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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Andreas; Andreasabend; Andreasberg; Andreasdukaten; Andreaskreuz; Andreasmariengroschen; Andreasmünzen; Andreasnacht; Andreasorden; Andreaspfennig; Andreasthaler; Andree

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Andreas (ungar. Könige und Prinzen) - Andree (Karl Theod.)

Andreas und S. Veronica (1851); Hinze, Zum altengl. Gedicht A., I (Berl. 1890). Isländ. Bearbeitungen in den Postola Sögur" (Krist. 1874). Der Gedächtnistag des Heiligen fällt auf den 30. Nov. Die vorhergehende Nacht heißt im Volksmunde Andreasabend oder Andreasnacht, in der nach dem Volksglauben junge Mädchen unter allerlei symbolischen Handlungen (Bleigießen, Apfelschalenwerfen) oder im Traume Aussehen und Namen ihres künftigen Gatten voraus zu erfahren glauben. - Vgl. Lipsius, Die apokryphen Apostelgeschichten und Apostellegenden, Bd. 1 (Braunschw. 1883).

Andreas, Name mehrerer Könige und Prinzen aus der ungar. Dynastie der Arpaden. - A. I., der mit seinen Brüdern von seinem Vetter Stephan I. verbannt, dann aber 1046 durch einen Volksaufstand gegen König Peter zurückgeführt war, erkaufte den Besitz des Throns durch Zulassung einer Christenverfolgung. Als aber seine Herrschaft gesichert war, begünstigte er das Christentum wieder und bestrafte selbst die Aufständischen, die Peter gestürzt und ihn auf den Thron gehoben hatten. Von Kaiser Heinrich III., Peters Schutzherrn, mit Krieg bedroht, söhnte er sich mit seinem jüngern Bruder Vela aus und versprach diesem die Thronfolge. Es gelang auch, den wiederholten Angriffen der Deutschen (1040-52) Widerstand zu leisten und einen vorteilhaften Frieden zu erwirken. Da dem Könige aber inzwischen ein Sohn geboren wurde, so reute ihn das an Vela gegebene Versprechen, und die Brüder gerieten darüber in Krieg, der 1060 A. das Leben kostete. - A. II. strebte schon bei Lebzeiten seines ältern Bruders Emerich, der 1196 den Thron bestiegen hatte, diesen zu stürzen, woraus wiederholte Bruderkriege erwuchsen. Nach dem Tode Emerichs regierte er kurze Zeit für seinen Neffen Ladislaw und bestieg, als dieser 1205 starb, den Thron. Vielfache Mißgriffe, namentlich Begünstigung der Ausländer und Verwandten der Königin, riefen Empörungen hervor, in deren Verlauf die Königin ermordet ward (1213). Unter diesen Wirren machte der König 1217 einen erfolglosen Kreuzzug. Die "Goldene Bulle" von 1222, welche die Vorrechte des Adels feststellt, gilt als das alte Grundgesetz der Ungarn. A. starb 1235. - A. III., der Venetianer, Sohn des Stephan, eines nachgeborenen Sohnes A.' II., war nach Ermordung Ladislaws IV. (1290) der Erbe des ungar. Throns. Aber König Rudolf I. erklärte Ungarn für erledigtes Reichslehn und Papst Nikolaus IV. für päpstl. Lehn. Zudem trat noch ein Pseudo-Andreas auf. Doch gelangte A. auf den Thron, nachdem der falsche A. geschlagen und ertrunken, mit den Deutschen ein Friede erzwungen (1291) und der päpstl. Gegenkönig Martell (aus dem Hause Anjou) 1295 gestorben war. A. starb 14. Jan. 1301; mit ihm erlosch der Mannsstamm der Arpáden.

Andreasabend, s. Andreas, Apostel.

Andreasberg, Sankt, Bergstadt im Kreis Zellerfeld des preuß. Reg.-Bez. Hildesheim, 11 km im SW. vom Brocken, in 600 m Höhe, an der Nebenlinie Scharzfeld-A. (15,20 km) der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 3446 E., darunter 25 Katholiken, Post, Telegraph, Berginspektion, Hüttenamt, Oberförsterei, evang. Kirche; Fabrikation von Kisten, Möbeln, Cigarren, Zündhölzern und Ultramarin, Holzschleiferei, Spitzenklöppelei, bedeutende Kanarienvögelzucht. A. ist durch seinen seit 1487 betriebenen Bergbau auf den 2½ km entfernten Silbergruben in technischer Beziehung dadurch bemerkenswert, daß die 24 erzführenden Gänge die Bergrücken und Thäler in verschiedensten Winkeln durchsetzen, nie ihnen parallel gehen, bei einer geringen Mächtigkeit (bis 1,25 m) sehr tief sind (Samsonschacht 810 m) und die Silbererze nur nesterweise führen; außerdem finden sich Blei-, Kupfer-, Eisen- und Kobalterze und andere sehr schöne Mineralien. Die Wasserversorgung der Stadt und der Gruben geschieht durch den Rehberqer Graben aus dem 8 km entfernten Oderteich. Seit 1862 ist A. klimatischer Kurort (mittlerer Barometerstand 705, Temperatur +6,68° C.) mit jährlich 2500 Kurgästen und hat Einrichtungen für Wasser-, Fichtennadel-, Russische, Sol- und Moorbäder, Milch-, Molken-, Kumys- und Kefirkuren. - Vgl. Credner, Geognost. Beschreibung des Bergwerksdistrikts A. (Berl. 1865); Böcker-Wetzlar, A. und seine Kanarienzucht (Ilmen. 1886).

Andreasdukaten, Andreasgroschen, Andreasgulden, s. Andreasmünzen.

Andreaskreuz, auch Schrägkreuz oder Schragen genannt, eine besonders in der franz. und engl. Heraldik häufige Heroldsfigur: ein aus zwei Schrägbalken in Form des lat. X gebildetes Kreuz (s. d. und Andreas, Apostel).

Andreasmariengroschen, s. Andreasmünzen.

Andreasmünzen, verschiedene Münzen mit dem Bildnis des heil. Andreas mit dem Kreuze. Es giebt Andreasdukaten, frühere russ. goldene Zweirubelstücke, unter Peter d. Gr. und seinen Nachfolgern geprägt, ferner braunschweig-lüneburgische, als Goldabschläge der Pfennigstempel (s. Abschlag). - Andreasgulden, flandr. Goldmünze, 1470 unter Karl dem Kühnen von Burgund geprägt, brabantische unter Maximilian von 1489 u. a. - Andreas-Thaler, -Gulden, -Mariengroschen, frühere braunschw.-lüneburg. und hannov. Münzen aus feinem Harzsilber des Andreasberger Bergbaues; Andreaspfennige ebenda in Kupfer ausgemünzt.

Andreasnacht, s. Andreas (Apostel).

Andreasorden. 1) Höchster russ. Orden, 30. Nov. (10. Dez.) 1698 von Peter d. Gr. aus Veranlassung der Unterdrückung der von den Strelitzen erregten Unruhen gestiftet, ist nur für Glieder der kaiserl. Familie, fürstl. Personen, Generale und diesen an Rang Gleichstehende bestimmt. Ordenszeichen ist ein goldener, schwarz emaillierter, zweiköpfiger Adler, der auf jedem Kopfe die Kaiserkrone trägt, und auf dem ein goldenes, dunkelblau emailliertes Schräg-(Andreas-)Kreuz mit dem Körper des heil. Andreas liegt. In den vier Ecken des Kreuzes stehen die goldenen Buchstaben S. A. P. R. (d. i. Sanctus Andreas Patronus Russiae). Die Kehrseite zeigt auf dem Rücken des Adlers die russ. Inschrift "Für Glauben und Treue". Über dem Ordenszeichen ist eine Kaiserkrone, anderes mittels eines hellblauen Bandes von der rechten Schulter zur linken Hüfte getragen wird, während der Stern die linke Brust deckt. Die Ordenskette besteht abwechselnd aus Andreaskreuz und Krone. Am Ordensfeste (dem Stiftungstage) wird eine eigene Ordenskleidung angelegt. Die Ritter des A. sind gleichzeitig Ritter des Alexander Newskij- und St. Annenordens 1. Klasse. (s. Tafel: Die wichtigsten Orden II, Fig. 16.) - 2) Schottischer A., s. Distelorden.

Andreaspfennig, s. Andreasmünzen.

Andreasthaler, s. Andreasmünzen.

Andree, Karl Theod., Geograph und Publizist, geb. 20. Okt. 1808 zu Braunschweig, studierte zu