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Bandon – Bandwürmer
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Bandoline'
körner mit 40 Teilen Rosenwasser stehen, bis sich nach häufigem Umschütteln eine schleimige Flüssigkeit gebildet hat,
die nach dem Durchseihen durch Zusatz von Eau de Cologne parfümiert wird; oder man übergießt 100 g Tragant mit
2 l Rosenwasser, schüttelt häufig um, seihet die Flüssigkeit durch und verstärkt das Parfum durch Rosenöl.
Bandon oder Bandonbridge
(spr. bänndenbridsch), Stadt in der irischen Grafschaft Cork, am Flusse B., hat (1881) 3997
(1871 noch 6131) E., Gerbereien, große Brennerei und Getreidehandel.
Bandonĕon, eine nach den Erfinder,
Band in Krefeld, genannte Art Ziehharmonika (s. d.).
Bandoulière (frz., spr. bangduljähr), s. Bandelier.
Bandseile, nebeneinander gelegte und zusammengenähte Rundseile aus Aloefaser, Hanf,
Eisen- oder Stahldraht, die zuweilen als Förderseile in Schächten verwandt werden.
Bandstein, bandartig gezeichnete Mineralien, z. B. Bandachat (s. Achat),
Bandjaspis (s. Jaspis).
Bandtke oder Bandtkie, Georg Samuel, poln.
Geschichtschreiber, Sprachforscher und Bibliograph, geb. 24. Nov. 1768 zu Dublin, studierte zu Halle und Jena, wurde
1798 Lehrer der poln. Sprache am Elisabeth-Gymnnasium in Breslau, 1804 Rektor der Heiligengeistschule, 1811
Bibliothekar und Professor in Krakau, wo er 11. Juni 1835 starb. B. hat sich durch sein «Poln.-Deutsches Wörterbuch»
(2 Bde., Bresl. 1806) und die «Poln. Grammatik für Deutsche» (ebd. 1808 u. ö.) als einen der tüchtigsten Slawisten seiner
Zeit bekundet. Seine «Geschichte des poln. Volks» (2 Bde., Bresl. 1820; 8. Aufl., ebd. 1835) gehört zu den gründlichsten
Arbeiten über die Geschichte Polens. Bibliographischen Inhalts sind die «Geschichte der Krakauer Buchdruckereien»
(Krak. 1815) und die «Geschichte der Buchdruckereien in Polen und dem Großherzogtum Litauen" (3 Bde., ebd. 1826).
Auch besorgte B. den Abdruck der 1651 von A. Wengierski abgefaßten «Kronika»
der evang. Gemeinde in Krakau (1818; deutsch von Altmann, Bresl. 1880).
Bandura, Bandurka, musikalisches Instrument der
Kleinrussen und Polen, ähnlich der Guitarre oder Balalaika (s. d.), nur mit mehr
Saiten (8–24 und noch mehr), die beim Spielen mit den Fingern berührt werden.
Bandurist, der Spieler der B.
Bandusia (fons Bandusiae, der bandusische Quell), ein
von Horaz (Od. 141, 13) besungener Quell in der Nähe seines Landgutes Sabinum,
der den Bach Digentia (jetzt Licenza) bildete.
Bandwürmer (Cestodes), eine Ordnung von
Plattwürmern (s. d.), die infolge fast vollständiger Anpassung an eine
lebenslänglich und ausschließlich parasitische Lebensweise auf einer sehr niedrigen Stufe der Entwicklung steht. Ihr
langgestreckter Körper besteht aus einem sog. Kopfe (Scolex) und einer Kette von
gleichwertigen Gliedern (Proglottiden), die nach dem Hinterende zu immer größer
werden. Mund, Darm, Atem- und Blutkreislauforgane fehlen gänzlich; alle Aufnahme und Abscheidung geschieht direkt
durch die Haut hindurch. Haftorgane finden sich nur am Kopfe: 4 oder 2 Sauggruben, zu denen sich ein ein- oder
mehrreihiger ↔ Kranz von Haken gesellen kann. Ein Nervensystem ist spärlich, das
Exkretionsgesäßsystem wohl entwickelt: zahlreiche feine Kapillargefäße münden in vier neben den Nervensträngen
hinziehende Längsstämme; diese vereinigen sich im Kopfe und besitzen außerdem im Hinterrande jedes Gliedes eine
quere Kommunikation. Die sehr zahlreichen Arten der B. finden sich im ausgebildeten Zustande ausnahmslos im Darme
von Wirbeltieren und können mehrere Jahre leben. Früher hielt man die ganze Gliederkette der B. für ein einziges
Individuum, während sie jetzt allgemein aufgefaßt wird als eine Kolonie von Einzeltieren, denen die einzelnen Glieder
entsprechen. Bei vielen Arten können dieselben nach der Lostrennnng von der Kette noch eine Zeit lang frei leben und
umherkriechen. Daß die B. als Tierstöcke anzusehen seien, befürwortet auch ihre mit Generationswechsel verbundene
Entwicklung.
Bei der Mehrzahl der B. werden die in den Gliedern gebildeten und befruchteten Eier nicht nach außen abgelegt; sie
sammeln sich vielmehr innerhalb derselben in oft ungeheurer Zahl (50000 und mehr) und vollenden dabei zugleich ihre
Embryonalentwicklung. Mit den Gliedern gelangen sie dann, umgeben von den Exkrementen ihres Wirtes, nach außen
entweder ins Wasser oder an feuchte Stellen und behalten selbst nach dem Absterben und Verwesen ihrer lebendigen
Hülle noch längere Zeit ihre Entwicklungsfähigkeit bei. Die Embryonen liegen innerhalb der mehrhülligen Eier als runde,
an einer Seite mit sechs feinen Häkchen ausgestattete Bläschen (Fig. 1).

Figur 1:
Erst im Darm eines passenden Trägers finden diese Embryonen die Bedingungen für weitere Entwicklung; sie verlassen
die durch die Verdauungssäfte gelockerte Eischale, durchbohren mit ihren Haken die Darmwände und gelangen
schließlich in die peripheren Organe, wo sie nach Verlust der Haken zu ansehnlichen, häutigen, nur mit Wasser gefüllten
Blasen auswachsen, um welche der Wirt eine bindegewebige Hülle abscheidet. Nach einiger Zeit beginnt die Blasenwand
all irgend einer Stelle sich einzustülpen; die Einstülpung bildet sich zu einem in der Blase gelegenen hohlen Zapfen aus,
der im Innern Saugnäpfe und Haken bekommt und schließlich, wenn er nach außen hervorgestülpt wird, einen
vollkommenen Bandwurmkopf darstellt, an dessen Hinterende die Mutterblase hängt.
Es entstehen so die als Blasenwürmer, Finnen
(Cysticercus) schon lange bekannten Wurmformen, über deren Herkommen und
Natur man früher verschiedene Annahmen aufgestellt hatte. Sie sollten im Körper ihrer Träger infolge eines
«falschen Bildungstriebes» von selbst (durch Urzeugung) entstanden sein; später hielt man sie für verirrte und
degenerierte Formen (Hydatiden) u. s. w.; jetzt weiß man, daß sie völlig normale Bildungen, die Jugendformen der B.
darstellen. Die Wohnorte der Finnen innerhalb der Zwischenwirte (so heißen die Finnenträger) finden sich stets in ganz
bestimmten Organen; nur die dahin geführten Embryonen entwickeln sich vollständig, während die nach andern
Körperteilen gelangten zwar meist auch zu einer Blase auswachsen, jedoch immer
steril bleiben, d. h. keine Bandwurmköpfchen erzeugen
(Acephalocysten). Der Finnenträger bildet in der Regel ein Hauptnahrungsmittel
des gewöhnlich fleischfressenden Bandwurmträgers. So lebt der Finne der bei der Katze schmarotzenden
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 364.