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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Albert

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Albert (König von Sachsen) - Albert (Graf von Bollstädt)

entstanden. In kirchlicher Beziehung richtete er, je nachdem die Eroberung fortschritt, neben Riga neue Bistümer ein: Esthland, Ösel, Dorpat, später Semgallen und Kurland, über die sein zweiter Nachfolger, Albert Ⅱ., ebenso wie über die preuß. Bistümer, vom Papste als Metropolitan bestätigt wurde. So waren, als A. 17. Jan. 1229 starb, alle Grundlagen des bischöflich-ritterlichen livländ. Staatswesens der spätern Zeit schon vorhanden, dieses selbst dem Deutschen Reiche einverleibt, obwohl es stets den Charakter einer deutschen Kolonie behielt. – Vgl. Bienemann, Aus baltischer Vorzeit (Lpz. 1870); Hausmann, Das Ringen der Deutschen und Dänen um den Besitz Esthlands bis 1227 (ebd. 1870); Reh, Das Verhältnis des Deutschen Ordens zu den preuß. Bischöfen im 13. Jahrh. (Bresl. 1894).

Albert, Friedr. Aug., König von Sachsen, geb. 23. April 1828 als der älteste Sohn des damaligen Prinzen (nachmaligen Königs) Johann zu Dresden, erhielt eine sorgfältige Erziehung unter der Leitung des sächs. Historikers Friedr. Alb. von Langenn und bezog Michaelis 1847 die Universität Bonn; aber schon im März 1848 bei dem Ausbruche der auf die franz. Februarrevolution folgenden Wirren verließ er Bonn wieder. Schon frühzeitig hatte der Prinz Neigung und Anlage zum Militärwesen gezeigt und war 1843 als Lieutenant in die Armee eingetreten; 1849 zog er als Hauptmann der Artillerie unter dem Reichsoberbefehle des preuß. Generals von Prittwitz mit den sächs. Truppen nach Schleswig-Holstein, wo er sich beim Sturme auf die Düppeler Schanzen 13. April hervorthat. Mit dem Ritterkreuze des sächs. Militär-St. Heinrichsordens sowie mit dem preuß. Orden pour le mérite belohnt, kehrte er zurück.

Nach der im Aug. 1854 erfolgten Thronbesteigung seines Vaters übernahm A. den Vorsitz im Staatsrate und trat als thätiges Mitglied in die Erste Kammer ein. Kurz vorher, 1853, war er in der Charge eines Generallieutnants zum Kommandanten der sächs. Infanterie ernannt worden, welche Stellung er, seit 1857 General, im Deutschen Kriege von 1806 mit der eines Kommandanten der gesamten sächs. Armee vertauschte. Als solcher führte er die Truppen Mitte Juni der unter Benedek in Böhmen gegen Preußen zusammengezogenen österr. Nordarmee zu, wo sie anfangs zur Verstärkung von Clam-Gallas bestimmt waren. Mit diesem kämpfte der Prinz 29. Juni bei Gitschin und stand 3. Juli bei Königgrätz auf dem linken österr. Flügel, wo er die Stellung von Přim und Probluz mit großer Tapferkeit gegen die Elbarmee unter Herwarth von Bittenfeld verteidigte. (S. Königgrätz.) Seine Verdienste wurden durch die Verleihung des Großkreuzes des sächs. Militär-St. Heinrichsordens und des Ritterkreuzes des österr. Maria-Theresia-Ordens ausgezeichnet.

Nach dem Friedensschlusse erhielt A. das Kommando über das sächsische, nunmehr 12. norddeutsche Armeekorps. Dieses wurde beim Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges im Juli 1870 zunächst der unter dem Oberbefehl des Prinzen Friedrich Karl von Preußen stehenden Zweiten Deutschen Armee zugeteilt und kam unter dem Kommando A.s bereits 18. Aug. zur Aktion, wo es bei Gravelotte-St. Privat viel zur Entscheidung der Schlacht beitrug. Als nach der Einschließung der franz. Rheinarmee in Metz von deutscher Seite der Vormarsch gegen Paris beschlossen worden war, erhielt A. den Oberbefehl über die aus dem preuß. Gardekorps, dem 4. und 12. (sächs.) Armeekorps und der 5. und 6. Kavalleriedivision neugebildete Vierte oder Maasarmee, die, auf dem Marsch nach Châlons begriffen, Ende August im Verein mit der Dritten Armee (unter dem Kronprinzen von Preußen) die berühmte Flankenbewegung nach Norden ausführte, wo sie 30. Aug. die franz. Armee unter Mac-Mahon bei Beaumont schlug und 1. Sept., den rechten deutschen Flügel bildend, hervorragenden Anteil an der Entscheidungsschlacht von Sedan nahm. Bei der Einschließung von Paris hatte die Vierte Armee unter dem Kronprinzen A. die Nord- und Nordostfront besetzt. (S. Deutsch-Französischer Krieg von 1870 und 1871.) Nach dem Frieden wurde A. 1871 zum Generalinspecteur der 1. Armeeinspektion und zum Generalfeldmarschall ernannt und erhielt auch vom Kaiser Alexander Ⅱ. von Rußland den Marschallstab. Er nahm an dem Triumpheinzuge in Berlin 16. Juni teil und zog mit den sächs. Truppen 12. Juli in Dresden ein. Nach seines Vaters Tode, 29. Okt. 1873, bestieg A. den sächs. Thron und legte dann sein Amt als Generalinspecteur nieder. (S. Sachsen, Königreich.) A. ist seit 18. Juni 1853 vermählt mit der Prinzessin Karoline (Carola) von Wasa (geb. 5. Aug. 1833). Die Ehe ist kinderlos. – Vgl. Wünschmann, König A. von Sachsen (Glauchau 1891); von Schimpff, König A. Fünfzig Jahre Soldat (Dresd. 1893).

Albert Kasimir, Herzog von Sachsen-Teschen, s. Albrecht.

Albert von Behaim (Bohemus), aus einer adligen Familie von Kager bei Cham, 1212 Domherr zu Passau, um 1226 Archidiakon von Lorch, 1245 Domdechant von Passau, ein berühmter Agitator in dem Kampfe der Päpste Gregor Ⅸ. und Innocenz Ⅳ. gegen Kaiser Friedrich Ⅱ. und dessen Sohn Konrad Ⅳ. Einen Einblick in seine umfassende, gewandte, in ihren Mitteln aber auch wenig wählerische Thätigkeit geben seine zum Teil im Originale erhaltenen Missivbücher (hg. von Höfler in der «Bibliothek des Litterarischen Vereins zu Stuttgart», Bd. 16, 1847). In Passau geriet er wiederholt in Zwist mit den übrigen Domherren, wurde 1258 vom Bischof Otto gefangen gesetzt, auf Befehl des Papstes jedoch freigelassen. Er starb um 1260. Die Geschichte seiner Hinrichtung ist Fabel. – Vgl. Schirrmacher, A. von Possemünster, genannt der Böhme, Archidiakon von Passau (Weim. 1871); Ratzinger in den «Histor. polit. Blättern», Bd. 84 fg. (Münch. 1879).

Albert, Graf von Bollstädt, gewöhnlich Albertus Magnus genannt, Gelehrter, geb. 1193 zu Lauingen in Schwaben, trat, nachdem er seine Studien in Padua beendet, 1223 in den Orden der Dominikaner und lehrte in den Klöstern zu Köln, Hildesheim, Freiburg, Regensburg und Straßburg. Den größten Teil seines Lebens brachte er in Köln zu, wo er zahlreiche und ausgezeichnete Schüler, vor allen Thomas von Aquino, bildete. Eine Zeit lang nahm A. auch den theol. Lehrstuhl der Dominikaner an der Universität zu Paris ein. Seit 1254 war er Provinzial seines Ordens in Deutschland. Als einige Jahre später der Haß der Pariser Universität gegen die Dominikaner ausbrach und sich Abgeordnete beider Parteien 1256 nach Rom wandten, errang A. durch seine Beredsamkeit den Sieg für den Orden und ward hierauf zum Lehrer der Theologie bei der päpstl. Kurie (Magister Palatii) ernannt. Nachdem er 1260‒62 Bischof zu Regensburg gewesen war, kehrte er als Lektor nach Köln zurück