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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Aquila; Aquila degli Abruzzi; Aquilaria Lamarck; Aquila und Priscilla; Aquilegia; Aquileja

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Aquila - Aquileja

außer Ilex nur noch zwei kleine Gattungen umfassend. Es sind baum- oder strauchartige Gewächse mit immergrünen, lederartigen Blättern, meist zwitterigen, 4-5zähligen Blüten und einem mehrfächerigen Fruchtknoten. Die Frucht ist beerenartig und enthält 4-5 einsamige Kerne. (S. Ilex.)

Aquila (lat.), der Adler; in der Alchimie A. alba, der Stein der Weisen.

Aquila, jüd. Proselyt, lebte unter Kaiser Hadrian. Nach Epiphanius' Bericht war A. ein heidn. Grieche aus Sinope am Pontus, ein Verwandter Hadrians, von diesem mit dem Neubau Jerusalems als Aelia Capitolina beauftragt, ward zum Christentum bekehrt, trat aber später zum Judentum über, lernte Hebräisch und übersetzte das Alte Testament peinlich wörtlich ins Griechische. Aus diesem Bericht Wahres und Falsches zu sondern, ist unmöglich.

Aquila, Joh. Kaspar, Reformator, geb. 7. Aug. 1488 in Augsburg, studierte seit 1502 in Ulm, dann in Italien, wurde 1515 Feldprediger bei Franz von Sickingen, 1516 Pfarrer in Jengen bei Kaufbeuren. Als Luther auftrat, stellte sich A. sofort auf dessen Seite, heiratete und wurde deswegen eine Zeit lang gefangen gesetzt. A. ging 1521 als Erzieher der Kinder Franz von Sickingens auf die Ebernburg, wurde 1524 kurfürstl. Schloßprediger zu Wittenberg und unterstützte Luther bei der Übersetzung der Bibel besonders durch seine gründliche Kenntnis des Hebräischen; 1527 kam er als Pfarrer und Superintendent nach Saalfeld. Gegen das Interim schrieb A. "Christl. Bedenken auf das Interim" (1548) und "Das Interim illuminiert" (Augsb. 1548), weshalb der Kaiser einen Preis von 5000 Gulden auf seinen Kopf setzte. Gräfin Katharina von Rudolstadt und ihr Bruder, der Graf von Henneberg, schützten ihn und ernannten ihn 1550 zum Dekan an der Stiftskirche zu Schmalkalden. A. starb 12. Nov. 1560 zu Saalfeld. Von A.s Schriften sind noch zu nennen: "Christl. Erklärung des Kleinen Katechismus" (Augsb. 1538) und "Fragstücke der ganzen christl. Lehre" (1547).

Aquila degli Abruzzi (spr. dellji). 1) Provinz in der ital. Landschaft Abruzzen und Molise, grenzt im N. an die Provinz Ascoli-Piceno, im NO. an Teramo, im O. an Chieti, im S. an Campobasso und Caserta, im W. an Rom und Perugia, hat 6500 (nach Strelbitskij 6625) qkm, (1881) 353 027 E. und zerfällt in die 4 Kreise: A. (111 539 E.), Avezzano (105 003 E.), Cittaducale (51 054 E.) und Solmona (85 431 E.) mit 127 Kommunen. Die Provinz ist ein Hochland und wird von den Gebirgsketten des Hochapennin Monte-Velino (2487in), Meta (2241 m), Gran-Sasso d'Italia (2921 m) und Terminillo (2213 m) eingeschlossen und von der Ebene des Aterno von NW. nach SO. durchzogen; zahlreiche Küstenflüsse (Tronto, Pescara, Sangro mit Aventino) entspringen daselbst und fließen nach dem Adriatischen, der Garigliano nach dem Tyrrhenischen Meere; im Südwesten liegt in einem Hochthal der Celano- oder Fuciner See ohne sichtbaren Abfluß. Das Klima ist in den Thälern mild, auf den Bergen rauh. Dem Laufe des Aterno folgend durchzieht eine Eisenbahn das Land. Die Thätigkeit der Bewohner erstreckt sich auf Ackerbau und Viehzucht, Flachs-, Wein- und Obstbau, Wollegewinnung und Käsebereitung. - 2) Hauptstadt der Provinz A., malerisch an einem Hügel am Aterno, in 720 m Höhe an der Eisenbahnlinie Solmona-Terni des Adriatischen Netzes und in der Nähe der höchsten Apenninengipfel, ist Sitz eines Bischofs und hat (1881) 14 720, als Gemeinde 18 426 E., eine Citadelle, ein Lyceum, über 50 Kirchen und Kapellen. A. wurde 1703 durch ein Erdbeben, bei dem 2000 Personen umkamen, fast ganz zerstört. In der Umgegend wird viel Safran gebaut und damit bedeutender Handel getrieben. A. ist eine Schöpfung des Kaisers Friedrich II., blühte namentlich unter Karl von Anjou und soll damals 60 000 E. gehabt haben. Die Stadt A. ist strategisch wichtig als Vereinigungspunkt der Straßen über die nach der Stadt benannten Apenninenpässe.

Aquilaria Lamarck, Adlerbaum, Gattung südasiat. und ostind. Bäume aus der Familie der Thymeläaceen (s. d.). Ihre wenigen, im südöstl. Asien einheimischen Arten besitzen zerstreut stehende, einfache, ganzrandige Blätter, end- und achselständige, einzeln oder doldig angeordnete Blüten mit lederartigem, glockenförmigem, fünfspaltigem Perigon und eine holzige, zusammengedrückte, zweiklappige, zwei- oder einsamige Kapsel. Zwei Arten, A. Agallochum Roxb. (Ostindien) und A. malaccensis Lamarck (Malaka), beide gegen 20 m hoch, liefern das sog. Adlerholz (s. Agallocheholz).

Aquila und Priscilla (Prisca), ein jüd. Ehepaar, das, unter dem Kaiser Claudius aus Rom vertrieben, nach Korinth kam und dort von Paulus zum Christentum bekehrt wurde. Später errichteten sie in Ephesus eine christl. Hausgemeinde. Nach Röm. 16,3 scheinen sie wieder nach Rom zurückgekehrt zu sein, falls dieser Briefabschnitt wirklich nach Rom und nicht vielmehr nach Ephesus gerichtet ist.

Aquilegia L., Akelei oder Aglei, Pflanzengattung aus der Familie der Ranunkulaceen (s. d.) mit nur wenigen Arten in der nördlich gemäßigten Zone; hohe krautartige Gewächse mit ansehnlich lebhaft gefärbten Blüten, deren fünf Blumenblätter als hohle, zweilippige, gespornte Organe mit nach unten gerichteter Öffnung und nach oben gekehrtem, am Ende umgerolltem Sporn ausgebildet sind. Die Akeleiarten haben große, dreizählig zusammengesetzte Blätter mit gelappten Blättchen, einzeln stehende, langgestielte, meist blau oder violett, selten weiß oder rosenrot gefärbte Blüten und bringen aus jeder Blüte fünf vielsamige Balgkapseln hervor. Die europ. Arten wachsen meist in Gebirgen auf frischem, humosem Waldboden oder zwischen Gerölle; die gemeinste Art, A, vulgaris L., findet sich jedoch auch in ebenen Gegenden an waldigen Orten und auf Waldwiesen. Diese Pflanze, welche einen scharfen Saft enthält, ist zu einer sehr beliebten Zierpflanze geworden. Man findet sie in den Gärten mit gefüllten Blumen und in verschiedenfarbigen Spielarten. Andere, als Zierpflanzen verbreitete Arten sind: A,. canadensis L., aus Canada, mit braunroten, außen gelblichen Blüten; A, chrysantha Gray, aus Nordamerika, mit leuchtendgelben und A. Skinneri Hook., mit scharlachroten Blüten. Letztere Art ist sehr schön aber nicht völlig winterhart. Sie werden meistens alljährlich aus Samen gezogen und die Pflanzen, nachdem sie im nächsten Jahre geblüht haben, fortgeworfen. Sie gedeihen am besten auf frischem, beschattetem Boden. Die Samen der gemeinen Akelei wurden als Semen A. auch in der Medizin angewendet.

Aquileja, slaw. Voglej, mittelalterlich Aglar, Gemeindevorort in der österr. Bezirkshauptmannschaft Gradisca, an dem bis A. für kleine Seedampfer schiffbaren Natisso, die mit der Aussa an der ital. Grenze durch Kanäle (Delle Mee, Anfore) in Ver-^[folgende Seite]