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Ammer – Ammersee
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Ammenzeugung'
neuerer Zeit Siebold, Gegenbaur, Leuckart, Filippi Moulinié, B. Carus, Vogt, Quatrefages u. a. Verdienste erworben,
unter den ältern Forschern besonders Bojanus, Baer und Nitzsch.
Ammer (Emberizinae), eine aus gegen 60 Arten und 8
Gattungen bestehende Unterfamilie der Finken, Gruppe der Kegelschnäbler, zu den Singvögeln gehörig, lebt von Sämereien
und Insekten, baut ihr Nest in der Nähe des Erdbodens und legt 5–6 meist mit Haarzügen gezeichnete Eier. Sie bewohnen
die Alte Welt und Amerika bis Paraguay; fehlen aber in Westindien und der austral. Region. Die A. unterscheidet sich von
den übrigen Finken besonders durch die Form des Schnabels, welcher kurz, spitz, an der Wurzel dick, nach vorn aber so
zusammengedrückt ist, daß der Unterschnabel den Oberschnabel aufnimmt und über ihn mit seinen Rändern hinübergreift. Im
Gaumen trägt der Oberschnabel einen knöchernen Höcker, welcher in eine entsprechende Aushöhlung des Unterschnabels paßt.
Die Hinterzehe trägt einen großen, zuweilen spornartig verlängerten Nagel. Man teilt die A., nach ihren Gaumenhöckern
und dem Nagel an der Hinterzehe, in Buschammern und Spornammern. Zu den Buschammern,
mit stark gewölbtem Oberschnabel und kugeligem Höcker auf dessen Gaumenseite, gehören die bei uns häufige
Goldammer (Emberiza citrinella L., s. Tafel:
Mitteleuropäische Singvögel IV, Fig. 7, beim Artikel
Singvögel), Kopf und Unterseite gelb, Rücken braungelb, schwarz gefleckt, die Bart- oder Zippammer
(Emberiza cia L.), Zaunammer (Emberiza cirlus L.),
Rohrammer (Emberiza schoeniclus L., Sperlingsammer), Grauammer
(Emberiza miliaria L., großer Ortolan), Fettammer (Ortolan,
Emberiza hortulana L.) u. s. w. Zu den
Spornammern, mit langem, geradem Nagel an der Hinterzehe, zählen die den Norden
bewohnende Schneeammer (s. d., Plectrophanes nivalis L.) und die
Lerchenammer (Plectrophanes lapponiva Bonap.). Da die A. schlechte Sänger sind, die
sich in der Gefangenschaft schwer halten und die überdies ihr oft sehr schönes Farbenkleid hier bald verlieren, so sieht
man sie selten als Käfigvögel. Der Ortolan wird besonders in der Provence und in
Italien, nachdem er in regelrechter Weise mit Reis und Hirse gemästet ist, teils mariniert, teils getrüffelt und in Fett
eingegossen massenhaft versendet. Die Insel Cypern versendet jährlich 80–100000 Fäßchen zu 200–400 Stück.
Ammer (Amper), linker Nebenfluß der
Isar in Oberbayern, entspringt unweit der Tiroler Grenze in 1108m Höhe am Kreuzspitz des
Ampergebirges. Im obern Laufe, innerhalb des durch Naturschönheiten ausgezeichneten
Ammerthals, durchfließt die A. zuerst ostwärts bis in die Gegend von Ettal das
Graswangthal (s. d.). Unweit Ettal wendet sie sich plötzlich nordwärts und durchbricht zwischen der
spitzen Pyramide des Kofel und dem 1632 m hohen Laber (volkstümlich «Ettaler Mandl» genannt) den bis dahin
ununterbrochenen Felsenkamm in einer kaum 20 m breiten Querspalte, bespült die Dörfer Ober- und Unterammergau und fließt
zwischen Vorbergen in einem 5 km breiten und 15 km langen, wiesenreichen Thale, bis sie das Gebirge verläßt. Anfangs
nimmt sie eine nordwestl. Richtung, wendet sich dann plötzlich am Südfuße des Hohen Peißenbergs gegen O. und dann
nordwärts über Weilheim, wo sie in die Ebene tritt und durch moosige Niederung in den Ammersee
(s. d.) fließt. Nach ihrem ↔ Austritt aus demselben als Amper wird
sie schiffbar, wendet sich gegen NO. über Brück und Dachau durch ein flaches, von Sumpfstrecken begleitetes Thal,
zuletzt fast ostwärts durch eine weite, fruchtbare und anmutige Niederung, und mündet unweit Moosburg unterhalb Freising
in die Isar. Sie hat ein durchschnittliches Gefälle voll 4,2m auf 1km Länge. Auf ihrem 170
km langen Laufe empfängt sie rechts die Ach oder Acha aus dem Staffelsee und die Würm aus dem Wurm- oder Starnberger See
und dem Dachauer Moos; links die Windach beim Austritt aus dem Ammersee, die Maisach und die Glon. Auf der A. wird aus
dem Gebirge viel Holz in den Ammersee und nach Dachau geflößt. Die betriebsamen Bewohner des obern Flußthals verfertigen
Spielsachen, Crucifixe, Heiligenbilder u. dgl. aus Holz, Glas und Elfenbein, die weithin versendet werden. Besonders
blüht dieser Industriezweig in den beiden im sog. Ammergau gelegenen Dörfern Ober- und Unterammergau
(s. Oberammergau).
Ammeral, Schlagpütze, auch
Admiral genannt, eine aus Segeltuch gefertigte Pütze (Eimer), die mit einem Tau
versehen ist, um von außenbords (s. Bord) Seewasser «aufzuschlagen» (zu schöpfen) zum Deckwaschen
u. s. w.
Ammerland, Landstrich im westl. Teile des Großherzogtums Oldenburg längs der Grenze des preuß.
Reg.-Bez. Aurich, im NW. der Stadt Oldenburg, mit den Kirchspielen Apen, Blexhusen, Westerstede, Edewecht, einem Teil
von Rastede u. s. w. Der Boden ist teils sandig, teils moorig, teils sehr fruchtbares Ackerland und trägt Holz, Flachs,
Hopfen und Getreide. Das jetzige A. ist nur ein Teil des uralten, an der fries. Grenze gelegenen
Ammergaues oder Ambergaues
(Pagus Ammeri) des Herzogtums Sachsen, der südlich vom Jadebusen an der Hunte
hinauf bis Wardenburg und westwärts bis zur Vehne hinüberreichte, die Orte Rastede, Wiefelstede, Meyenhausen,
Westerstede, Apen und Oldenburg enthielt und mit dem südlich angrenzenden, zu beiden Seiten der Hunte gelegenen
Lerigau (Laringia) das alte Stamm- und
Hauptland der Grafen von Oldenburg bildete. In alten Zeiten galt hier ein eigenes Recht, das
Ammerrecht, das teilweise, besonders in Erbschaftssachen, bis in die neuere Zeit
Anwendung fand. – Vgl. Günther, der Ambergau (Hann. 1887).
Ammern, soviel wie Amarellen, s. Kirsche.
Ammerschweier, Stadt im Kanton Kaysersberg, Kreis Rappoltsweiler des Bezirks Oberelsaß, an der
Linie Colmar-Schnierlach der Kaysersberger Thalbahn, hat (1890) 1756 meist kath. E., Postagentur, Telegraph, Reste der
mittelalterlichen Befestigung, Spitalkirche St. Martin, eine spätgot. Basilika, got. Rathaus und Kaufhaus, schöne alte
Bürgerhäuser und Weinbau (413 ha Weinberge). In der Nähe Wallfahrtsort Drei Ähren.
Ammersee, See im bayr. Reg.-Bez. Oberbayern, in 534 m Höhe, ist 16 km lang, 2–6 km breit, 78 m
tief und mißt 46,54 qkm Fläche. Sein westl. Ufer ist flach, an seinem südöstl. Gestade
liegt der Klosterberg Andechs (s. d.); Zuflüsse außer der
Ammer (s. d.) im O. die Wasser des Wörth- und des Pilsen- oder Seefelder
Sees. – Vgl. Wenng, Führer an den Starnberger und Ammersee (Münch. 1890).