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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Alte Garde; Alte Herren; Alte Land; Alten; Altĕna; Altenahr

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Alte Garde - Altenahr

von Stralsund am schiffbaren Rügenschen Bodden, den hier die Linie Stralsund-Bergen-Crampas der Preuß. Staatsbahnen auf einer Dampffähre überschreitet, hat etwa 900 E., Post, Telegraph, Personen-Dampferstation, evang. Kirche, Kurhaus mit hübschen Anlagen, Fischerei und wird in neuerer Zeit als Seebad besucht.

Alte Garde, in einigen Heeren Bezeichnung für einen Teil der Gardetruppen, dem damit ein höherer Rang und zum Teil auch anderweitige Vorteile beigelegt werden. Vorzugsweise ist unter diesem Namen die A. G. Napoleons Ⅰ. bekannt; dieselbe bestand aus den Truppen, die vor der Errichtung des Kaisertums die Konsulargarde gebildet hatten, und hatte 1804 die Stärke von 1 Grenadier- und 1 Fußjägerregiment (zu 2 Bataillonen), 1 Velitenbataillon, 1 Grenadier- und 1 Chasseurregiment zu Pferd, 1 Mamlukencompagnie zu Pferd, 1 leichte Artillerieschwadron, 1 Sektion Arbeiter, 4 Compagnien Artillerietrain, 1 Legion Elitegendarmerie (2 Schwadronen zu Pferd, 2 Compagnien zu Fuß), 1 Matrosenbataillon, 1 Compagnie Veteranen sowie einen eigenen Generalstab. Diese Garde wurde aus großen Mannschaften von mindestens fünfjähriger Dienstzeit, die an zwei Feldzügen bereits teilgenommen haben mußten, rekrutiert und genoß große Vorrechte. Die Truppen der A. G. hatten z. B. ausschließlich von ihren eigenen Commandeuren Befehle anzunehmen. In späterer Zeit wurde der Ausdruck A. G. nur von den Fußtruppen gebraucht, die 1812 auf 3 Grenadier- und 2 Fußjägerregimenter (zusammen 7800 Mann) verstärkt wurden; von diesen kehrten nur 500 Mann aus Rußland zurück. Die Gardekavallerie zählte 1812 8400 Mann. 1813 stellte Napoleon 3000 Mann der in Spanien befindlichen Armee in die A. G. ein, die 1. Aug. 1813 wieder auf den Stand von 5500 Mann gelangte. Die Sollstärke der Alten und Jungen Garde betrug 1813 81000 Mann, 1814 sogar 102700 Mann. Napoleon reorganisierte 8. April 1815 die Garden und vermehrte ihre Vorrechte (jeder Grenadier erhielt Korporalsrang). (Vgl. Histoire de l'Ex-Garde, Par. 1821.) Im preuß. Heere werden als Alte Garderegimenter die fünf Regimenter Garde-Infanterie bezeichnet, die bereits vor der Reorganisation des Heers 1860 dem Gardekorps angehörten. Im russ. Heere gelten als A. G. die Garde-Infanterieregimenter Preobraschenskoi, Semenow, Ismailow und das Jägerregiment, die die erste Garde-Infanteriedivision bilden, sowie die Reiterregimenter Kavaliergarde, Leibgarde zu Pferd, Kaiserkürassiere und Kaiserinkürassiere; sie haben manche Vorrechte vor den übrigen Gardetruppen. (S. Garden.)

Alte Herren (A. H. A. H.), die frühern Mitglieder studentischer Verbindungen, welche die Hochschule verlassen haben.

Alte Land, das, s. Altes Land.

Alten (d. h. Tiefland), der fruchtbarste Teil des norweg. Amtes Finmarken, rings um den Altenfjord gelegen, hat große Ebenen, wo das Korn, trotz der nördl. Lage (70° nördl. Br.), ebenso gut reift wie in südlichern Thälern, und Bäume sehr hoch werden.

Alten, Karl Aug., Graf von, hannov. General, geb. 20. Okt. 1764 zu Burgwedel, trat 1781 in die hannov. Fußgarde. Oberstlieutenant geworden, ging er nach der Kapitulation von Sulingen (s. Hannover) 1803 nach England, wo er Oberst und Commandeur der leichten Brigade in der Englisch-Deutschen Legion wurde und sich an den Expeditionen nach Rügen und Kopenhagen beteiligte. Nachdem er 1808 und 1811 in Portugal und Spanien mit Auszeichnung gekämpft hatte, ernannte ihn 1812 der Herzog von Wellington zum Commandeur der leichten Division, an deren Spitze er fast an allen Kämpfen des Spanischen Befreiungskriegs teilnahm. Seit 1814 Generallieutenant, befehligte er die hannov. Truppen in den Niederlanden und 1815 die dritte Infanteriedivision des Wellingtonschen Heers, focht tapfer bei Quatrebras und bei Waterloo, wo er schwer verwundet wurde, und wurde 7. Aug. 1815 in den Grafenstand erhoben. Nach dem Pariser Frieden blieb er bis 1818 als Commandeur des hannov. Kontingents in Frankreich, wurde nach der Rückkehr nach Hannover als General der Infanterie Kriegsminister, später auch Minister des Auswärtigen und Generalinspektor der Armee. Nach der Thronbesteigung Ernst Augusts (1837) behielt A. nur das Kriegsministerium. Er starb 20. April 1840 zu Bozen. In Hannover wurde ihm 1849 ein Denkmal (von Kümmel) errichtet. – Vgl. von Sichart, Geschichte der königlich hannov. Armee (4 Bde., Hannov. 1866–71); Beamish, Geschichte der königl. deutschen Legion (2 Tle., ebd. 1832–37). ^[Spaltenwechsel]

Altĕna. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Arnsberg, hat (1890) 81873 (42372 männl., 39501 weibl.) E., 4 Städte und 14 Landgemeinden. – 2) Kreisstadt im Kreis A., an der Lenne, in 158 m Höhe, in einem von den Höhen des Sauerländischen Gebirges eingeschlossenen, engen Thale, eine 4 km lange Straße bildend, an der Linie Hagen-Siegen-Betzdorf der Preuß. Staatsbahnen und der Dampfstraßenbahn A.-Lüdenscheid (14,55 km), Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Hagen), Landratsamtes und einer Handelskammer für das Lennegebiet des Kreises A. und den Kreis Olpe, hat (1890) 11147 (5903 männl., 5244 weibl.) E., darunter 1682 Katholiken und 106 Israeliten, Postamt erster Klasse mit Zweigstelle, Telegraph, 2 evang., 1 kath. Kirche, Realprogymnasium, höhere Mädchenprivat- und 5 Volksschulen, Sauerländisches Museum (1879 gegründet), Kriegerdenkmal (1870/71) auf dem nahen 150 m hohen Kesselberge, evang. Krankenhaus (vom Johanniterorden errichtet), kath. Krankenhaus, evang. Vereinshaus, Wasserleitung, Gasbeleuchtung, Schlachthaus, städtische Spar-, Kreiskasse; Puddel- und Walzwerke, Fabrikation von Stahl- und Eisendraht, Drahtnägeln, Näh- und Stricknadeln, Ahlen, Springfedern, Nieten, Gold-, Silber-, Messing-, Nickel-, Stahl-, Eisenwaren. A. ist Sitz der 3. Sektion der Rheinisch-Westfälischen Maschinenbau-und Kleineisenindustrie-Berufsgenossenschaft. Auf dem nahen Burg- oder Schloßberge (80 m) die Burg A. (Stammburg des preuß. Königshauses mütterlicherseits), 1122 vom Grafen Adolf von A. erbaut, mit dem aus dem 13. Jahrh. stammenden wohlerhaltenen halbkreisförmigen Bergfried. – Vgl. K. Vorländer, Bilder aus A.s Vorzeit (Altena 1871): Woerl, Führer durch A. (2. Aufl., Würzb. 1890). ^[Abb.: Wappen von Altena]

Altenahr, Flecken im Kreis Ahrweiler des preuß. Reg.-Bez. Koblenz, in 150 m Höhe, an der Ahr und der Linie Remagen-Adenau der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 820 E., Bürgermeisterei,