Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Angola'
viel Eisenerz und in den südlicher gelegenen Gegenden von Benguella reiche, noch nicht ausgebeutete Minen von Silber, Kupfer und Schwefel. Überall
auf den Hochflächen und Niederungen bedeckt Laterit den Boden; die Küste ist von einem schmalen Kreidestreifen eingefaßt. Alle
Flüsse, mit Ausnahme derjenigen an der Ostgrenze, durchschneiden oder durchbrechen das Gebirge mit
schließlicher Richtung gegen die See, sind aber wegen der Stromschnellen, kurze Strecken ausgenommen, als Verkehrsstraßen nicht geeignet; die zur
Küste von Benguella und Mossamedes strömenden versickern während der Trockenzeit teilweise oder vollständig. Vom Somboplateau im N. kommen die
kleinern Flüsse, wie Lelundo und M'Brische; vom Kangansagebirge der Loje und die für Kanoes schiffbaren Dande und Bengo. Die beiden größten Ströme
Quanza und Kunene (s. d.) entquellen dem Plateau von Bihe; im Distrikt Benguella entspringt der Katumbela
und auf der obersten Terrasse des Randgebirges der die reiche Landschaft Dombe bewässernde Kaporolo.
Klima. Bei der Ausdehnung des Landes über 11 Breitengrade und bei der allmählichen Erhebung zu einem
mächtigen Gebirgsstock im Innern weicht das Klima im Norden von jenem im Süden und das an der Küste von jenem auf dem Hochland wesentlich ab.
Die Dauer der Regenzeit am Kongo (s. Kongostaat) und Quanza ist nahezu die gleiche; in den Niederungen von
Loanda währt sie vom Oktober bis Januar und vom April bis Juni. Im Norden und nahe der Küste sind die Regengüsse deftiger, die Wasserdünste erfüllen
die Luft mit drückender Schwüle, während im Süden, namentlich in Benguella und Mossamedes, die Trockenheit die Oberherrschaft gewinnt. Umgekehrt
verhält es sich auf den Plateaus im Innern. Die Hochebenen im Norden verdorren während der Trockenzeit, das Gebirgsland im Süden hält die zur
Fruchtbarkeit nötige Feuchtigkeit fest. Nach Süden und nach dem Innern nimmt die Durchschnittstemperatur ab. Mitteltemperatur in Loanda 23° C.,
Mossamedes 20° C., Malansche 19,5° C.; kühlster Monat in Loanda (August) 14° C., in Malansche (Mai)
4,3° C. Dagegen haben die heißesten Monate fast die gleiche Temperaturhöhe: Loanda
31,7° C. (November) und Malansche 32° C. (Oktober). Die Gesundheitsverhältnisse müssen in den heißesten und
feuchtesten Gegenden, wie in Loanda und Benguella, viel ungünstiger sein als in der kühlern und dunstfreiern Luft von Bihe und Mossamedes.
Flora und Fauna. Die Verschiedenheit des Klimas bedingt diejenige der Fruchtbarkeit. Über die ausgebrannten
Hochflächen im Norden, nahe dem Kongo, ziehen sich Savannen hin, die sich zu südeurop. Kulturen neben denen der Bananen eignen, mit
Gebüschkomplexen von Eriodendron und Euphorbien und mit vereinzelten Baobab- und Wollbäumen. Die Eingeborenen begnügen sich mit dem Anbau
von Maniok. Im südl. Gebirgsland hingegen giebt es saftige Rasen, Mais-, Hirse- und Tabakfelder und Ernten von Erdnüssen und Baumwolle; an der
Küste von Benguella im Dombedistrikt liefern Zuckerplantagen reiches Erträgnis. Der üppigste Pflanzenwuchs entwickelt sich in den Flußthälern und
Bachschluchten; hier gedeiht außer einer unbedeutenden Rebe Zuckerrohr und besonders der Kaffee in lohnendster Fülle. Berühmt wegen des letztern
Produkts ist das Thal von Lucalla (s. d.). Eigentümlich für Mossamedes ist
Welwitschia mirabilis Hook. (s. d.). – Die
↔ jagdbaren Tiere, wie Elefanten, Löwen, Antilopen u.s.w., haben sich aus den kultivierten
Regionen in das Innere und das Hochgebirge im Süden zurückgezogen; nur Panther, Hyänen, Flußpferde und Krokodile findet man noch überall. Auch
der Chimpanse und zahlreiche andere Affen, Meerkatzen und Paviane kommen vor. Rindvieh kommt allein in großen Herden in den Gebirgsthälern östlich
von Mossamedes vor.
Bevölkerung, Sprache, Stämme. Die Hauptbevölkerung A.s zwischen dem Dande und Benguella bilden die
Bundu; ihre Sprache, die verbreitetste, reicht weit in das Innere hinein; geistig begabt haben sie an der Küste sich
mancherlei von europ. Civilisation angeeignet: alle Arten von Handwerk, die Kunst des Lesens und Schreibens und des Musizierens; mit Vorliebe wandern
sie als geschickte Händler und im Auftrag portug. Firmen in die fernen Gebiete des Kassai und Lulua, oder sie betreiben auf eigenen Landgütern Acker-
und Kaffeebau vermittelst ihrer Sklaven. Im Gebirgslande haben sie sich zum Teil noch in voller Reinheit und Wildheit erhalten, ein schönes, stolzes
Geschlecht; jede Gemeinde besitzt ihren eigenen Häuptling, Soba genannt. Nördlich von ihnen diesseit und jenseit des Kongo wohnen die Bafiote oder
Kabinda (s. d.), allgemeiner bekannt unter dem Sammelnamen Kongoneger; sie waren früher
Unterthanen des großen Kongoreiches (s. d.), nahmen das Christentum an und halten daran, wenn auch in
sehr verzerrter Form, noch äußerlich fest. Die Zweigstämme der Mussorongo, Bamba, Bakongo und Muschikongo, seßhaft bis südlich zum M'Brische,
leben als reine Heiden unter ihren eigenen Häuptlingen, in kaum nennbarer Abhängigkeit vom Kongokönig in San Salvador und von der portug. Regierung.
Im Süden begegnet man östlich vom Quanza, in der Umgebung von Malansche den Songo, die noch stark unter portug. Einfluß stehen; nahezu frei
davon halten sich die Amboella (s. d.) und Gangella im Quellgebiet des Quanza und Kubango, und die kümmerlich gewachsenen,
furchtsamen Bakuando und Bakuisse an der Küste von Benguella und Mossamedes, die ähnlich den Buschmännern am Kap in Höhlen und Grotten sich
bergen und von der Jagd allein sich ernähren. Mit «Pretos» werden im Gegensatz zu den «Negros» die «civilisierten» Schwarzen bezeichnet; man rechnet
zu ihnen die Kabinda, Ambakisten und Bihenos. Sie sprechen portugiesisch; sie finden nicht nur in den Kaufhäusern, sondern auch bei königl. Ämtern
Verwendung. Viele besitzen und verwalten Plantagen. Außer den Boers (s. d.), Brasilianern und Goanesen haben sich an 4000
Europäer, meist Portugiesen, zum zeitweiligen Aufenthalt niedergelassen. Sie suchen in möglichst kurzer Zeit als Beamte, Soldaten, Kaufleute und
Industrielle ein Vermögen zu erwerben, um dann in die Heimat zurückzukehren. Dem früher schwunghaft betriebenen Sklavenhandel folgte die
Ausnutzung der Neger als Sklavenarbeiter. Die Sklaverei selbst wurde 1878 aufgehoben; aber man versteht es, durch langjährige Kontrakte, durch
Abdienen von Schulden, in die man sie stürzt, ein der Sklaverei sehr ähnliches Verhältnis zwischen Weißen und Eingeborenen aufrecht zu halten.
Landwirtschaft, Industrie, Handel, Verkehrswesen. Die Landwirtschaft leidet
durch den großen Umfang der Landgüter, die meist von gewissenlosen Verwaltern zu eigener Bereicherung ausgebeutet werden. Da die Aufhebung der
Sklaverei
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 630.