Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Bagamojo'
schenden Malaria sehr ungünstig, namentlich für Europäer; der gefährlichste Monat ist der Juni; der beste scheint der September zu sein. – Der Aufstand
gegen die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft begann in B. 21. Aug. 1888; am 22. Sept. beschoß die Korvette «Leipzig» den Ort und setzte Landungstruppen
aus, die siegreich in die Stadt eindrangen. Am 8. Mai 1889 eroberte Wißmann das befestigte Lager Buschiris in der Nähe von B.
Bagatéllsachen, im Civilprozeß Rechtsstreitigkeiten von geringem Werte, für welche sich in Deutschland,
wie in roman. Ländern, vereinfachte Prozeßformen ausgebildet hatten. Die Deutsche Civilprozeßordnung kennt eine besondere Prozeßart dafür nicht; sie hat
nur für die nach §. 23 des Gerichtsverfassungsgesetzes den Amtsgerichten zugewiesenen Rechtsstreitigkeiten, welche außer einigen sachlichen Klassen
vermögensrechtliche Ansprüche bis zu 300 M. umfassen, in den §§. 456–471 ein gegenüber dem landgerichtlichen Regelprozeß vereinfachtes Verfahren
geschaffen. Für Österreich giebt es nach dem Gesetz vom 27. April 1873 ein auf dem Grundsatz der freien Verhandlung und Beweiswürdigung beruhendes
Bagatellverfahren für Ansprüche bis zu 50 Fl. Geldwert.
Bagdad (Baghdad), im Mittelalter in der abendländ. Form auch
Baldach genannt, von den Mohammedanern mit dem Ehrennamen Dar as-Salâm («Stadt des Heils») ausgezeichnet,
Hauptstadt des asiat.-türk. Wilajets B. (142000 qkm, 850000 E.) im mittlern Mesopotamien, zu zwei Dritteilen auf dem linken Ufer, d. h. der Ostseite des in
der Landessprache Schatt genannten Tigris, über den zwei je auf 17–19 Pontons ruhende, 200–220 m lange Schiffbrücken führen, während das alte B., die
Residenz der abbâsidischen Chalifen und einst die größte Stadt der mohammed. Welt, an der Westseite des Flusses lag. Die ansässige Bevölkerung beträgt
gegen 100000, eine Zahl, die vor 1831 überschritten, aber durch beständige Überschwemmungen stark vermindert worden war. Sie ist gemischt aus Arabern,
Osmanlis, Kurden, Israeliten, Armeniern, Syrern, Nestorianern, zahlreichen ↔ Persern und wenigen Hindus. Die Mohammedaner zerfallen zu
ziemlich gleichen Teilen in die feindlichen Sunniten und Schiiten. Die Perser treiben unter dem Schutze der türk. Regierung einen ausgebreiteten Handel. Die
Israeliten (20000) sind auf einen abgesonderten Bezirk beschränkt. Die Straßen beider Stadthälften sind ebenso eng und schlecht gepflastert als in den
meisten andern türk. Ortschaften; die Backsteinhäuser bestehen nur aus einem Keller- und einem Erdgeschoß mit darüber gelegener Terrasse. Fast alle
Fenster öffnen sich nach der Seite des Hofs, der in den Wohnungen der Vornehmen mit Springbrunnen verziert und mit Ziegelsteinen gepflastert ist. Unter
den Gebäuden der Stadt sind außer der halbverfallenen Citadelle in der nordwestl. Stromecke der Konak (der «Palast» des Generalgouverneurs) und das engl.
Konsulat, letzteres mit schönem Garten, zu nennen. Unter der kurzen Statthalterschaft Midhat-Paschas (1868–72) wurde viel für Erleichterung des Verkehrs
gethan: enge Gassen wurden erweitert, die Straßen gesäubert, Aus- und Einladeplätze am Stromufer angelegt. Aber seit seiner Abberufung ist alles wieder in
den frühern Zustand verfallen.
Im Zeitalter der abbâsidischen Chalifen war B. der Sitz hoher Bildung und Gelehrsamkeit. Heute überwiegt das Handelsinteresse, und die von dem Chalifen
Mostansir 1233 gegründete berühmte Medresse (Hochschule) ist längst in eine Karawanserai verwandelt worden, deren es an 30 giebt. Nächst den
Handeltreibenden, deren Geschäfte stark von dem jeweiligen Verhältnis der Regierung zu den räuberischen Beduinenstämmen abhängen, strömen alle
Fremden, namentlich Perser und Bekenner des Islams aus Indien hier zusammen, um die Gräber der von den Muselmanen verehrten Heiligen zu besuchen,
unter denen das des von allen Mohammedanern hochgeachteten Scheich Abd el-Kader Ghilain und die am westl. Tigrisufer in der Nähe von B. befindlichen,
besonders von den Schiiten verehrten Gräber der Imam Mohammed Kâsim und Mohammed Taki Erwähnung verdienen. Für die Handelsstellung B.s war die
Eröffnung des Sueskanals von großer Bedeutung, insofern dadurch ein kommerzieller Frontwechsel bedingt wurde. Bis zum J. 1869 liefen die
Verbindungslinien B.s für den Verkehr mit Europa ausschließlich durch die Syrische Wüste nach Damaskus und das armenische Hochland nach Norden. Jetzt
kommt vor allem der Weg durch den Persischen und Arabischen Meerbusen in Betracht. Als Handelsstation zwischen Europa und Indien hat B. durch den
abgekürzten Seeweg nach Indien verloren, ist aber dafür dem Abendland bedeutend näher gerückt worden. B. war seither eine Hauptniederlage für arab., ind.
und pers. Erzeugnisse sowie für europ. Manufakturwaren und versah Kleinasien, Syrien und einen Teil Europas mit ind. Waren, die, zu Basra eingeführt, den
Tigris in Booten stromaufwärts und in Karawanen weiter nach Konstantinopel, Haleb, Damaskus und in die westl. Teile Persiens gebracht wurden. B. selbst
bringt Wolle, Datteln und Pferde zur Ausfuhr. Auch mit Juwelen wird einiger Handel getrieben. Einen glänzenden Anblick gewähren die besonders von Dawud
Pascha erbauten, im ganzen Orient ausgezeichneten Bazars mit ihren 1200 Läden, gefüllt mit allen Gattungen orient. Waren. Die Hauptfabrikate bestehen in
vielgerühmtem rotem und gelbem Leder, auch in seidenen, baumwolle-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 281.