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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Atzgersdorf - a. u.

Topases vermittelst geschmolzenen Ätzkalis, Fig. b die auf der Basis oP des monoklinen Glimmers (Muscovits) durch Behandlung mit Flußspat und Schwefelsäure erzeugten Ä. wieder; die erstern sind, entsprechend der Symmetrie der rhombischen Basis, gleichgestaltet einerseits nach rechts und links, andererseits nach vorn und hinten, wogegen diejenigen auf der Basis des Glimmers bloß nach rechts und links sich symmetrisch verhalten. Fig. c zeigt die mit Salzsäure hervorgerufenen Ä. auf dem Brachypinakoid ^[Abb.] des nach der Vertikalachse hemimorphen Kieselzinks; dieselben sind oben anders als unten ausgebildet. Fig. d ist ein krystallographisch links gebildeter, Fig. e ein ebenso rechts gebildeter Quarzkrystall, beide mit den durch Flußsäure erzeugten Ä., die sich auf beiden Krystallen ebenfalls in gerade entgegengesetzter Stellung befinden. Der scheinbar ein einfaches Individuum bildende Drilling von Aragonit (Fig. f) läßt auf der mit Essigsäure geätzten Basis oP die drei verwachsenen Krystalle I, II, III durch die relativ abweichende Lage ihrer Ä. deutlich unterscheiden.

Die Wahl des Ätzmittels richtet sich nach der Natur der Krystallsubstanz: bei den in Wasser löslichen wirkt schon der Angriff durch letzteres (oder durch den Wasserdampf beim Anhauchen), bei andern bedient man sich der Salzsäure, Schwefelsäure, Fluorwasserstoffsäure, bei dem Diamant bilden sich während des Verbrennens auf feiner Oberfläche (durch den Sauerstoff als korrodierendes Mittel) kleine dreiflächige Vertiefungen aus, deren flächen denen eines Ikositetraeders parallel gehen. Wenn auch die Ä. auf denselben Flächen eines Krvstalls dieselbe Symmetrie und zwar diejenige des Krystalls selbst aufweisen, so sind sie doch ihrer Ausbildungsweise und Form nach von der Natur des angewandten Ätzmittels abhängig, woraus sich ergiebt, daß dieselben nicht etwa zugleich die Form der den Krystall aufbauenden Moleküle wiedergeben können. Auch scheint die Konzentration des Ätzmittels auf die Lage der Ä. von Einfluß zu sein. Die Beobachtung derselben geschieht unter dem Mikroskop, entweder unmittelbar an der geätzten Fläche oder an. Haufenblasenabdrücken derselben. An einem und demselben Krystall werden die ungleichartigen Flächen (und Kanten) auch durch Ätzmittel abweichend rasch und stark angegriffen. Natürliche Krystallflächen scheinen meist schwieriger durch Ätzung angreifbar als künstliche Spaltflächen; Spaltflächen, die längere Zeit der Luft ausgesetzt waren, schwieriger als frisch erzeugte.

Atzgersdorf, Dorf in der Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Hietzing in Niederösterreich, südwestlich angrenzend an Wien, an der Linie Wien-Triest der Österr. Südbahn, hat (1890) 5813 E., meist Fabrikarbeiter. A. hat in großem Maßstabe betriebene Steinbrüche, Kattun-und Jutedruckerei, Gerberei, Fabrikation von Brückenwagen, Klavieren, Seidenzeug, Schnüren und Borten, Farben, Töpferwaren und Brot.

Ätzgrund, s. Ätzen und Radierkunst.

Ätzkali, Kaliumoxydhydrat, Kalihydrat, Kaliumhydroxyd, KHO, weiße krystallinische, bei Rotglut schmelzbare, äußerst leicht in Wasser lösliche, an der Luft zerfließende und daraus Kohlensäure anziehende Substanz von höchst ätzender Wirkung auf pflanzliche und tierische Gewebe, in verdünntem Zustande von laugenhaftem Geschmack, zeigt alle Eigenschaften eines Alkalis in höchstem Grade und entsteht bei der Einwirkung von Kalkhydrat auf Kaliumcarbonat in wässeriger Lösung. Die von dem kohlensauren Kalk abgesonderte Lösung liefert nach dem Verdunsten zu einem spec. Gewicht von 1,142 bis 1,146 die Kalilauge, Liquor Kalii caustici. Wenn man letztere in einer aus reinem Silber angefertigten Schale weiter einkocht, bis ein Tropfen beim Erkalten sofort erstarrt, und dann unter beständigem Rühren erkalten lässt, so ist der pulverige Rückstand das trockne Kalihydrat, Kali causticum siccum; gießt man die geschmolzene Masse in Stangenformen, so entsteht das Kali causticum in bacillis, auch Lapsis causticus, Ätzstein, genannt.

Ätzkalilauge, soviel wie Kalilauge, s. Ätzkali.

Ätzkalk, soviel wie Calciumoxyd, s. Kalk.

Ätzkunst, s. Ätzen und Radierkunst.

Ätzlauge, die Lösungen von Kalium- und Natriumoxydhydrat, s. Ätzkali und Ätznatron.

Ätzmittel, s. Ätzen und Ätzfiguren.

Ätznatron, Natriumoxydhydrat, Natriumhydrat, Natriumhydroxyd, NaOH, entsteht wenn man in destilliertes Wasser, das sich in einer silbernen Schale befindet, zu Scheiben zerschnittenes Natrium in kleinen Anteilen einträgt, die Flüssigkeit verdampft und schließlich möglichst stark erhitzt. Die ölig geschmolzene Flüssigkeit erstarrt beim Erkalten zu einer weißen krystallinischen Masse, die aus der Luft mit Begierde Wasser und Kohlensäure aufnimmt. Für fast alle Zwecke genügend rein erhält man Ä., wenn man kohlensaures Natrium oder Soda in Wasser löst (nicht mehr als 1 Teil wasserfreies Salz auf 10 Teile Wasser), zum Sieden erhitzt und so viel Kalkmilch zufügt, bis die geklärte Flüssigkeit auf Zusatz von Säure nicht mehr Blasen von Kohlensäure entwickelt. Nach dem Absetzen des kohlensauren Kalks wird die klare Flüssigkeit rasch im eisernen Kessel bis zur Dichte von 1,159 bis 1,163 verdampft und bildet dann die Natronlauge oder Ätznatronlauge des Handels, Liquor Natrii caustici der Pharmakopöe. Wird die Flüssigkeit weiter verdampft und der Rotglut nahe gebracht, so bildet es nach dem Erkalten die weiße kaustische Soda. (S. Soda.)

Ätznatronlauge, s. Ätznatron.

Ätzpapp, s. Enlevage.

Ätzspitzen oder Luftspitzen, Nachahmung der Nadelspitzen (s. d.), dadurch erzeugt, daß man ein. Stickmuster in baumwollenen Fäden auf einem wollenen Grundgewebe ausführt und dieses Grundgewebe durch ein flüssiges Ätzmittel (z. B. Chlorkalk), das auf die Stickfäden nicht einwirkt, zerstört. Die erste Herstellung der Ä. erfolgte 1883 durch Gebrüder Wetter in St. Gallen. Bei angemessener Wahl des Grundgewebes und des Ätzmittels können auch leinene, sowie wollene und seidene Ä. hergestellt werden.

Ätzstein, geschmolzenes und in Stangen gegossenes Ätzkali (s. d.).

Ätzstifte (Styli caustici), walzenförmige Stifte oder Stäbchen, die zum Ätzen von Wunden u. s. w. benutzt werden. Am meisten Anwendung finden Stifte aus Höllenstein, Alaun u. s. w.

Ätzsublimat, s. Quecksilberchlorid.

Ätzwasser, s. Ätzen und Radierkunst.

Au, Flußname, s. Aue.

Au, chem. Zeichen (Abkürzung von Aurum) für Gold (s. d.).

a. u., Abkürzung für anno urbis (conditae), im Jahre (nach der Gründung) der Stadt (Rom).