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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Aleuāden; Aleurītes; Aleurītesöl; Aleuromēter; Aleuron; Alëussche Salzseen; Alëuten

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Aleuaden – Alëuten

ihren Ursprung und erstreckt sich in ostwärts gekrümmtem Bogen gegen Süden; sie nimmt in ihrem Verlaufe von Westen her die Zunge des Mittel-Aletschgletschers auf und empfängt die Schmelzwasser des noch weiter südlich gelegenen Ober-Aletschgletschers, der sich erst in jüngerer Zeit (seit 1860 sind die A. im Rückzuge) von seinem mächtigen Nachbar lostrennte. Der Große A. bedeckt (1880) insgesamt eine Fläche von 129 qkm, wovon auf die Eiszunge 29,5 qkm entfallen; die Gesamtlänge beträgt 24 km, jene der Zunge 16,5 km, die mittlere Breite der letztern 1800 m. Der A. übertrifft den nächst größten Gletscher der Alpen, den Gornergletscher (s. d.) fast um das Doppelte und seine Zunge die des größten norweg. Gletschers (Lodalsbrae) um das Siebenfache, wogegen freilich nicht verkannt werden darf, daß eben jener letztere Eisstrom nur einer der zahlreichen Ausflüsse einer zusammenhängenden Firnmasse ist (Jostedalsbrae), die an Gesamtausdehnung (über 900 qkm) die alpinen Firngebiete weit hinter sich läßt. Der Große A. endet (1880) in einer Seehöhe von 1353 m, sein Ausfluß ist die Massa, die sich nach kurzem, wildem Lauf oberhalb Brig in die Rhône ergießt. Den schönsten Anblick des Gletschers genießt man von dem 2934 m hohen Eggischhorn, welches am linken Gletscherufer südlich von der Kette der Viescherhörner aufragt, von der es durch ein kurzes, quer zwischen Aletsch- und Vieschergletscher verlaufendes Hochthal getrennt ist. In diesem Hochthale wird durch den Eiswall des an seinem Ausgange sich vorbeischiebenden Großen A. der prächtige Märjelensee (s. Tafel: Gletscher Ⅰ, Fig. 2) aufgestaut, der von dem Schmelzwasser von der Oberfläche des Gletschers und einigen Quellen gespeist wird; sein in 2367 m Meereshöhe gelegener Spiegel ist von tief grünblauer Farbe, die einen lebhaften Kontrast zu den im See schwimmenden Eisbergen bildet. Von Zeit zu Zeit bahnen sich die Wasser des Sees einen Ausgang und langen, meist ohne Verheerungen anzurichten, im Massaflusse an (wie am 18. Juli 1878), worauf sich der See allmählich wieder füllt.

Aleuāden, thessal. Herrschergeschlecht, das zu Larissa (s. d.) residierte. Um ihre schon im 5. Jahrh. v. Chr. durch demokratische Bewegungen geschwächte Macht zu befestigen, riefen sie die Perser in ihr Land. Ein spartan. Heer, das 469 v. Chr. den Verrat an der hellenischen Sache bestrafen sollte, ward durch Bestechung zur Unthätigkeit bewogen. Seit 404 hatten die A. Kämpfe mit den Dynasten von Pherä zu bestehen. Sie wandten sich deshalb an die Macedonier um Hilfe, die zuletzt damit endete, daß König Philipp wohl die Pheräer aus dem bereits eroberten Thessalonien verjagte, aber die befreite Landschaft selber behielt. Als Philipps Statthalter (Tetrarchen) haben dann einzelne Mitglieder der Familie noch eine Zeit lang fungiert.

Aleurītes L., Pflanzengattung aus der Familie der Euphorbiaceen (s. d.) mit nur wenigen Arten im südöstl. Asien und auf den Inseln des stillen Oceans. Am bekanntesten ist A. laecifera W., ein niedriger ostind. Baum, aus dem durch den Stich einer Schildlaus ein Milchsaft fließt, der im eingetrockneten Zustande als Gummilack in den Handel kommt und zu Firnissen, Siegellack, Schellack u. dgl. verwendet wird. A. cordata Thunbg. liefert das Aleuritesöl (s. d.), A. triloba Forst. das Bankulöl (s. d.).

Aleurītesöl, Bezeichnung für zwei im Handel vorkommende verschiedene fette Öle, welche häufig miteinander verwechselt werden, nämlich das von Aleurites triloba Forst. stammende Bankulöl (s. d.) und das eigentliche A., welches aus den Samen von Elaeococca vernicia Juss. (Aleurites cordata Thunbg.) gewonnen wird. Letzterer Baum ist in China und Japan heimisch, derselbe wird aber seit 1880 auch in Ceylon, Demerara, Sansibar, Westindien und den Vereinigten Staaten angebaut. Nähere Nachrichten, ob alle die Kulturen von Erfolg gewesen sind, liegen zur Zeit noch nicht vor. Das Öl dieser baumartigen Euphorbiacee wird in Japan Abwa-giri oder Yani-giri genannt, gehört zu den trocknenden Ölen und kann an Stelle des Leinöls zur Bereitung von Firnis benutzt werden. Kalt aus den Samen gepreßt ist das A. geruchlos und geschmacklos, besitzt aber, warm gepreßt, wie das Bankulöl, einen unangenehmen Geruch; das spec. Gewicht ist 0,940 ^[schlecht lesbar, deshalb mit Druckexemplar verglichen]. Die Hauptmenge liefern die chines. Provinzen Kiang-si, Tsche-kiang und Sze-tschwan.

Aleuromēter (grch., «Mehlmesser»), ein von Boland in Paris erfundener Apparat, um das Mehl, insbesondere das Weizenmehl, auf seine Tauglichkeit zum Brotbacken zu prüfen; sein Princip beruht darauf, daß die Güte einer Mehlsorte durch den Grad der Dehnbarkeit des in derselben enthaltenen Klebers bestimmt wird. Das A. ist ein unten geschlossener Cylinder, dessen durch den Deckel hindurchgehender Kolben sich leicht verschieben läßt. In den untern Teil dieses Cylinders wird eine bestimmte Gewichtsmenge des durch Auswaschen der Stärke aus dem Mehl isolierten, noch feuchten Klebers eingeführt, worauf man den Cylinder auf 150° C. (die zum Brotbacken erforderliche Temperatur) erhitzt. Das Wasser im Kleber verwandelt sich dabei in Dampf und dehnt die Masse um so mehr aus, je zäher sie ist. Dadurch wird der Kolben gehoben und läßt die Größe der Ausdehnung an der Skala erkennen.

Aleuron oder Klebermehl, 1855 von Hartig entdeckte krystallisierte Substanz, die sich in vielen Pflanzensamen findet und zu den Eiweißstoffen gehört. In reichlichster Menge kommt A. in den Nüssen von Bertholletia excelsa Humb. vor und kann daraus dargestellt werden, indem die in feine Scheibchen zerschnittenen Nüsse mit Äther geschüttelt werden, wobei die Krystalle herausfallen und gesammelt werden. Sie sind in Wasser unlöslich, lösen sich aber in Kochsalzlösung, aus der sie auf Zusatz von Wasser in amorpher Form gefällt werden. Nach Sachs sind die Aleuronkrystalle Gemenge von Fett und Eiweiß. Nach Hoppe-Seyler sind die im Dotter der Wirbeltiereier vorkommenden festen Absonderungen (Dotterplättchen) identisch mit Hartigs A.

Alëussche Salzseen, im Südwesten des Kolywanschen Bezirks des russ.-sibir. Gouvernements Tomsk, 8 an der Zahl, versorgen fast das ganze Gouvernement mit Salz (jährlich etwa 120000 Pud).

Alëuten, die aus etwa 150 Inseln und vielen Klippen bestehende, zum Territorium Alaska (s. d.) der Vereinigten Staaten von Amerika gehörende Inselreihe, die das Beringmeer vom stillen Ocean scheidet. Sie bildet das Bindeglied zwischen den die pacifischen Küsten Amerikas und Asiens begleitenden Vulkanreihen und ist als solches durchaus vulkanisch; die höchsten Gipfel befinden sich auf den der Halbinsel Alaska, als deren insulare Fortsetzung die A. betrachtet werden können, zunächst gelegenen Inseln: der Shishaldin (3000 m) auf Unimak und der Makuschin (1700 m) auf Unalaschka; die bis in die vierziger Jahre unsers Jahrhunderts ziemlich