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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Almeida-Garrett; Almeinde; Almelo; Almeloveen; Almend; Almendralejo; Almenrausch; Almeria

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Almeida-Garrett - Almeria

Almeida-Garrett, João Baptista de Silva Leitão, Visconde d', portug. Dichter, geb. 4. Febr. 1799 zu Oporto, begann 1814 in Coimbra das Rechtsstudium. In diese Zeit fallen viele lyrische Gedichte im Geschmack der Arcadia, der er als Jonio Duriense angehörte ("Lyrica de João Minimo"), zahlreiche epische Versuche und die Tragödien "Xerxes", "Lucrecia" und "Merope". Wegen des "Retrato de Venus", eines graziösen, aber nach der Ansicht der herrschenden Orthodoxie schlüpfrigen Lehrgedichts zur Verherrlichung der Malerei, verfolgt, lenkte er durch mutige Verteidigung die Aufmerksamkeit auf sich. Seine Tragödie "Catão" (1820) zählt zu den besten der portug. Litteratur. Als die Reaktion 1823 A., der Sekretär im Ministerium des Innern war, verbannte, wandte er sich nach England, 1824 nach Havre, kehrte 1826 zurück, wurde aber 1828 unter Dom Miguel eingekerkert und entfloh wieder nach England, 1832 nach Terceira, von wo aus er mit Dom Pedro in Portugal landete, der ihm das Ministerium des Innern übertrug; 1834-30 war er Geschäftsträger in Brüssel. Nach dem Umschwunge von 1836 in die Cortes von 1837 gewählt, zeigte er sich als gewandter Redner. Fortwährend litterarisch beschäftigt, starb er 10. Dez. 1854 zu Lissabon. A. befreite die portug. Poesie von den Fesseln des Pseudoklassicismus und hauchte ihr unter dem Einflusse der Romantik und der heimischen Volksdichtung neues Leben ein. Im Geiste der Romantik verfaßte A. in Frankreich "Camões" (Par. 1825; 8. Aufl. 1880; deutsch von Graf A. F. von Schack, Stuttg. 1890), das bedeutendste neuportug. Epos, und "Dona Branca" (Par. 1826), eine episch-lyrische Dichtung, die vorzüglich das Mönchtum geißelt. Es folgten "Adozinda" (1828) und "Bernal-Francez" (1829), wo A. zuerst Bruchstücke alter Volksromanzen bearbeitete. Der erste Band seines schätzbarsten Werkes, "Romanceiro" (3 Bde., Lissab. 1851-53), enthält außer diesen beiden Bearbeitungen: "Noite de S. João", "O anjo e a Princesa", "O chapim d' elrei", "Rosalinda", "Miragaia" und "As Pėgas de Cintra"; den zweiten und dritten füllen 32 alte Ritter- und Sagenromanzen, in stark abgerundeter und verfeinerter Redaktion; F.Wolf teilte eine Auswahl in "Proben portug. und catalon. Volksromanzen" (Wien 1856) mit; 15 Nummern verdeutschte Schack in dem mit Geibel herausgegebenen "Romanzero der Spanier und Portugiesen" (Stuttg. 1860). Das Verdienst des ersten Anstoßes zu der neuern gründlichen Erforschung der portug. Volkspoesie (s. Braga) gebührt A. Er schuf auch ein Nationaltheater, dem er kurze Zeit als Generalintendant vorstand. Sein "Auto de Gil-Vicente" (1838) erklären portug. Kunstrichter für das erste rein nationale Drama. Ebenfalls rein nationale Stoffe behandeln "D. Filippa de Vilhena" (1840), "Alfageme de Santarem" (1841) und "Frei Luiz de Sousa" (Lissab. 1844; deutsch von W. L., Frankf. a. M. 1847), von denen letzteres den meisten Beifall fand. Unter A.s Prosaschriften sind die Novelle "Viagens na minha terra" Lissab. 1837: deutsch von A. Seubert als "Der Mönch von Santarem", Lpz. 1878) und der histor. Roman "O Arco de Santa Anna" (1846) am bekanntesten. Sein letztes Werk sind die lyrischen "Folha cahidas" (Lissab. 1852), voll eigentümlicher Anmut. A. ist der bedeutendste neuportug. Dichter. Nach dem Tode erschien eine Gesamtausgabe "Obras" (25 Bde., Lissab. 1854-77), in der aus dem reichen handschriftlichen Nachlaß nur "Helena" gedruckt ist (1871). - Vgl. Gomes de Amorim, Garrett. Memorias biographicas, Bd. 1-3 (Lissab. 1881-88).

Almeinde, s. Allmende.

Almelo, Stadt in der niederländ. Provinz Ober-Yssel, 50 km südöstlich von Zwolle, an der Linie Hengelo-A. (16 km) und A.-Zwolle (45 km) der Niederländ. Staats- und Apeldoorn-Deventer-A. (54 km) der Holländ. Eisenbahn. A. hat (1889) 8354 E., eine reform. Kirche mit dem prachtvollen Grabgewölbe der Familie von Rechteren, ein schönes Schloß (Residenz der Grafen von Rechteren-Limpurg), Leinen- und Baumwollindustrie.

Almeloveen, auch Almeloven, Jan van, holländ. Radierer, wahrscheinlich in Mijdrecht (Provinz Utrecht) geboren, lebte noch 1683. Seine gelungensten Arbeiten sind die Vier Jahreszeiten sowie holländ. Landschaften und Uferansichten nach Saftleven, dessen Werke A. täuschend nachahmte.

Almend, s. Allmende.

Almendralejo (-ehcho), Distriktsstadt in der span. Provinz Badajoz, 30 km südlich von Merida, an der Linie Merida-Sevilla, in fruchtbarer Ebene, hat l1887) 12 206 E. Hier wurde 25. Aug. 1847 der silberne Diskos des Kaisers Theodosius (jetzt in der Geschichtsakademie zu Madrid) gefunden.

Almenrausch, in den bayr. und nordtirol. Alpen die Alpenrosen: Rhododendron hirsutum L. und ferrugineum L. (s. Rhododendron und Tafel: Alpenpflanzen, Fig. 9). Unter A. versteht man auch die Edelraute, Artemisia Mutellina Vill. (s. Artemisia und Tafel: Alpenpflanzen, Fig. 1).

Almeria (im Altertum Urci). 1) Provinz in Spanien, östlichster, an der Meeresküste gelegener Teil des ehemaligen Königreichs Andalusien, grenzt im N. und W. an Granada, im NO. an Murcia, im O. und S. an das Mittelmeer, hat 8703,79 qkm, (1887) 339 452 (164 562 männl., 174 890 weibl.) E., d. i. 39 auf 1 qkm, und zerfällt in neun Bezirke. Sie ist größtenteils gebirgig und erzreich; ihre größern Ebenen sind einförmige Steppen, so die Campos de Dalias im äußersten Süden und das Campo de Nijar nördlich von Cabo und Sierra de Gata. Nur in den Thälern mit künstlicher Bewässerung findet man große Fruchtbarkeit und subtropische Kultur, so in der Vega de Canjayar am obern A. (oder Rio Andares) zwischen den Alpujarras und Sierra de Gador, am Rio Adra (Rio Grande) und Rio Almanzora (Guadalmanzor), dem längsten Küstenfluß der Provinz, der von W. nach O. die Sierra de las Estancias von der Sierra de los Filabres scheidet. Alle diese und andere Flüsse haben im Frühling und Sommer im Unterlauf sog. Ramblas (trockne Betten). - 2) Hauptstadt der Provinz A., im Hintergrunde der Bai von A., westlich von der Mündung des Rio de A. und am Fuße eines felsigen Bergrückens, der ein wohlerhaltenes maur. Kastell (Alcazaba) trägt, ist ein fester Hafenplatz mit neuern Festungswerken, Sitz eines Bischofs und eines deutschen Konsuls für die Provinz A. und hat (1887) 36 200 E., mehrere Kirchen und Klöster, eine Kathedrale, Normalschule, Wasserleitung und wird durch das als Citadelle dienende vieltürmige Kastell und durch das im SW. auf einem steilen Felsberge liegende Fort San Telmo gut verteidigt. Die Häuser haben platte Dächer und teilweise echt afrik. Aussehen. Zur Zeit der Mauren, denen A. seine Größe verdankt, war es der wichtigste Hafen der Küste von Granada und ein sehr reicher, durch Handel, Kunst und Gewerbe blühender Ort.