Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Areschsker Kreis; Aretäus; Arete; Arethusa; Aretin; Aretinische Silben

848

Areschsker Kreis - Aretinische Silben

nicht sicher ist, und die in der Villa Ludovisi in Rom, die den A. sitzend in Liebesgedanken versunken zeigt (nach einem Original aus der Schule des Lysipp), die besten.- Vgl. Voigt, Beiträge zur Mythologie des A. und der Athena (Lpz. 1881); Tümpel, A. und Aphrodite (ebd. 1880); Stark in den "Berichten der Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften" (1864, Nr. 173); Dilthey in den "Jahrbüchern des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinlande" (Bonn 1873, Nr. 1).

Areschsker Kreis, Kreis im NO. des Gouvernements Jelisawetpol in russ. Transkaukasien, rechts von der Kura und von der Eisenbahn Tiflis-Balu durchschnitten, hat 3220,2 qkm mit 52 331 E., darunter 3/4 aserbeidschansche Tataren, 1/5 Armenier, das übrige Georgier, Kurden u. s. w. Städte sind nicht vorhanden; der Sitz der Kreisverwaltung ist im Dorfe Utschkowach, mit Post.

Aretäus (Aretaios), griech. Arzt aus Kappadocien, Ende des 1. oder im 2. Jahrh. n. Chr., gilt nächst Hippokrates (s. d.) für den besten Beobachter der Krankheiten unter den Alten. Die Ergebnisse seiner Erfahrungen legte er namentlich in zwei im ion. Dialekt geschriebenen Werken nieder, einem über die Ursachen und Zeichen der akuten und chronischen Krankheiten, einem andern über deren Heilung. Hauptausgabe von Ermerins (Utrecht 1847), Ausgaben mit engl. Übersetzung von Adams (Lond. 1856), mit deutscher von Dewez (2 Bde., Wien 1790, 1802 u. 1803) und Mann (Halle 1858). - Vgl. Locher, A. aus Kappadocien (Zür. 1847).

Arete, Gattin des Phäakenkönigs Alkinoos (s. d.). - A. heißt auch der 197. Planetoid.

Arethusa hießen im Altertume mehrere Quellen, unter denen die auf der Insel Ortygia (einem Teil von Syrakus) die bekannteste ist. Nach dem Mythus war die Nymphe A. eine Tochter des Nereus und der Doris. Sie kam, vom Flußgotte Alpheios verfolgt, durch das Meer oder unter demselben nach Sicilien und ward hier zur Quelle. A. wurde die Muse des Hirtengedichts, genoß zu Syrakus göttliche Verehrung und ist vielfach auf alten Münzen dieser Stadt abgebildet. - A. ist auch der Name des 95. Planetoiden.

Aretin, freiherrliches Geschlecht in Bayern, dessen Abstammung von sagenhaftem Dunkel umgeben ist. Johann Baptist Christoph war der erste des Geschlechts in Bayern. Er leitete seine Abstammung von einem armenischen Königsgeschlechte her: 1706 sei er zu Konstantinopel geboren, wohin sein Vater Bakdazar Caziadur vor den Persern geflohen sei. Getauft auf die Namen Joh. Bapt. Christoph Aroutioun Caziadu, sei der zweijährige Knabe nach Venedig gebracht worden, wo sich damals die Kurfürstin Therese Kunigunde Sobieska, Gemahlin Max Emanuels II., aufhielt. Mit der Kurfürstin kam der "armenische" Prinz nach München, ward dort erzogen, bekleidete später die Stelle eines Wirkl. Hofkammerrats und dann die eines Hauptmauthners zu Ingolstadt. Am 11. April 1769 wurde er von Max Josef in den Freiherrnstand erhoben und starb am 11. Okt. desselben Jahres. - Sein Enkel, Freiherr Adam von A., geb. 24. Aug. 1769 zu Ingolstadt, war unter Montgelas (s. d.) Vorstand der diplomat. Sektion im Ministerium des Auswärtigen, wurde 1817 Bundestagsgesandter zu Frankfurt a. M. und starb 16. Aug. 1822. A. war mit dem Freiherrn vom Stein der Stifter des Vereins für ältere deutsche Geschichtskunde und besaß eine der größten Kupferstichsammlungen und eine bedeutende Anzahl von Gemälden, die nach seinem Tode versteigert wurden. (Vgl. Brulliot, Catalogue des estampes du cabinet d'A., 3 Bde., Münch. 1827.) - Freiherr Georg von A., Bruder des vorigen, geb. 29. März 1766 zu Ingolstadt, ward 1793 Administrator des bayr. Donaumoosgerichts und machte sich um die Trockenlegung des Donaumooses verdient; 1806 ward er Straßen- und Wasserbauinspektor in Tirol. Als 1809 der Aufstand in Tirol ausbrach, war er Generalkommissar des Eisackkreises und wurde als österr. Gefangener nach Fünfkirchen in Ungarn abgeführt. Nach seiner Freilassung erhielt er 1810 vom König von Bayern ein Lehngut und eine ansehnliche Pension, worauf er sich ganz den Wissenschaften, Künsten und der Landwirtschaft widmete. Er starb 22. Febr. 1844. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: "Versuch eines Defensionssystems von Bayern" (Regensb. 1820) und "Zeitbedürfnisse mit besonderer Rücksicht auf Bayern" (3 Bdchn., Sulzb. und Regensb. 1818-19). - Ein anderer Bruder von Adam von A., Freiherr Christoph von A., geb. 2. Dez. 1773 zu Ingolstadt, wurde 1806 Oberbibliothekar an der Centralbibliothek zu München. Die Schrift: "Die Pläne Napoleons und seiner Gegner in Deutschland" (1809), worin er von einer Konspiration von Borussomanen und Anglomanen mit einer prot. Liga gegen Napoleon sprach und diesen für den Repräsentanten der Deutschheit, d. h. des Kosmopolitismus erklärte, erregte heftigen Streit. Auf Veranlassung des Königs legte daher A. 1811 seine Ämter nieder, war 1813-19 Appellationsgerichtsdirektor in Neuburg, dann Appellationsgerichtspräsident zu Amberg. Er starb 24. Dez. 1824 zu München. Seine zahlreichen jurist.-politischen, durch volkstümlichen Ton ausgezeichneten Schriften beziehen sich meist auf die damaligen Verhältnisse. Seine letzte Schrift war das "Staatsrecht der konstitutionellen Monarchie" (neue Auflage mit Fortsetzung von Rotteck, 3 Bde., Lpz. 1838-40). - Der älteste Sohn des letztern, Freiherr Karl Maria von A., geb. 4. Juli 1796 zu Wetzlar, wohnte den Kriegen von 1813-15 bei, schlug die diplomat. Laufbahn ein, diente aber nachher im bayr. Generalstabe und im Kriegsministerium. Später zog er sich aufs Land zurück; seine Neigung für archivalische Forschungen trieb ihn wieder nach München. Er erhielt 1843 eine Stelle als Legationsrat im Ministerium des Äußern und ward 1846 durch den König zum Geh. Haus- und Staatsarchivar ernannt. In der Zwischenzeit schrieb er die streng kath. gefärbten Werke: "Bayerns auswärtige Verhältnisse seit dem Anfang des 16. Jahrh." (Pass. 1839), "Geschichte des Herzogs und Kurfürsten Maximilian I." (ebd. 1842) und "Wallenstein" (Regensb. 1846). 1847 ward A. der bayr. Gesandtschaft in Berlin als Legationsrat beigegeben, 1854 mit der Einrichtung des neuen bayr. Nationalmuseums beauftragt. In Verbindung damit stand die bis zu seinem Tode von ihm geleitete Herausgabe der "Altertümer und Denkmale des bayr. Herrscherhauses" (Heft 1-9, Münch. 1855-71). 1851 zum Wirkl. Geheimrat befördert, wurde er 1859 auch zum lebenslänglichen Mitgliede der Kammer der Reichsräte ernannt. A. starb 29. April 1868 zu Berlin, wo er sich als Abgeordneter zum Zollparlament befand. - Vgl. Die Familie A. (1825).

Aretinische Silben nennt man bisweilen die Solmisation (s. d.), nach deren angeblichem Erfinder Guido von Arezzo.