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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Barthaube; Barthel; Barthélemy; Barth, Johann Ambrosius

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Barth, Johann Ambrosius - Barthélemy (François, Marquis de)

Sinne die Wirtschaftspolitik der Regierung und die socialpolit. Gesetzgebung. Außer zahlreichen Artikeln in der Tagespresse veröffentlichte B. in den «Freihändlerischen Blättern» und den «Volkswirtschaftlichen Zeitfragen» (Berl. 1879 fg.) u. a.: «Der socialistische Zukunftsstaat», «Die handelspolit. Stellung der deutschen Seestädte», «Die Besteuerung der indirekten Einfuhr», «Wandlungen im Weltbandel», «Amerik. Wirtschaftsleben», «Scheinbare und wirkliche Socialreform» (Heft 73 der «Volkswirtschaftlichen Zeitfragen», Berl. 1888).

Barth, Johann Ambrosius, Verlagsbuchhandlung in Leipzig, im Besitz von Arthur Steiner, geb. 28. Juni 1865 in Leipzig. Sie wurde von Joh. Ambrosius B., geb. 8. Juni 1760 zu Thalschütz bei Lützen, gest. 1813, gegründet, der 1789 die Haugsche Buchhandlung (gegründet 1780) durch Heirat erwarb und unter eigenem Namen fortführte, ging dann über an dessen Sohn Wilhelm Ambrosius B., geb. 25. Aug. 1790, gest. 1. Dez. 1851, darauf an den Sohn des letztern, Dr. Adolf Ambrosius B., geb. 20. Febr. 1827, gest. 21. Sept. 1869, zuletzt an dessen Bruder Joh. Ambrosius B., geb. 30. Juni 1834, gest. 27. Jan. 1887. Hierauf wurde das Geschäft für Rechnung der Witwe fortgeführt und 1. Juli 1890 an A. Meiner verkauft. Der Verlag umfaßt hervorragende Werke aller Wissenschaften, erlangte aber besonders Bedeutung für die Naturwissenschaften durch die bei B. erscheinenden Zeitschriften: «Annalen der Physik und Chemie» (1790 von A. C. Gren gegründet, fortgeführt von L. W. Gilbert, 1824-77 von J. C. Poggendorf, seitdem von G. Wiedemann herausgegeben) mit physik. «Beiblättern» dazu (seit 1877 von G. und E. Wiedemann herausgegeben) und das «Journal für praktische Chemie» (1834 von O. L. Erdmann gegründet, 1870 von Kolbe und seit 1885 von E. von Meyer fortgesetzt). Von andern Verlagswerken seien erwähnt: Rosenmüller, «Scholia in Vetus Testamentum» (23 Bde., 1820-35)), Valentinis ital. Wörterbuch (4 Bde., 1831-36), Quellensammlungen des griech.-röm. Rechts (Basilica, Authenticum, Anecdota), «Minnesinger», hg. von v. d. Hagen (1838), Bartsch, «Le Peintre-graveur» (neue Aufl., 21 Bde., 1866-76), Schriften von Hedwig, Westermann, Puchta, Marezoll, F. von Holtzendorff, Elise Polko, Koberstein u. a.; ans neuerer Zeit wissenschaftliche Abhandlungen von J. Thomsen, Helmholtz, Kirchhoff, Paulis Werke über Etruskologie u. a.

Barthaube, s. Halsberge.

Barthel, Melchior, Bildhauer, geb. 1625 zu Dresden, war Schüler seines Vaters, dann Joh. Böhmes in Schneeberg i. S., bereiste Süddeutschland und Italien und kehrte 1670 nach Dresden zurück, wo er zum Hofbildbauer ernannt wurde. Er starb 12. Nov. 1672. Sein Hauptwerk ist das Grabmal des Dogen Giovanni Pesaro in Sta. Maria dei Frari zu Venedig; ferner schuf er dort ein Grabmal in San Giovanni e Paolo, ein Standbild Johannes des Täufers in Sta. Maria in Nazareth u. a. Schöne Elfenbeinarbeiten von ihm sind im Grünen Gewölbe zu Dresden.

Barthélemy, Saint, Insel, s. Saint Barthélemy.

Barthélemy, Auguste Marseille, franz. Dichter, geb. 1796 zu Marseille, Zögling des Oratorianerkollegs in Juilly, schrieb mit seinem Freunde Méry eine Poet. Satire gegen die Bourbonen und deren reaktionären Anhang, die «Villéliade» (1826; 15. Aufl. 1827), ein komisches Epos von spielendem, aber treffendem Witz und kaustischer Laune, das gewaltigen Erfolg hatte. Denselben Geist atmen: «Les Jésuites» (1827), «Rome à Paris» (1826; 8. Aufl. 1827), «La Corbiéréide» (1.-4. Aufl. 1827), «Étrennes à M. de Villèle» (1828). Das historische, durch wahrhaft poet. Schilderungen ausgezeichnete Heldengedicht «Napoléone en Égypte» (1.-9. Aufl. 1828; illustr. Ausg. 1842) verband mit Opposition gegen das bourbonische Königtum den Kult Napoleons. B. wollte dieses Werk dem Herzog von Reichstadt überreichen, ward aber nicht vorgelassen und schrieb darauf die Satire «Le fil de l'homme» (1829), die ihm 3 Monate Haft zuzog. Die Julirevolution befreite ihn, und er besang nun, wieder mit Méry, den Sieg des Volks in «L'Insurrection, einem der gelungensten Gedichte beider. In der Wochenschrift «Némésis» (1831, 1832; 7. Aufl. 1842) verfolgte B. dann die Minister des Bürgerkönigs mit ebenso argem Spott als deren Vorgänger. Die Regierung erkaufte sein Schweigen, und es gelang ihm nicht, mit «Justification» (1832), die öffentliche Achtung wiederzugewinnen. Er schrieb nun eine Übersetzung der Äneide und versuchte sich in «Nouvelle Némésis» (1845) und «Zodiaque» (1846) nochmals, aber erfolglos, in der polit. Satire. Unter dem zweiten Kaiserreich feierte B. jede wichtige Staatsbegebenheit durch einen Dithyrambus, so in «Le 2 Décembre» und «Vox populi» (1852), «L'Exposition» (1855), «Les deux Marseille» (1856). B. starb 23. Aug. 1867 zu Marseille.

Barthélemy, Francois, Marquis de, franz. Diplomat, geb. 20. Okt. 1747 zu Aubagne, verdankte der Sorgfalt seines Oheims, Jean Jacques B. (s. d.), seine Erziehung und die Eröffnung seiner Laufbahn im Staatsdienste. 1768 wurde er von Choiseul in den diplomatischen Dienst aufgenommen. Beim Ausbruche der Revolution ging er als Legationssekretär, dann als Geschäftsträger nach London, im Dez. 1791 als bevollmächtigter Minister nach der Schweiz. Er schloß 1795 in Basel den frieden mit Preußen und bald darauf mit Spanien und dem Landgrafen von Hessen-Cassel. Doch gelang es ihm nicht, auch England zum Frieden zu bewegen. Im Rate der Alten zum Mitgliede des Direktoriums gewählt, kehrte er 1797 nach Paris zurück. Durch die Ereignisse des 18. Fructidor (4. Sept. 1797) wurde er gestürzt, verhaftet und nach Guayana deportiert; es gelang ihm aber bald nach England zu entkommen. Nach der Revolution vom 18. Brumaire (9. Nov. 1799) wurde er vom Ersten Konsul zurückberufen, der ihn zum Vicepräsidenten des Senats und einige Jahre später zum Reichsgrafen ernannte. B. war 1802 an der Spitze der Deputation des Senats, die Bonaparte das Konsulat auf Lebenszeit übertrug; doch blieb er unter Napoleons Regierung ohne Bedeutung. Im April 1814 führte er den Vorsitz im Senat, welcher des Kaisers Absetzung aussprach. Da er sich nach der Restauration zum Pair und Großoffizier der Ehrenlegion hatte ernennen lassen, so strich ihn Napoleon nach seiner Rückkehr 1815 von der Pairsliste; die zweite Restauration entschädigte ihn dafür durch Ernennung zum Staatsminister und Marquis, 5. Okt. 1815. B. machte sich 1819 durch den Antrag verhaßt, das Wahlrecht im Sinne der Ultraroyalistenpartei zu beschränken, und zog sich seitdem aus dem öffentlichen Leben zurück. Er starb 3. April 1830.

Vgl. Kaulek,