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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Agentur – Agglomerat

Vertrauen politisch verdächtiger Personen einschleichen, sie zur Offenbarung ihrer Gesinnung und zum Begehen von strafbaren Handlungen aufreizen, nachher aber, wenn dieselben der öffentlichen Gewalt verfallen sind, in das Dunkel zurücktreten und der Entdeckung und Bestrafung mit Hilfe ihrer Auftraggeber entgehen. Die Verwendung von A. p. ist durchaus zu verurteilen.

Agentūr, s. Agent.

Agentur des Rauhen Hauses, Buchhandlungsfirma, s. Rauhes Haus.

Agenzīa Stefāni (spr. adsch-), ital. Telegraphen- und Nachrichtenbureau in Rom, ist Eigentum der Familie Wilhelm Stefani und steht unter Oberleitung von Hektor Friedländer. Es wurde 1854 zu Turin von Wilhelm Stefani, einem der 40 Verbannten aus Venedig nach der Revolution von 1848 bis 1849, gegründet, dann mit der Hauptstadt Italiens nach Florenz, zuletzt Rom verlegt, hat Comptoire und Berichterstatter in ganz Italien, sowie Verbindung mit den großen Bureaus anderer Länder, und versorgt gegen Abonnement die ital. Presse täglich mit politischen, finanziellen und kommerziellen Nachrichten. Auch unterhält es einen Dienst für Privatdepeschen mit Ostasien und Südamerika.

Ager, linker Zufluß der Traun, eines Nebenflusses der Donau, der die Abflußgewässer des Fuschl-, Zeller-, Mond- und Atter- oder Kammersees der Traun zuführt und bei Lambach in Oberösterreich in dieselbe mündet. Bei Vöcklabruck nimmt die A. den Vöcklabach auf.

Agerātum L., Pflanzengattung aus der Familie der Kompositen (s. d.) mit gegen 15 Arten im tropischen und subtropischen Amerika; aufrechte, meist reich verzweigte Kräuter oder Sträucher, die sich durch kleine oder mittelgroße, in der Regel zu dichten Doldentrauben gruppierte Köpfchen auszeichnen, die durch die aus den blauen, purpurnen oder weißen Röhrenblüten lang vorragenden Griffel und Narben das Aussehen zierlicher Troddeln erhalten. Unter den wegen der langen Blütendauer in Gärten kultivierten krautigen Arten verdient A. conyzoides L. mit himmel- oder graublauen, fast kugeligen Blütenköpfchen Erwähnung.

Ägĕri oder Egeri (lat. Aquae regiae), schönes Thal im östl. Teile des schweiz. Kantons Zug, das im SW. vom Kaiserstock und Roßberg, im SO. von dem Morgarten und im N. von der Kette des hohen Rhonen begrenzt wird. In dem Thale liegt in 726 m Höhe der von stillen, einförmigen Bergufern umgebene Ägerisee (5,5 km lang, 1,5 km breit und 7 qkm groß), dessen Wasser die forellenreiche Lorze in den Zuger See führt. Die Hauptorte des Thals sind: Oberägeri, Dorf im Thale Ä., in 730 m Höhe, am untern Ende des Ägerisees, mit (1888) 1799 meist kath. E. und alter Pfarrkirche (876 gestiftet, 1492 neu erbaut), Post und Telegraph; Unterägeri, Dorf, westlich von Oberägeri, am Ausfluß der Lorze aus dem See, mit (1888) 2378 meist kath. E., Post, Telegraph, neuer got. Pfarrkirche mit Glasmalereien und Gemälden, einer Erholungsstation für Kinder, Heilanstalt für Skrofulöse (1885 gegründet) und zwei bedeutenden Baumwollspinnereien.

Agermih, s. Siwah.

Ager publĭcus (lat.), Staats- und Gemeindeland im alten Rom.

Agershus, s. Akershus.

Agesander (Agesandros), griech. Bildhauer, s. Laokoon.

Agesilāus Ⅱ., König von Sparta, Sohn des Königs Archidamus Ⅱ., geb. 444 v. Chr., kam 399 zur Regierung. Wiewohl körperlich unansehnlich und an einem Fuße lahm, wußte er doch durch kluge Politik schnell seine Stellung zu befestigen. Sparta stand damals im Kampfe mit den Persern. An der Spitze von wenig mehr als 4000 Mann setzte A. im Frühjahr 396 nach Kleinasien über, wo er seine Armee rasch vermehrte und Phrygien und Lydien eroberte. Doch wurde er 394 nach Europa zurückgerufen, wo er fast sämtliche Staaten Nord- und Mittelgriechenlands, Böotien, Korinth und Athen an der Spitze, sich gegen Sparta verbündet und 395 den Kampf begonnen hatten. Auf dem Rückmarsche nach dem Peloponnes lieferte er 394 den Verbündeten die blutige Schlacht bei Koronea, in der er zwar das Feld behauptete, aber keine durchschlagenden Vorteile errang. In den folgenden Jahren war er in dem sog. Korinthischen Kriege (s. d.) thätig. Nachdem Sparta 388 mit Persien den Antalkidischen Frieden (s. d.) geschlossen, beutete A. die auf Griechenland bezüglichen Bestimmungen und die neue Gunst der Umstände rücksichtslos aus und brachte es dahin, daß Sparta bis Ende 379 wieder über ganz Griechenland herrschte. Die seit 383 tief gedemütigten Thebaner (s. Theben) griffen jedoch im Dez. 379 siegreich zu den Waffen, und A. versuchte 378‒377 in Böotien vergeblich sie zu vernichten. Auf dem Friedenskongresse zu Sparta im Juni 371 brachte er es dahin, daß Theben vom Frieden ausgeschlossen ward. Der Kampf Spartas gegen Theben entbrannte so aufs neue und führte zunächst zum Siege des Epaminondas (s. d.) über die Spartaner bei Leuktra im Juli 371. Jetzt fiel Arkadien von Sparta ab und Ende 370 rückte ein Heer unter Epaminondas und Pelopidas in Lakonien ein. A. rettete die Stadt Sparta, konnte aber die Verheerung Lakoniens und die Wiederherstellung Messeniens als Staat nicht hindern. In den Kämpfen der folgenden Jahre war er nicht mehr thätig, rettete aber kurz vor der Schlacht bei Mantinea (362) nochmals Sparta vor dem diesmal in die Stadt dringenden Epaminondas. Obschon Spartas Macht gänzlich gesunken war, trat es auf A.’ Veranlassung dem Frieden von Mantinea nicht bei, um nicht Messeniens Unabhängigkeit anerkennen zu müssen. Um neue Hilfsmittel für Sparta zu finden, nahm A. die Einladung an, den Insurgentenkönig Tachus in Ägypten gegen die Perser zu unterstützen, ging 360‒359 mit einem Söldnerheer dahin, entzweite sich aber nachher mit Tachus und trat nun auf die Seite des Nektanebus Ⅱ., der sich gegen Tachus empört hatte. Nachdem er letztern auf den Thron erhoben, schiffte sich A., reich belohnt, nach dem Vaterlande ein, starb aber während der Rückkehr im Alter von 84 Jahren.

Ägeus, s. Aigeus.

Ageusie oder Ageustie (grch.), Geschmackslähmung, bezeichnet die mehr oder minder vollständige Beeinträchtigung der Geschmacksempfindung, die bei verschiedenen Erkrankungen der Zungen- und Gaumenschleimhaut, der Geschmacksnerven, sowie gewisser Gehirnpartien beobachtet wird.

Agger, rechter Nebenfluß der Sieg im preuß. Reg.-Bez. Köln, mündet unterhalb Siegburg.

Aggerkanal, s. Limfjord.

Aggerthalbahn, von Siegburg nach Ründeroth (37,2 km, 1871 genehmigt, 1884 eröffnet), Strecke der ehemaligen Bergisch-Märkischen Eisenbahn (s. d.), nach deren Erwerb vom preuß. Staate vollendet und nach Derschlag (14,3 km, eröffnet 1887) fortgesetzt.

Agglomerāt (lat., «Zusammengeballtes»), im Gegensatz zu Konglomerat (s. d.) eine Anhäufung