Das Ewe- und Togogebiet bereisten 1887 und 1883 Burgi und Henrici, welch letzterer das Agomegebirge überschritt. Das Hinterland von Togo, nördlich des Apossogebirges, erforschten 1888 und 1889 in ausgiebigster Weise Dr. Wolf, der von der neugegründeten Station Bismarckburg in Adeli Vorstöße nach Fasugu, Udjuti und Kebu unternahm, und Hauptmann von François, der nördlich von

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 190.