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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Balenīt; Baleo; Balester; Balf; Balfe; Balfour; Balfrusch; Balga; Balgfrucht; Balggebläse; Balggeschwulst

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Balenit - Balggeschwulst

Balenīt, ein Gemisch von Kautschuk, Rubinschellack, gebrannter Magnesia, Schwefel und Goldschwefel, das als Ersatz für Fischbein verwendet wird.

Baleo, anderer Name für Bafing (s. Senegal).

Balester (Ballester), eine im spätern Mittelalter zum Schießen von Kugeln bestimmte Armbrust, die einen eisernen (bisweilen auch hölzernen) Schaft hatte, der unten in einem starken hölzernen Kolben endete. Ein in der Mitte des Schaftes befestigter beweglicher eiserner Hebel bewirkte das Spannen des stählernen Bogens. Die Armbrust hatte eine aus beweglicher Visierklappe und verschiebbarem Korn bestehende Visiereinrichtung.

Balf., bei botan. Bezeichnungen Abkürzung für John Hutton Balfour, geb. 1808 zu Edinburgh, gest. 1884 als Professor der Botanik und Direktor des botan. Gartens in Edinburgh.

Balfe (spr. bällf), eigentlich Balph, Michael William, engl. Opernkomponist, geb. 15. Mai 1808 zu Limerick in Irland, trat als siebenjähriger Knabe mit Beifall als Violinspieler auf, kam mit 16 Jahren nach London, fand hier Engagement als Sänger (Baritonist) und wirkte dann als Musikdirektor an einem der kleinern Theater, bis er 1825 mit einer reichen Familie nach Italien ging. Hier lieferte er 1826 für das Scalatheater in Mailand das Ballett «La Peyrouse». Nach kurzem Aufenthalte in Paris kehrte er nach Italien zurück, sang bis 1835 an verschiedenen Bühnen und schrieb Opern. 1835 ging er nach London, wo er in demselben Jahre mit der Oper «L’Assedio di La-Rochelle» auftrat. Seitdem wirkte er als Dirigent und komponierte viele Opern, von denen die bekanntesten sind: «Falstaff» (1838), «Jeanne d’Arc» (1839), «The Bohemian Girl» («Die Zigeunerin», 1844), «Les quatre fils Aymon» (1844 für Paris), «L’étoile de Séville» (1846 für Paris), «The Bondman» (1846), «Satanella» (1859), «The Puritan’s Daughter» (1862). Er starb 21. Okt. 1870 zu Rowney Abbey in Hertfordshire. Den Kompositionen B.s fehlt es an Schöpferkraft und künstlerischem Ernst; er ist flüchtiger Nachahmer meist franz. und ital. Muster und hat wesentlich zur Verflachung der engl. Bühnenmusik beigetragen.

Balfour (spr. bällförr), Arthur James, konservativer brit. Staatsmann, geb. 25. Juli 1848, wurde herangebildet in Eton und Cambridge, war 1874‒80 Privatsekretär seines Onkels, des Marquis von Salisbury, und begleitete diesen auf den Berliner Kongreß. 1885 war er unter Salisbury Präsident des Lokalverwaltungsamtes; in dessen zweitem Ministerium wurde er 1886 Sekretär für Schottland, 1887 Generalsekretär für Irland, in welcher Stellung er die Maßregeln der Regierung (s. Irland) energisch durchführte. Nach dem Tode von Will. Henry Smith (1891) wurde er erster Lord des Schatzes und Führer des Unterhauses, dessen Mitglied er seit 1874 ist. Mit Salisbury trat er Aug. 1892 zurück. Er schrieb «A Defence of Philosophic Doubt» (Lond. 1879).

Balfour (spr. bällförr), Francis Maitland, engl. Zoolog, geb. 10. Nov. 1851 in Edinburgh, studierte in Cambridge und wurde hier 1876 Docent, 1882 Professor der Embryologie. Er verunglückte bei einer Bergbesteigung in der Schweiz 19. Juli 1882. B. schrieb «On the development of elasmobranch fishes» (Lond. 1878), «Studies from the morphological Laboratory in Cambridge» (2 Bde., ebd. 1880‒82), «Treatise on comparative embryology» (2 Bde., 1880‒81; deutsch Jena 1880‒81).

Balfour (spr. bällförr), John Hutton, s. Balf.

Balfrusch (Bâlfurûsch), Stadt, s. Barferusch.

Balga, Flecken im Kreis Heiligenbeil des preuß. Reg.-Bez. Königsberg, auf einer Halbinsel am Frischen Haff, hat (1890) 702 E., Post, Telegraph, evang. Pfarrkirche, ein altes Kreuzherrenordensschloß und ist Dampferstation. Bei dem Vorwerk B., welches eine eigene Gemeinde (252 E.) bildet, stand das alte Heidenschloß Honeda, 1239 von den Rittern des Deutschen Ordens zerstört.

Balgfrucht oder Balgkapsel, in der beschreibenden Botanik eine mehrsamige Frucht mit häutiger oder lederartiger Schale, die nur aus einem Fruchtblatte oder Karpell besteht, nur an einer Seite der Länge nach aufspringt und inwendig an den beiden wulstig verdickten Rändern die Samen reihenweise gestellt trägt. Eine B. besitzen z. B. die Päonien, der Rittersporn, die Akelei und andere Ranunkulaceen.

Balggebläse, s. Gebläse.

Balggeschwulst oder Cyste, in der Heilkunde häufig vorkommende, meist rundliche Geschwülste, welche aus einem geschlossenen Sack oder Balg bestehen, der einen mehr oder weniger flüssigen Inhalt einschließt. Die meisten B. gehen aus der Umwandlung normaler, ganz oder größtenteils geschlossener Hohlräume hervor; so können sich Cysten bilden durch übermäßige Ansammlung von Flüssigkeit in den Schleimbeuteln, in den Sehnenscheiden (s. Überbein) oder durch Ausdehnung der sog. Graafschen Bläschen der Eierstöcke, ferner durch Ausweitung von Schleimhauthöhlen, deren Mündung durch eingedickten Schleim, durch Steine oder Narben verschlossen ist (so entsteht z. B. die sog. Sackwassersucht der Gallenblase, des Wurmfortsatzes, des Nierenbeckens u. s. w.), weiterhin durch Verschließung gewisser Drüsenausführungsgänge und Anhäufung des Sekrets innerhalb der ausgedehnten Drüsen (so bilden sich die B. der Haut, die Mitesser, manche Cysten der Speicheldrüsen, Hoden, Nieren u. s. w.). Endlich entstehen manche B. durch Wucherung epitheltragender Häute, wie dies für gewisse Cysten des Eierstocks, der Schilddrüse und einen Teil der in Neubildungen vorkommenden Cysten anzunehmen ist. Im Gehirn (seltener in andern Organen) findet man Bälge, die Blut oder dessen Reste enthalten und aus einer frühern Blutaustretung (Hirnschlagfluß) entstanden sind: die sog. apoplektischen Cysten. Verschieden von den Cysten sind die Hydatiden, im Körper entstandene Blasenwürmer. Der Inhalt der B. ist entweder eine seröse, wässerige Flüssigkeit, der bisweilen Gerinnungsprodukte beigemischt sind, oder ein eigentümliches zähes, gallertartiges Sekret (Honiggeschwulst), wie in den Überbeinen und manchen Cysten des Eierstocks und der Schilddrüse (s. Kropf), oder eine breiähnliche Masse, wie bei den Atheromen oder Grützbeuteln. Die fast immer angeborenen sog. Dermoidcysten, die besonders im Eierstock vorkommen, besitzen an der Innenfläche des Sacks eine Haut, welche fast ganz der äußern Haut gleicht, mitunter Haare, Drüsen, ja selbst zahnartige Gebilde trägt und dem Inhalt der Cyste beständig Fett, Epidermisschuppen und Haare beimengt.

Die B. zählen im allgemeinen zu den gutartigen Geschwülsten, die gewöhnlich nur langsam wachsen; ihre Größe ist sehr verschieden, es finden sich alle Übergänge von mikroskopischen Cysten bis zu solchen, welche die ganze Bauchhöhle ausfüllen. Während sehr viele Cysten ohne alle Bedeutung sind, vermögen andere, wie z. B. große Cysten des Eierstocks, durch Druck auf wichtige Organe das Leben direkt zu