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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Auguste Victoria; Augustin; Augustine; Augustiner; Augustin I; Augustinus

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Auguste Victoria - Augustinus (Kirchenlehrer)

Auguste Victoria, Deutsche Kaiserin und Königin von Preußen, Tochter des Herzogs Friedrich von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg und der Prinzessin Adelheid von Hohenlohe-Langenburg, geb. 22. Okt. 1858 zu Dolzig in der Niederlausitz, verbrachte ihre ersten Kinderjahre daselbst und 1864-66 in Kiel. Nach 1866 lebte sie mit ihrer Familie abwechselnd in Gotha und dem Schlosse Primkenau im Regierungsbezirk Liegnitz, das seit 1853 ihrem Großvater Herzog Christian August gehörte. Nach Konfirmation der Prinzessin (1875) folgten Reisen in das südl. Frankreich und nach England. Ihre 14. Febr. 1880 in Gotha erfolgte Verlobung mit dein Prinzen Wilhelm von Preußen, nachmaligem Kaiser Wilhelm II., wurde 2. Juni 1880 offiziell bekannt gemacht, und 27. Febr. 1881 fand in Berlin die Vermählung statt. Die lebhafteste Teilnahme hat die Kaiserin vor allem für die Werke christl. Liebe gezeigt; sie übernahm 1884 das Protektorat des Elisabeth-Kinder-Hospitals in Berlin und 1888 dasjenige des Evangelisch-Kirchlichen Hilfsvereins, förderte die Berliner Stadtmission und die Errichtung neuer Kirchen in Berlin

Vgl. E. Evers, Auguste Victoria (2. Aufl., Verl. 1889); Bornhak, Kaiserin A. V. (ebd. 1891).

Augustin, christl. Kirchenlehrer, s. Augustinus.

Augustin I., Kaiser von Mexiko, s. Iturbide.

Augustine (Saint), s. Saint Augustine.

Augustiner, der letzte große Bettelorden der kath. Kirche, führt seinen Ursprung auf den heil. Augustinus (s. d.) zurück. Nach seiner Taufe vereinigte sich dieser in der Gegend von Tagaste mit Gleichgesinnten zu einem geistlichen Leben (388). Das wachsende Ansehen des Stifters förderte auch das Aufblühen dieser Genossenschaft, die er in Hippo fortsetzte. Als Regel diente anfangs nur das Evangelium, später einige Anweisungen, die Augustin eigentlich nur den Nonnen zu Hippo (423) gegeben hatte. Die sog. Regel Augustins ist jedenfalls nicht von ihm, sondern in späterer Zeit entstanden. Hiernach bildeten sich ähnliche Gemeinschaften in Italien, z. B. die Johannboniten, die Eremiten von Toscana, die Brittinianer u. a. Diese verband Innocenz IV. zu einer Genossenschaft, gab ihnen den Namen A. und 17. Jan. 1244 die sog Regel des heil. Augustinus. Unter Alexander IV. ward 1256 ein Generalprior gewählt und vier Provinziale für Italien, Spanien, Frankreich, Deutschland; der Orden ward von der gewöhnlichen Gerichtsbarkeit befreit und erhielt das Privilegium, daß der Sakristan der päpstl. Kapelle stets aus seinen Angehörigen genommen werde. 1580 ward ihre Regel erweitert. An der Spitze steht ein Generalprior zu Rom, ihm zur Seite sehr einflußreiche Definitoren (Generalräte), alle 6 Jahre tritt ein allgemeines Generalkapitel zusammen, mit dem Rechte, den Generalprior abzusetzen und neu zu wählen. Die Regel ist ascetisch milde, doch treten zu den allgemeinen Fasten noch besondere hinzu, die Tracht besteht aus weißen wollenen Unterkleidern nebst Skapulier, darüber schwarze Kutten mit langen weiten Ärmeln, Kapuzen nebst einem ledernen Gürtel. Papst Pius V. setzte die A. 1567 unter die vier Bettelorden (Dominikaner, Franziskaner, Karmeliter, A.), obgleich sie Einkünfte und liegende Güter besitzen durften. Als im 14. Jahrh. die ursprüngliche Strenge nachließ, bildeten sich zahlreiche neue Kongregationen, unter ihnen diejenige von Sachsen unter einem eigenen Generalvikar (1493), der Staupitz und Luther angehörten, und deren Mitglieder sich größtenteils der Reformation anschlossen, so daß sie 1526 erlosch. Thomas von Jesus in Portugal (gest. 1582) begründete die Augustiner-Barfüßer mit strengen Fasten und Übungen, denen Gregor XV. 1622 eine besondere Verfassung gab, und die sich besonders nach Japan, den Philippinen, Peru u. s. w. verbreiteten. Zu ihnen gehörte der Dichter Luis de Leon. Ebenfalls besondere Kongregationen mit eigenen Generalvikaren bildeten die italienischen A., zu denen Abraham a Santa Clara gehörte, und die französischen. Die A. hatten einige bedeutende Theologen, so Ägidius Colonna und Gregor von Rimini. Augustinerinnen sammelten sich schon in Hippo unter Augustins Schwester Perpetua. Alexander III. gründete 1177 ein Kloster derselben in Venedig, dessen erste Äbtissin die Tochter Kaiser Friedrichs I., Julie, ward. Auch Barfüßige Augustinerinnen wurden gestiftet und 1603 durch Mariana Manzanedo von St. Joseph Schwestern von der Rekollektion mit noch strengerer Regel. Seit dem 15. Jahrh, haben die A. auch Tertiarier (s. d.) für Männer und Frauen. In seiner Blütezeit im Anfange des 16. Jahrh. zählte der Orden, mehr durch praktische Seelsorge als durch wissenschaftliche Studien ausgezeichnet, gegen 2000 Mönchsklöster mit 30000 Mönchen und 300 Nonnenklöster. Der Reformation schlössen sich in Deutschland viele A. an, doch bestanden im 18. Jahrh. noch 42 Provinzen außer den Kongregationen und den Vikareien in Indien und Mähren. Seit der Französischen Revolution von 1789 ist der Orden in Frankreich, Spanien, Portugal und Deutschland teilweise aufgehoben, in Österreich-Ungarn und Italien wenigstens stark beschränkt. (Vgl. Kolde, Die deutsche Augustiner-Kongregation, Gotha 1879.) Von den eigentlichen A. sind zu unterscheiden die regulierten Chorherren (Canonici regulares) vom heiligen Augustinus, ursprünglich Kanoniker (Stiftsherren), die die Regel des heil. Augustinus annahmen und so das klerikale und klösterliche Leben verbanden. Von solchen Kongregationen bestehen besonders noch die Lateranensischen Chorherren, 1336 von Bartholomäus Colonna gestiftet. Sie haben namentlich in Österreich noch bedeutende Stifter, Klosterneuburg, St. Florian u. a. Die sog. Regel des heil. Augustinus haben auch viele Männer- und Frauenorden mit andern Namen, so die Prämonstratenser, Trinitarier, Hospitaliterinnen, Ursulinerinnen u. a.

Augustinus, Aurelius, der Heilige, christl. Kirchenlehrer, geb. 13. Nov. 353 zu Tagaste in Afrika, erhielt den ersten Unterricht durch seine christlich gesinnte Mutter Monica, deren Einwirkung jedoch der heidn. Vater Patricius abschwächte. Zur Vollendung seiner Studien nach Madaura und Karthago geschickt, ergab sich der lebenslustige Jüngling den Freuden der Welt, bis ihn Ciceros «Hortensius» auf das Studium der Philosophie leitete. Doch diese konnte ihn nicht lange fesseln; er trat seit etwa 374 zur Sekte der Manichäer; als er aber auch bei ihr nicht wahre Befriedigung fand, glaubte er an der Wahrheit verzweifeln zu müssen, bis ihm die platonische und neuplatonische Philosophie neue Anregung gewärte. Er wandte sich 383 nach Rom und von da 384 nach Mailand, um hier Lehrer der Beredsamkeit zu werden. Der Einfluß des dortigen Bischofs Ambrosius (s. d.) brachte eine völlige Lebens- und Sinnesänderung in ihm hervor, welcher Be- ^[folgende Seite]