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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Anicetus; Anich; Aniche; Anidrosis; Aniello; Aniene; Anigmatisch; Anil; Anilein; Anilide; Anilin; Anilinfarben

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Anicetus - Anilinfarben

d'aujourd'hui" (1861). Bei diesen waren Decourcelle, Lockroy, Brisebarre und Labiche Mitarbeiter. Allein verfaßte er die Dramen: "La Vénitienne" (1834), eine seiner besten Leistungen; "La pauvre fille" (1838), "Stella" (1843); mit Barbier, Ducange, Cornu, Lockroy, Dennery, Masson, Maillan, Dugué, Paul Féval u. a. die Melodramen "Le couvent de Tonnington" (1830), "Le Grenadier de l'ile d'Elbe" (1831), "Périnet Leclerc" (1832), "Latude" (1834), "La nonne sanglante" (1835), "Marceau, ou les enfants de la République" (1848), "La Dame de la Halle" (1852), "L'aveugle" (1859), "Le fou par amour" (1857), "La fille des chiffonniers" (1861), "Le bossu" (1862) u. a. Viele Stücke A.s blieben, unter anderer (z. B. Dumas') Namen, bis heute auf dem ständigen Repertoire.

Anicetus, röm. Bischof, etwa 157-168. Unter ihm kam Polykarp (s. d.) nach Rom, um sich mit ihm über die Osterfeier zu verständigen, aber erfolglos.

Anich, Peter, Kartograph, geb. 22. Febr. 1723 zu Oberperfuß bei Innsbruck, beschäftigte sich von Jugend auf neben seinem landwirtschaftlichen Gewerbe mit Astronomie und Geometrie sowie mit mechan. Arbeiten und erhielt erst seit 1751 bei den Jesuiten in Innsbruck Unterricht in Mathematik und Physik. Nachdem er mehrere vorzügliche Globen und mathem. Instrumente angefertigt hatte, wurde er von der Kaiserin Maria Theresia mit der Ausführung einer Specialkarte von Tirol beauftragt. Kurz vor ihrer Vollendung starb er 1. Sept. 1766 zu Innsbruck. Die Karte erschien 1774 in 21 Blättern. - Vgl. Sternberg, Leben Peter A.s (Münch. 1767).

Aniche (spr. anihsch), Dorf im Kanton und Arrondissement Douai des franz. Departements Nord, an der Linie Aubigny au Bac-Somain der Franz. Nordbahn, hat (1891) 6296, als Gemeinde 6765 E. und viele religiöse Gemeinschaften. In der Nähe 118 qkm Steinkohlengruben mit 3500 Arbeitern und 70 0000 t Jahresausbeute, große Glasfabriken (800 Arbeiter), chem. Fabriken und Schmelzhütten.

Anidrosis (grch.), s. Anhidrosis.

Aniello, Tommaso, ital. Volksführer s. Masaniello.

Aniene, s. Anio.

Anigmatisch (grch.), s. Rätsel.

Anil (lat.), altweiberhaft. Davon Anilität, Altweiberart, Altweiberglaube.

Anilein, Name für den Farbstoff Mauveïn (s. d.).

Anilide oder Säureanilide, die nach Analogie der Amide (s. d.) gebildeten Verbindungen, die sich vom Anilin durch Ersetzung eines Wasserstoffatoms der Amidogruppe NH2 ^[NH<sub>2</sub>] durch Säureradikale ableiten (s. Acetanilid). Sie entstehen nach denselben Methoden aus Anilin wie die Amide aus Ammoniak, sind beständige, krystallisierende und unzersetzt destillierende Verbindungen. Durch Erwärmen mit Alkalien oder Salzsäure werden die A. wieder in Anilin und die Säuren gespalten. Sie können direkt chloriert, bromiert und nitriert werden.

Anilin, Amidobenzol, Phenylamin, früher auch Benzidam genannt, eine aromatische Base von der Formel C6H5.NH2 ^[C<sub>6</sub>H<sub5</sub>.NH<sub>2</sub>] die für die Technik von großer Bedeutung ist, da sie das Ausgangsmaterial zur Darstellung der Anilinfarben (s. d.) bildet. A. wurde zuerst 1826 bei der trocknen Destillation von Indigo erhalten und Krystallin genannt, später bei der Destillation von Indigo mit Kalilauge, wobei ihm nach der portug. Bezeichnung für Indigo "Anil" der jetzt gebräuchliche Name beigelegt wurde. 1834 wurde A. im Steinkohlenteer aufgefunden und wegen der violetten Färbung, die es einer Chlorkalklösung erteilt, Kyanol genannt. Gegenwärtig wird es aus Nitrobenzol (s. d.) durch Reduktion gewonnen:

C6H5.NO2 + 6 H = C6H5.NH2 + 2 H2O ^[C<sub>6</sub>H<sub>5</sub>.NO<sub>2</sub> + 6 H = C<sub>6</sub>H<sub>5</sub>.NH<sub>2</sub> + 2 H<sub>2</sub>O]

indem man das letztere mit Eisenfeile und Salzsäure erwärmt, wobei Wasserstoff frei wird, die Base durch Kalk abscheidet und im Wasserdampfstrom abdestilliert. A. ist eine farblose ölartige Flüssigkeit von schwachem, aber charakteristischem Geruch, die bei 183° siedet und an der Luft allmählich braun wird und verharzt. Mit den Säuren liefert es krystallisierende Salze, von denen das der Schwefelsäure in Wasser schwer löslich ist. Vom A. leiten sich viele Stoffe ab, in denen die Wasserstoffatome durch andere Atome oder Atomgruppen ersetzt sind. Das A. ist eine primäre Ammoniakbase (s. d.); durch Ersetzung des Wasserstoffs der Amidogruppe NH2 ^[NH<sub>2</sub>] durch Alkylreste entstehen sekundäre (wie Methylanilin, (C6H5.NH.CH3 ^[C<sub>6</sub>H<sub>5</sub>.NH.CH<sub>3</sub>) und tertiäre Ammoniakbasen (wie Dimethylanilin, C6H5.N(CH3)2 ^[C<sub>6</sub>H<sub>5</sub>.N(CH<sub>3</sub>)<sub>3</sub>).

Die Anilinöle, die in den Handel kommen, enthalten oft Toluidine (s. d.). Das "A. für Blau" (Blauöl) ist reines A., das "A. für Rot" enthält Ortho- und Paratoluidin. Die Einfuhr von Anilinölen und -Salzen (ohne die Anilinfarben) in das Deutsche Reich betrug 1889: 383 900 kg, 1890: 418 000 kg; die Ausfuhr 1889: 2 997 900 kg, 1890: 3 813 100 kg.

Anilinfarben nannte man die ersten dem Steinkohlenteer entstammenden künstlichen Farbstoffe, welche durch die Einwirkung oxydierender Mittel auf das technische Anilin gewonnen wurden. Schon 1835 wurde von Runge die violettblaue Färbung bemerkt, die durch Einwirkung von Chlorkalk auf Anilin entsteht. 1856 wurde zum erstenmal ein blauvioletter Farbstoff aus Anilin und Chromsäure von W. H. Perkin isoliert, der auch zeigte, daß derselbe sich auf Geweben fixieren lasse. Diese Entdeckung war die Veranlassung zu der Entwicklung der großartigen Anilinfarbenindustrie, welche durch A. W. Hofmann, der 1858 das gewöhnliche Rosanilin (s. d.) entdeckte, und Verguin, der im gleichen Jahre denselben Farbstoff unter dem Namen Fuchsin darstellte, erheblich gefördert wurde. Über die chem. Konstitution der letztern Farbstoffe haben 1876 die Arbeiten von E. und O. Fischer Licht verbreitet. Seitdem ist bekannt, daß die sog. A. meist Abkömmlinge eines Kohlenwasserstoffes, des Triphenylmethans, sind, und man bezeichnet sie deshalb als Triphenylmethanfarbstoffe (s. d.), seltener Rosanilinfarbstoffe. Die Bezeichnung A. ist nicht mehr gebräuchlich, da man die Farbstoffe nicht mehr nach ihrer Herkunft, sondern nach ihrer chem. Konstitution in natürliche Gruppen einteilt und das Anilin durch verschiedene chem. Operationen Farbstoffe aus ganz verschiedenen Gruppen liefert. Bei folgenden Farbstoffen ist im Handelsverkehr noch die alte Bezeichnungsweise im Gebrauch: Anilinblau, spritlöslich (Gentianablau, Spritblau, Opalblau, Feinblau), ist das salzsaure, schwefelsaure oder essigsaure Salz des Triphenylrosanilins und Triphenylpararosanilins, durch Einwirkung von Anilin auf ein Gemisch von Rosanilin und Pararosanilin gewonnen, färbt Seide und Wolle grünlichblau. Lösliches Anilinblau ist soviel wie Alkaliblau (s. d.), Anilinbraun soviel wie Bismarckbraun (s. d.), Anilingelb, Spritgelb, ist salzsaures Amidoazobenzol (s. Azofarbstoffe), Anilingrün soviel wie Aldehydgrün (s. d.), Anilinorange soviel wie Victoriaorange (s. d.), Anilinrosa soviel wie