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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Anthracen - Anthrakosis der Lungen

Schlundrohr (s. nachstehende Figur A, a; B, a) in eine weite Magenhöhle (A, a'), welche als Gastrovaskularraum für Verdauung und Kreislauf zugleich dient und durch radial von der Leibeswand her entspringende, stellenweise durchbrochene (in A bei d) Scheidewände (A, d), sog. Septen oder Mesenterien, in eine Anzahl taschenartiger Räume (B, b) zerfällt. Diese Septen verwachsen oben mit dem Umfange des Speiserohrs und enden im untern Magenraum mit freier Kante, an welcher eigentümliche Fadenknäuel, die Mesenterialfilamente oder Magenschnüre (A, mf) entwickelt sind. Sie sondern Verdauungssäfte ab. Die hohlen Fangarme (A, f) stehen mit den Radialtaschen in Verbindung und tragen an ihrer Oberfläche eine große Zahl von Nesselkapseln. Die Geschlechtsprodukte bilden sich an der Wand der Septen unterhalb der Magenschnüre. Die A. sind der größten Mehrzahl nach zu Tierstöcken vereinigte Wesen; nur einzelne Gruppen, wie die Aktinien, sind solitär. Der Korallenstock, die dauernde Vereinigung einer großen Zahl von Individuen zu einem Gesamtorganismus, entsteht durch die ungeschlechtliche Vermehrung auf dem Wege der Teilung und Knospenbildung, wobei sämtliche Einzelwesen durch ein System von Ernährungskanälen miteinander in lebendiger Verbindung stehen. Der Zusammenhang wird am häufigsten durch ein Stützskelett in Form einer hornigen Achse oder einer umfangreichen Verkalkung der Leibeswand der Polypen selbst vermittelt. Die drei Ordnungen, in welche man die A. einzuteilen pflegt, werden durch die typische Zahl der Tentakel und Scheidewände charakterisiert. Die Ordnung der vierstrahligen A. (Rugosa, Tetracorallia) ist ausgestorben; sie gehörte dein paläozoischen Zeitalter an. Die beiden andern sind in einer reichen Fülle von Arten in der lebenden Seetierwelt vertreten: die Oktaktinien (s. d.) mit einem einfachen Kranz von acht Tentakeln um die Mundöffnung, zu denen die Korkpolypen, Seefedern, Rinden- und Orgelkorallen zählen; und die Hexaktinien (s. d.) mit sechs oder einem Vielfachen von sechs Tentakeln, zu denen die schwarzen Rindenkorallen der Gattung Antipathes, die Steinkorallen oder Madreporen und die skelettlosen, meist solitären Aktinien gerechnet werden. - Vgl. außer den Werken von Ehrenberg, Ch. Darwin und Dana besonders noch: Milne Edwards und J. Haime, Historie naturelle des Coralliaires (3 Bde., Par. 1857-60).

^[Abb: Schematischer Längs- (A) und Querschnitt (B) durch ein Anthozoon (Aktinie).]

Anthracen, ein Kohlenwasserstoff von der Zusammensetzung C14H10 ^[C<sub>14</sub>H<sub>10</sub>], welcher sich im Steinkohlenteer in einer Menge von 3/4-1 Proz. findet und aus den zwischen 340 und 360° siedenden Anteilen desselben gewonnen wird. Diese Fraktion des Steinkohlenteers wird Rohanthracen genannt und enthält noch Phenanthren, Fluoren, Pyren und andere Kohlenwasserstoffe. Das A. krystallisiert rein in farblosen Tafeln, schmilzt bei 213° und destilliert über 360°. Es hat die Konstitutionsformel

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Für die Alizarindarstellung wird es in großen Betrieben gewonnen und verarbeitet (s. Alizarin).

Anthracenbraun, Anthragallol, ein Trioxyanthrachinon, C14H8O5 ^[C<sub>14</sub>H<sub>8</sub>O<sub>5</sub>] welches mit Chrom gebeizte Baumwolle braun färbt.

Anthracengrün, s. Cörulein.

Anthracenorange ist ein Diamidoanthrachinon, C14H6(NH2)2O2 ^[C<sub>14</sub>H<sub>6</sub>(NH<sub>2</sub>)<sub>2</sub>O<sub>2</sub>].

Anthracenviolett, s. Gallein.

Anthrachinon, eine organische Verbindung von der Zusammensetzung C14H8O2 ^[C<sub>14</sub>H<sub>8</sub>O<sub>2</sub>], die durch Oxydation des Anthracens (s. d.) mit Kaliumbichromat und Schwefelsäure erhalten wird. A. sublimiert in glänzend gelben Nadeln, die bei 277° schmelzen und in heißem Benzol löslich sind. Die Konstitutionsformel des A. ist die folgende:

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Die Nitroanthrachinone entstehen durch Einwirkung von Salpetersäure auf A., indem 1, 2 oder 3 Wasserstoffatome durch das Radikal NO2 ^[NO<sub>2</sub>] ersetzt werden, z. B. Trinitroanthrachinon, C14H5(NO2)3O2 ^[C<sub>14</sub>H<sub>5</sub>(NO<sub>2</sub>)<sub>3</sub>O<sub>2</sub>], gleichbedeutend mit Aloetinsäure (s. d.). Das fabrikmäßig aus A. hergestellte Alizarin (s. d.) ist ein Dioxyanthrachinon. (S. auch Anthracenbraun.)

Anthracit, Glanzkohle, Kohlenblende, ein zu den Steinkoblen gehörendes, der Hauptmasse nach aus Kohlenstoff (meist über 90 Proz., mit wenig Sauerstoff und Wasserstoff) bestehendes Gestein von schwarzer Farbe, das aus unterirdisch umgewandelten Pflanzenmassen hervorgegangen ist, die ihren Sauerstoff- und Wasserstoffgehalt fast ganz verloren haben. Es hat etwas größere Härte und böheres spec. Gewicht (1,4-1,7) als die Steinkohle, starken metallartigen Glasglanz und brennt schwer, fast ohne Flamme, Rauch und Geruch und ohne zu backen. Wie die Steinkohle bildet der A. Flöze, namentlich in der carbonischen Formation. Lokal kann er auch als natürliche Koks (s. d.) auftreten, und zwar dort, wo vulkanische Gesteine die Braun- oder Steinkohlenlager durchbrochen haben. An solchen Orten findet man dann Übergänge von A. bis zu der Stein- oder Braunkohle. Als Brennmaterial wird A. gleich den Koks benutzt. Die Hauptfundstätten sind in Pennsylvanien und Rhode Island (Nordamerika); auch Südwales in England liefert A.; ebenso findet er sich bei Landeshut in Schlesien und bei Schönfeld in Sachsen.

Anthracotherium oder Kohlentier nannte Cuvier die Reste eines Dickhäuters, die sich in einer großen und mehrern kleinern Arten in den mitteltertiären Braunkohlen, besonders Piemonts und des westl. Deutschlands, fanden. Das A. war den Flußpferden und Schweinen am nächsten verwandt und hatte statt der Hauer spitze, starke Eckzähne.

Anthragallol, s. Anthracenbraun.

Anthrakometer (grch.), Instrumente zur Ermittelung des Kohlensäuregehalts der Luft.

Anthrakonit, die durch Kohle schwarz gefärbten, undurchsichtigen Varietäten des Kalkspats (s. d.).

Anthrakosis der Lungen, Kohlensucht, eine durch Einatmung von Kohlenstaub entstehende chronische Form der Lungenentzündung, welche sich häufig bei Holzkohlenarbeitern und Bergleuten vorfindet und auf einer gleichmäßigen Infiltration der