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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Afrika (Entdeckungsgeschichte)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Afrika (Entdeckungsgeschichte)'

giesen. Vom 10. Jahrh. angefangen wurden die Araber im Osten mit Abessinien, mit der Küste bis Sofala und mit der Insel Madagaskar, im Westen mit den Ländern bis zum Senegal und im Innern mit denen am obern Niger und am Tsadsee bekannt, namentlich durch ihre Pilgerfahrten von und nach Mekka. Interessante und ziemlich kritisch gesichtete Nachrichten enthalten die Werke ihrer geogr. Schriftsteller, die im ganzen an den Ansichten von Ptolemäus festhielten: Obeid el-Bekri (1067), Edrisi (1099–1186), Abulfeda (1273–1332), und ganz hervorragend Leo Africanus (1492–1526). Dieser hatte als Gesandter eine Reise von Marokko nach Timbuktu und Bornu unternommen, wie vor ihm Ibn Batuta (1352), der außerdem noch in das Reich Melle am obern Niger und nach der Sansibarküste gelangte. Durch die diplomat. und merkantilen Verbindungen der ital. Republiken Venedig und Genua mit den Barbareskenstaaten und mit Abessinien erhielten im 13. und 14. Jahrh. berühmte Kartographen, wie Mario Sanuto, Fra Mauro, wertvolles, doch auf Nordafrika beschränktes Material; den Nil brachten sie mit dem Niger und dem Atlantischen Ocean in Verbindung. Marco Polo (1256–1323) lieferte nach arab. Berichten eine Darstellung von Ostafrika und bezeichnete Madagaskar zum erstenmal als eine Insel. Eine genues. Flotte entdeckte die Canarischen Inseln, und ital. Fahrzeuge aus andern Häfen vor der Mitte des 15. Jahrh. Madeira und die Azoren. Den größten Fortschritt in der Erkenntnis der wahren Gestalt des ganzen Kontinents verdankt man den Portugiesen am Ende des 15. Jahrh., denen Prinz Heinrich der Seefahrer (1415–60) das Reich des Priesters Johannes (Abessinien) als Ziel ihrer Entdeckungsreisen gesteckt hatte. Ganz in den Anschauungen des Ptolemäus befangen, glaubte man dies Reich von der Westküste aus auf schiffbaren Flüssen erreichen zu können. Da man aber die Flüsse nicht fand und durch das Aufsuchen derselben immer weiter nach Süden verleitet wurde, kam man endlich bis zu dem Punkte der Umschiffung der äußersten Landspitze. Es gelangte 1442 Gonzales bis zum Kap Arguin, das später als Stützpunkt zum Vordringen in die Sahara befestigt wurde, und 1456 Cadamosto bis an die Goldküste. Nachdem man den Senegal, Gambia und Rio Grande landeinwärts befahren, 1471 und 1472 den gefürchteten Äquator überschritten und die Inseln Fernando Po, St. Thomas und Annobou entdeckt hatte, war es 1486 Diego Coão, der in Begleitung Martin Behaims die Mündung des Kongo und den 22.° südl. Br. erreichte. In demselben Jahre drang Bartolomeu Diaz, von Johann II. entsendet, so weit nach Süden vor, bis er kein Land mehr fand, und landete auf der Umkehr in der Algoabai. Das Kap der Guten Hoffnung war entdeckt. Darauf unternahm Vasco da Gama 1497 seine entscheidende Fahrt nach Ostindien. Er umschiffte das Kap, fuhr 1498 längs der Ostküste an Natal, der Sambesimündung, an Mombas vorbei bis Malindi und setzte von hier nach Ostindien über. Nachdem Saldanha 1503 bis zum Kap Guardafui gekommen, glückte es schließlich 1520 Massaua im Roten Meer und damit das Reich des Priesters Johannes zu erreichen und 1541 sogar bis Sues zu gelangen.

Die Afrikaforschung der Neuzeit bis 1788. Der zu mächtigem Aufschwung gekommene Weltverkehr ↔ mit Indien und Amerika brachte im 16. Jahrh. einen Stillstand in den großen Afrikaforschungsreisen hervor. Im 17. Jahrh. verwendete man vornehmlich Kräfte und Kapital, um das Entdeckte durch Kolonisationen dauernd nutzbar zu machen oder durch Missionen dem Christentum zu gewinnen. An diesen Unternehmungen beteiligten sich auch die übrigen Nationen Europas. So ließen sich 1626 die Franzosen am Senegal nieder, 1650 die Holländer am Kap der Guten Hoffnung, 1682 eine deutsche Gesellschaft auf Anregung des Großen Kurfürsten an der Goldküste; 1672 bildete sich eine engl.-afrik. Handelscompagnie; die Portugiesen erweiterten ihre Besitzungen in Angola und Mozambique. Bedeutende Reisen unternahmen nur die Franzosen André Brue in Senegambien bis Timbuktu, Paëz und Lobo, die bis zu den Quellen des Blauen Nils gelangten, und Poncet in Abessinien. Im 18. Jahrh. versuchte man in Nordafrika, in Senegambien, an der Guineaküste und im Kapland tiefer in das Innere einzudringen. 1716 kam Compagnon in das goldreiche Bambut am obern Senegal, 1719–32 Snelgrave und 1772 Norris nach den Guinealändern und Dahome, Harrison bis zu den Quellen des Gambia; 1769–72 erforschte Bruce Nubien, Abessinien und den Oberlauf des Blauen Nils, 1772–76 Sparrman und Thunberg die Hottentottenländer am Kap, deren Route Levaillant 1780–85 weiter nach Norden fortsetzte. Die wichtigste geographische wissenschaftliche Leistung war die Herstellung einer Karte von A. durch Bourguignon d'Anville 1749.

Die Forschungsreisen von 1788 bis zur Gegenwart. Während bisher hauptsächlich kaufmännischer Unternehmungsgeist in Verbindung mit Eroberungs- und Abenteurerlust die Triebfeder der Entdeckungsexpeditionen war, tritt am Ende des 18. Jahrh. der geogr. Wissensdrang als neues Element in die Bewegung der Geister ein. Die Umrisse des Kontinents waren gegeben; jetzt galt es die Entdeckungen im Innern systematisch in Angriff zu nehmen, die Civilisation der Eingeborenen und die Hebung des Handels zu befördern. Von diesen Gesichtspunkten ging als erste wissenschaftliche Korporation die zu London von Banks 1788 gegründete African Association aus; ihrem Beispiele folgten später nicht nur andere Vereine, sondern auch die Regierungen Europas, die entweder die wissenschaftlichen Resultate in praktischer Weise zu verwerten verstanden oder durch polit. Eingriffe in den Kontinent den Forschern die Wege bahnten. Das nächstliegende Problem waren Niger und Nil; aus der Lösung dieser Fragen ging dann ferner die Erforschung der centralafrik. Seen und schließlich des Kongo-Stromgebietes hervor.

b. Das Nigerproblem mit Nord- und Nordwestafrika. Man kannte den Lauf des Niger bei Timbuktu, aber weder seinen Ursprung, noch seine Richtung flußabwärts. Nachdem Ledyard, Lucas und Houghton die ersten vergeblichen Versuche gemacht, gelang es Mungo Park (1795–97 und 1805 und 1806), der von Senegambien aus vordrang, festzustellen, daß ein Gebirge den Niger von dem Senegal und der Westküste scheide und daß er nach Osten fließe. Hornemann kam 1798 von Kairo durch die nördl. Oasen nach Mursuk und von da bis Nupe an den Niger. Vergebens bemühten sich Nicholls vom Calabar aus, Röntgen von Marokko und Ritchie und Lyon (1819) von Tripo-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 189.