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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Atarate – Atellanen

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Ataman'

bis zur Rückkehr des Heers ins Kosakenland. Als aber der A. Mazeppa (s. d.), um sich unabhängig zu machen, 1708 die Partei Karls II. ergriff, schränkte Peter I. die Rechte des A. erheblich ein. Lange Zeit blieb die Stelle eines A. unbesetzt, und als 1750 der Graf Rasumowskij als solcher gewählt wurde, erhielt er statt der ehemaligen Domänen und Zollgefälle 50000 Rubel jährliche Besoldung. Kaiserin Katharina II. hob die Würde eines A. des Ukraineheers auf und setzte dafür eine Regierung von acht Mitgliedern ein; das donische Heer behielt einen A., doch ist dieser auf die Befugnisse eines Generalgouverneurs beschränkt. Seit 1835 bekleidet der Großfürst-Thronfolger die Würde eines A. aller Kosaken. Unter diesem steht für jedes Woißko ein besonderer Stellvertreter (Nakaznyj Ataman), der im donischen Lande den Titel Vojskovoj Ataman (Heeresataman) führt. (S. Kosaken.) A. heißt auch der Vorstand eines Artels.

Atarate, Atargătis, s. Derketo.

Atavismus, s. Erblichkeit.

Ataxie (grch., «Unordnung», «Unregelmäßigkeit»), Störung der Muskeltätigkeit, welche durch mangelhafte Koordination der zur Ausführung jeder Bewegung notwendigen Muskelkontraktionen verursacht wird (s. Rückenmarksschwindsucht).

A. T. B., Akademischer Turn-Bund.

Atbarā, Astaboras, der nördlichste und letzte unter den Nebenflüssen des Nils, in den er bei ed-Damer etwa in 17° 50' nördl. Br., oberhalb Berber, mündet. Er entspringt an der Nordwestseite des abessin. Hochlandes, 40 km westlich von Gondar, nördlich vom Tanasee, fließt nach NW., wendet sich, wo er das Gebirgsland verläßt, nach N., durchströmt eine unbewohnte Wüste, nimmt rechts den Salam, dann den großen wasserreichern Takaseh (im untern Laufe Setit) auf, fließt nun am Ostrande einer weiten einförmigen Ebene (ägypt. Sudan), gewunden zwischen niedrigen, grasreichen Hügeln, und nimmt unter 17" nördl. Br. den ebenfalls von den nordwestl. Randgebirgen Abessiniens herabkommenden Gasch (im obern Laufe Mareb genannt) auf. Zu keiner Jahreszeit ist er schiffbar. Auf einem Unterboden von Kies ziehen sich nach W. hin weite Grasebenen mit dornigen Mimosen, reich an Gazellen und Hyänen. In der Regenzeit schießt ein rohrartiges Gras mannshoch auf, das nach dem Abtrocknen abgebrannt wird, um hier und da der Durrha Platz zu machen. An der nördl. Grenze der tropischen Region mündet der A. als el-Mokren (d. h. Verbindung) oder el-Mokadah, auch wohl el-Aswad, d. i. der Schwarze. Erst vom 10. Mai an, in der Regenzeit, hat sein gegen 300 m breites Thal hier so viel Wasser, daß es in den Nil abfließt, während es 4–5 Monate lang in einzelnen Tümpeln stillsteht und nicht trinkbar ist.

Atbassar. 1) Kreis im Westen des Gebietes Akmolinsk des russ.-asiat. Steppengeneralgouvernements, hat 280861 qkm mit 64106 E., meist Kirgisen. –

2) Kreisstadt des Kreises A., an der Atbassarka, hat (1885) 1557 E., Post, Telegraph, eine griech.-kath. Kirche und eine Moschee.

Atchin, Sultanat auf Sumatra, s. Atschin.

Atchison (spr. ättschiß'n), Hauptstadt des County A. im nordamerik. Staate Kansas, rechts des Missouri, 1854 gegründet, und früher der Ausgangspunkt der Karawanen nach den Ebenen des Westens, jetzt Knotenpunkt von sieben Bahnlinien, darunter die Union-Pacific, Missouri-Pacific und A.-Topeka, ↔ hat (1890) 13963 E., schöne Eisenbrücke, Maschinenbau, Brauerei, Mühlen und lebhaften Handel.

Ate, bei Homer eine Tochter des Zeus (nach Hesiod der Eris und stete Begleiterin der Dysnomia, der Ungesetzlichkeit) und eine verderbenbringende Göttin, die, Geist und Gemüt bethörend, den Menschen ins Unheil stürzt. Bei des Herakles Geburt hatte sie Zeus zu dem übereilten Schwur verleitet, durch den ersterer dem Eurystheus unterthan ward. Dafür schleuderte Zeus die A. aus dem Olymp auf die Erde und schwur, daß sie nie dahin zurückkehren solle. Seitdem durcheilt A. die Erde in ungemessener Schnelle und wandelt verderblich über den Häuptern der Menschen. Aber ihr folgen andere Töchter des Zeus, die Litai (reuevolle Gebete), lahm, runzlig, die Augen scheu seitwärts gewendet, langsamen Fußes, die dem, der sie ehrt, Gutes erweisen, und den heilen, den A. verwundet hat, über denjenigen aber, der sie verstößt, die verderbliche Göttin von neuem herabrufen. Vgl. Berch, Bedeutung der A. bei Äschylos (Franks, a. M. 1876). – A. ist auch Name des 111. Planetoiden.

Atek, russ.-asiat. Distrikt, s. Achal-Teke.

Atelektāse (grch.), s. Lungenatelektase.

Atelie (grch.), Unvollkommenheit; Steuerfreiheit.

Atelier (frz., spr. ateljeh), Werkstätte, im Deutschen vorzugsweise für Künstler- (Bildhauer-, Maler-) Werkstätte gebraucht. Bei der Anlage von A. ist besondere Rücksicht auf das Licht zu nehmen. Maler brauchen meist reines Nordlicht, das seitlich von oben hereinfallen muß. Wünschenswert ist auch ein reines Oberlicht und Vorkehrungen, um durch Schieber und Vorhänge die möglichst groß anzulegenden Lichtflächen teilweise abzusperren. Bildhauer bedürfen hoher, zur ebenen Erde gelegener Räume mit hohem Seitenlicht von Norden. Vor den Fenstern dürfen nicht Bäume, Wandflächen u. dgl. stehen, die bei greller Sonnenbeleuchtung farbige Reflexe in das A. werfen und namentlich beim Malen die Wirkung der Farben im A. beeinträchtigen. Berühmt war die Ausstattung der A. von P. P. Rubens. In neuerer Zeit wurden die A. von Hans Makart in Wien vorbildlich für viele Zimmereinrichtungen. Die malerische Anlage, der Schmuck mit alten Möbeln und Teppichen, getrockneten Blumen, der braune Grundton waren für die Ausschmückung bezeichnend. Besonderer Vorkehrungen für die Lichtzuführung bedarf das A. des Photographen. – Vgl. Junk, Künstlerwerkstätten (in der «Baukunde des Architekten», Berl. 1884).

Ateliers nationaux, Ateliers sociaux, s. Nationalwerkstätten.

Atella, alte Stadt in Italien, s. Aversa.

Atellānen (Atellānae fabŭlae), auch oskische Schauspiele (Osci ludi), volkstümliche Possen, genannt nach dem gewöhnlichen Schauplatz der Handlung, der oskischen Stadt Atella in Campanien, einem italischen Krähwinkel. Von Campanien kamen die A. nach Rom. Sie wurden sowohl von Dilettanten als auch von berufsmäßigen Schauspielern aufgeführt, und zwar immer in Masken. Es traten darin stehende Figuren auf, wie der Tölpel und Nimmersatt Maccus, der prahlerische Bucco, der verblendete, gutmütige Alte Pappus, der bucklige Fresser und Schmarotzer Dossennus, der Possenreißer Sannio. Manches oder gar das meiste, wie man früher glaubte, zu improvisieren, erlaubte die metrische Form der Stücke nicht; möglich indessen, daß anfänglich der Rhythmus fehlte. Witze

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 18.