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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bardowiek; Bardsey; Bardwan; Barea; Barebone-Parlament; Barège; Bareges

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Bardowiek – Barèges

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Bardoux'

ohne Erfolg auftrat. Am 17. Febr. 1881 stellte er in der Kammer den Antrag auf Einführung des Listenskrutiniums. Bei den Wahlen im Aug. 1881 erhielt er kein Mandat, wurde aber Dez. 1882 zum unabsetzbaren Senator ernannt. Im Senat nahm er seinen Platz im linken Centrum. Er schrieb: «Les légistes et leur influence sur la société française» (1877), «Le comte de Montlosier et le gallicanisme» (1881), «Dix années de vie politique» (1882), «La comtesse Pauline de Beaumont» (1884), «La jeunesse» und «Les dernières années de La Fayette» (1892), «La bourgeoisie française» (1893), unter dem Namen A. Brady: «Loin du monde», Gedichte (1857).

Bardowiek, Flecken im preuß. Reg.-Bez. und Landkreis Lüneburg, 5 km nördlich von Lüneburg, an der schiffbaren Ilmenau und der Linie Lehrte-Hamburg der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 1812 evang. E., Postagentur, Telegraph, Reste eines gewaltigen Doms, die um 1400 in eine got. Hallenkirche verbaut wurden, und treibt Gemüsebau und Handel mit Sämereien. – B., vielleicht der älteste Ort Norddeutschlands, wird zuerst unter Karl d. Gr. erwähnt, der daselbst einen Bischofssitz gründete und 805 den Ort zum Handelsplatz mit den nördl. Slawen bestimmte. Unter Otto I. kam B. an die Billunger. Nachdem B. über drei Jahrhunderte die angesehenste und reichste Stadt des nördl. Deutschlands gewesen, sah es sich durch das von Heinrich dem Löwen gegründete Lübeck geschädigt und hielt im Kampfe des J. 1189 zu den Gegnern Heinrichs; zur Strafe wurde es von ihm 28. Okt. 1189 erstürmt und mit Ausnahme des Doms von Grund aus zerstört.

Bardsey (spr. bahrdsi), kleine zur Grafschaft Carnarvon des engl. Fürstentums Wales gehörige Insel, von den Walisern Ynys Enlli (d. h. Insel der Strömung) genannt, wegen der heftigen Strömung zwischen der Insel und dem 4 km entfernten Kap Braich-y-pwll, hat 174 ha und 132 E., ein Leuchtfeuer und Reste einer Abtei aus dem 8. Jahrh., in der 20000 Heilige begraben sein sollen.

Bardwān, engl. Burdwan, ursprünglich Wardhamana. 1) Division der indobrit. Präsidentschaft Bengalen, grenzt im N. an die Division Bhagalpur, im O. an die Präsidentschaftsdivision und die 24 Parganas, im S. an den Bengalischen Meerbusen, im W. an Orissa und Tschutia Nagpur. Die Division hat 35883,6 qkm, 7688818 E. und zerfällt in die 6 Distrikte B., Hugli, Haura, Midnapur, Bankura und Birbhum. –

2) Distrikt der Division B., umfaßt 6985 qkm niedrig gelegenen, außerordentlich fruchtbaren und wohlbebauten Landes, und hat (1891) 1391880 E. (91970 weniger als 1872), darunter 1120600 (80,5 Proz.) Hindu, 263800 (18,8 Proz.) Mohammedaner, 6420 Santal (Ureinwohner) und 900 Christen. B. wird von vielen Flüssen durchströmt, die alle in die Bhagirathi oder in den die östl. Grenze bildenden Hugli münden. Beide sind zu jeder Jahreszeit schiffbar. Sie dienen zum Transport der zahlreichen, hauptsächlich in Reis, Zucker, Indigo, Baumwolle, Tabak, Erdfrüchten, Ölsamen, grober Seide, Häuten, Büffelhörnern, Bauholz, Lack u.s.w. bestehenden Landeserzeugnisse nach Kalkutta. Unter der eingeborenen Bevölkerung sind viele große Grundbesitzer.

3) Hauptstadt der Division B.. unter 23° 14⅙' nördl. Br., 87° 54' östl. L., am Bankafluß, hat (1891) 34477 E. (1881: 34080 E., darunter 23683 Hindu und 10263 Mohammedaner). Mittlere Jahrestemperatur 27,2° C., durchschnittliche jährliche ↔ Regenhöhe 1531 mm. Während der Regenzeit (Juni bis September) steht die ganze Umgegend unter Wasser, und mit dem Trockenwerden des Bodens (im Oktober) brechen die bösartigen Malaria- und Wechselfieber aus, durch die B. seit 1866 bekannt ist. Von Gebäuden sind zu erwähnen der umfangreiche, aber unregelmäßig gebaute Palast des Titular-Radscha, dann das in zwei konzentrischen Kreisen erbaute Hindu-Heiligtum Schiwalaja und das Heiligtum Pir-Bahram, außerdem mehrere engl. Schulen u.s.w. Der Grand Trunk Road, die Heerstraße und die Eisenbahn von Kalkutta nach Pischawar führen durch B.

Barea (amharisch, soviel wie Sklaven), ein kleiner, jetzt noch etwa 10–20000 Seelen starker, in dem nördl. Vorlande Abessiniens um den Mogareb (einen südl. Zufluß des Baraka) herum unter 16° nördl. Br. und 37° östl. L. von Greenwich ansässiger Volksstamm, der südlich an die Kunâma oder Basen, nördlich an die Beni-Amer angrenzt. Die B. haben eine stark gebogene Nase, einen großen Mund ohne aufgeworfene Lippen und bisweilen ans Rote grenzende Haarfarbe. Obwohl schwarz oder wenigstens dunkelfarbig, sind sie keine Neger, aber auch keine Semiten, sondern wie die Kunâma wahrscheinlich Reste einer Urbevölkerung, die von den abessin. Semiten nordwärts gedrängt wurde, zum Teil äußerlich zum Islam bekehrt, mit rein demokratischer Verfassung und höchst merkwürdigen Rechtsbräuchen und Sitten, von denen zuerst W. Munzinger in seinen «Ostafrik. Studien» (Schaffh. 1864; 2. Aufl., ebd. 1883) eine sehr interessante Beschreibung gegeben hat. Feldbau treibend und friedlich, verstehen sie gleichwohl sehr gut den räuberischen Beni-Amer ihre Plünderungszüge mit gleicher Münze zu vergelten. Der Hauptmarkt Mogelo liegt im Thal Amida.

Barebone-Parlament (spr. béhrbohn), Spitzname für die auch Kleines Parlament genannte von Oliver Cromwell an Parlamentes Statt im Juli 1653 berufene Puritanerversammlung (155 Mitglieder), die er aber ihrer polit. Haltung wegen bereits 12. Dez. wieder auflöste. Die Bezeichnung B. führte sie nach einem der eifrigsten Mitglieder der Versammlung, dem Lederhändler Gottlob Barebone.

Barège, Barèges (spr. barähsch), leichter, durchsichtiger, gazeartiger Stoff, der zuerst im Thale von Barèges (s. d.) als Erzeugnis der Hausindustrie für bäurischen Putz aus wollenem Handgespinst hergestellt, sodann in Paris mit Kette von feiner Rohseide und bald, infolge der Ausbildung der Maschinenkammgarnspinnerei, auch anderwärts als Kleiderstoff nachgeahmt wurde. Am häufigsten wird jetzt die Kette aus gezwirnter Baumwolle, der Einschlag aus einfachem Kammgarn, zuweilen aus Seide, und zwar entweder aus reiner Seide oder, um Streifen zu bilden, aus Seide und Baumwollzwirn, erzeugt, doch werden auch ganz aus Baumwolle bestehende Gewebe als B. in den Handel gebracht. In Deutschland wird B. vorzüglich in Elberfeld, Plauen und Greiz hergestellt.

Barèges oder Barèges-les-Bains (spr. barähsch lä bäng), berühmter Badeort im Kanton Luz, Arrondissement Argelès des franz. Depart. Hautes-Pyrénées, in der alten Grafschaft Bigorre, 38 km im Süden von Tarbes, liegt im Thale des Bastan in 1232 m Höhe und besteht nur aus einer Straße mit etwa 80 Häusern. Das Bastanthal ist eng, wild und rauh, auch von Lawinen bedroht. Den Hauptteil des Jahres, wo der Ort bis zu 5 m Höhe eingeschneit oder überschwemmt ist, bringen

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 408.