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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: André; Andrea

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André - Andrea

gewählt, schloß er sich hier der Deátschen Partei an. Als unter Beusts Leitung die Reorganisation der Österreichischen Monarchie auf Grundlage des Dualismus sowie der Bewilligung der ungar. Forderungen erfolgte, wurde A. 17. Febr. 1867 zum Ministerpräsidenten der ungar. Regierung ernannt und übernahm neben der Präsidentschaft das Ministerium der Landesverteidigung. Nachdem Beust seine Portefeuilles niedergelegt hatte, wurde A. 14. Nov. 1871 österr.-ungar. Minister des Äußern und des kaiserl. Hauses. War A. schon bei Beginn des Deutsch-Französischen Kriegs 1870 und 1871 für die strikte Neutralität Österreich-Ungarns eingetreten, so blieb die Aufrechterhaltung der guten Beziehungen zu Deutschland das Hauptziel seiner Thätigkeit als Minister der Auswärtigen Angelegenheiten. Mit Bismarck und Gortschakow nahm A. im Sept. 1872 teil an der Drei-Kaiserzusammenkunft in Berlin, begleitete den Kaiser Franz Joseph 1874 nach Petersburg, 1875 zur Entrevue mit Victor Emanuel nach Venedig, 1876 zur Begegnung mit dem Kaiser Alexander nach Reichstadt. Während der Kriege der Türkei mit Serbien, Montenegro und Rußland (1876-78) leitete A. die auswärtige Politik im Sinne der Aufrechterhaltung der Neutralität Österreich-Ungarns. Erst der Vertrag von San Stefano (1878) trübte das gute Verhältnis zu Rußland. Auf A.s Betreiben wurde der Vertrag einem europ. Kongresse (in Berlin) unterbreitet, an dem A. als erster Bevollmächtigter Österreich-Ungarns teilnahm. Dort bewirkte er, daß Österreich das Mandat zur Occupation von Bosnien und Herzegowina übertragen wurde. Am 22. Sept. 1879 trat A. von seinem Ministerposten zurück, nachdem er noch das mit Bismarck vereinbarte deutsch-österr. Defensivbündnis zum Abschluß gebracht hatte. Er nahm seitdem am polit. Leben als Mitglied des ungar. Oberhauses teil und starb nach schwerem Leiden 18. Febr. 1890 in Volosca.

Andreas Theodor, Graf A., Sohn des Grafen Gyula, geb. 10. Juli 1857, Mitglied des ungar. Abgeordnetenhauses, wurde von diesem 12. Mai 1890 zum zweiten Vicepräsidenten gewählt. Sein Bruder Julius, Graf A., geb. 30. Juni 1860, war Juni 1894 bis Jan. 1895 im Kabinett Wekerle Minister am königl. Hoflager.

Emanuel, Graf A., ältester Sohn des Grafen Karl, geb. 3. März 1821, gehörte auf dem Reichstage von 1847 der Opposition an und war dann unter dem ungar. Ministerium Obergespan von Torna, unternahm 1849 eine Reise nach Ostasien, die er auch beschrieben hat, war 1860-61 Obergespan von Zemplin. Seit 1867 Obergespan des Komitats Gömör, starb er 24. April 1891 in Görz.

Georg, Graf A., Haupt der jüngern Linie, geb. 5. Febr. 1797, wurde 1862 Judex Curiae (oberster Landesrichter), zog sich aber vor dem Ausgleich von 1867 zurück. Er starb 19. Dez. 1872 in Wien. A. erwarb sich als Direktor der Ungarischen Akademie, Förderer der Landwirtschaft, der Eisengießerei sowie des Bergbaues Verdienste. Im Reichstag wirkte er in konservativem Geiste.

André, Charles, Lithograph, s. Johannot.

André, Christian Karl, Pädagog und Landwirt, geb. 20. März 1763 zu Hildburghausen, war zuerst Lehrer am Salzmannschen Institut in Schnepfenthal und gab anfangs mit Bechstein, später mit Blasche die "Gemeinnützigen Spaziergänge auf alle Tage im Jahre" (10 Bde., Braunschw. 1796-99) und seit 1797 mit Becker in Gotha den "Allgemeinen Reichsanzeiger" heraus. A. wurde 1798 Direktor der prot. Schule zu Brünn, 1812 fürstl. Salmscher Wirtschaftsrat daselbst, dann Sekretär der Mährischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, später Mitinhaber der Calveschen Buchhandlung in Prag und 1817 Assessor des Georgieons zu Keszthely in Ungarn. A. ging 1821 als Redacteur der "Landwirtschaftlichen Zeitschrift" nach Stuttgart. Hier starb er 19. Juli 1831. Viel Gutes wirkte er durch sein "Patriotisches Tageblatt" (10 Bde., Brünn 1800-5). Auf Veranlassung der österr. Regierung gab er den "Hesperus" (Prag 1809-20 u. Stuttg. 1821-31), für die Landwirte die "Ökonomischen Neuigkeiten" (Prag 1811-31) heraus; auch veröffentlichte er einen "Nationalkalender" (ebd. 1810-24). - Sein Sohn Emil A., Forstwirt, geb. 1. März 1790 in Schnepfenthal, verwaltete seit 1838 die fürstl. Odescalchischen und gräfl. Bathyanischen Herrschaften in Ungarn und starb 26. Febr. 1869 zu Kisber. Das als "Österr. Kameraltaxe" bekannte Forstabschätzungsverfahren hat er zuerst genauer dargestellt und schrieb u. a.: "Versuch einer zeitgemäßen Forstorganisation" (2. Aufl., Prag 1830), "Einfachste u. s. w. Forstwirtschaftsmethode" (ebd. 1832); auch setzte er die "Ökonomischen Neuigkeiten" fort (1832-45).

André, Joh., Komponist und Musikalienverleger, geb. 28. März 1741 zu Offenbach, gründete dort 1774 einen Musikverlag mit Notendruckerei, war 1777-84 Musikdirektor am Berliner Döbbelinschen Theater und ging dann zur Leitung seines Geschäfts nach Offenbach zurück, wo er 18. Juni 1799 starb. A. gehört mit Reichardt und Schulz zu derjenigen Gruppe von Tonsetzern, die im letzten Drittel des 18. Jahrh. das deutsche Kunstlied in eine schlichte volkstümliche Form zurückzuführen suchten. Jetzt ist von den Arbeiten A.s nur noch das eine Lied: "Bekränzt mit Laub", in Gebrauch. A. übertrug seine Bestrebungen auch auf das dramatische Gebiet in zahlreichen Singspielen. - Johann Anton A., Sohn des vorigen, geb. 6. Okt. 1775 zu Offenbach, studierte 1796 in Jena und übernahm 1799 die Leitung des Geschäfts in Offenbach, das er durch umsichtige Führung und besonders durch den Ankauf des Mozartschen Nachlasses in hohen Schwung brachte. Er starb 5. April 1842 zu Offenbach. A. gab auch Kompositionen und ein "Lehrbuch der Tonsetzkunst" (2 Bde., Offenb. 1832-43) heraus, das aber nicht zu Ende kam. A. wendete zuerst in ausgedehnterm Maße die Lithographie auf die Herstellung von Musikalien an. - Das Geschäft (Firma "Johann A.") ging 1842 über an Johann Aug. A., Sohn des vorigen, geb. 3. März 1817, gest. 29. Okt. 1887, dann an des letztern Söhne: Karl A., geb. 24. Aug. 1853, und Adolf A., geb. 10.April 1855. Der reichhaltige Verlagskatalog weist namentlich klassische Musik auf, daneben aus der Neuzeit leichtere Salon- und Tanzmusik und Operetten. Mit dem Verlag ist eine eigene Buch-, Stein- und Kupferdruckerei verbunden.

Andrea, Girolamo, Marchese d', Kardinal, geb. 12. April 1812 zu Neapel, in Frankreich erzogen, wurde früh zum Erzbischof von Mytilene und Bischof von Sabina ernannt und als Nuntius in die Schweiz gesendet; 1849 ward er Kommissar von Perugia, 1852 Kardinal, Abt von Subiaco und Präfekt der Inderkongregation. Als solcher lenkte er 1859 durch sein Eintreten für liberale Reformen und den von Napoleon III. vorgeschlagenen Bund der ital. Staaten unter Vorsitz des Papstes den Zorn Antonellis