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Baumgarten (Siegmund Jak.) - Baumgartner (Andreas, Freiherr von)
schrittspartei, später der Gruppe Löwe angehörte. Er starb 21. Juli 1889 in Rostock. Von seinen Schriften sind noch zu nennen: «Theol. Kommentar zum Alten Testament» (Bd. 1, Kiel 1843‒44), «Apostelgeschichte oder Entwicklungsgang der Kirche von Jerusalem bis Rom» (2 Bde., 2. Aufl., Braunschw. 1859), «Nachtgesichte Sacharjas» (neue Ausg., ebd. 1858), «Die Geschichte Jesu» (ebd. 1859), «Zwölf kirchengeschichtliche Vorträge zur Beleuchtung der kirchlichen Gegenwart» (Brem. 1869), «Kirchliche Zeitfragen in Vorträgen» (Rost. 1874), «Lutherus redivivus oder die kirchliche Reaktion» (Frankf. a. M. 1878), «Doktor Martin Luther, ein Volksbuch» (Rost. 1883), «Der dunkle Fleck in der Lutherfeier zu Rostock» (1883), «Das Lutherfest und die mecklenb.-schwerin. Landeskirche» (Rost. 1883). – Vgl. Studt, Michael B. (2 Bde., Kiel 1891); Werckshagen, Michael B. (Berl. 1894).
Baumgarten, Siegmund Jak., prot. Theolog, Bruder von Alex. Gottlieb B., geb. 14. März 1706 zu Wolmirstedt, studierte in Halle, wo er sich 1728 habilitierte, 1730 außerord., 1743 ord. Professor wurde und 4. Juli 1757 starb. In der Schule des Pietismus gebildet, aber zugleich von der Wolfschen Philosophie (s. Wolf) beeinflußt, ist B., obgleich selbst noch auf dem Boden der orthodoxen Kirchenlehre stehend, wie seine «Evangelische Glaubenslehre» (3 Bde., Halle 1759 fg.) bezeugt, und der Philosophie nur formale Anwendung zugestehend, der Vorläufer des Rationalismus (s. d.). Er schrieb «Auszug der Kirchengeschichte» (4 Bde., Halle 1743‒62), «Primae lineae breviarii antiquitatum christianarum» (ebd. 1747) und «Geschichte der Religionsparteien» (ebd. 1760). Außerdem veröffentlichte er «Nachrichten von einer hallischen Bibliothek» (8 Bde., ebd. 1748‒51) und «Nachricht von merkwürdigen Büchern» (12 Bde., ebd. 1752‒57) u. a. Auch leitete er die deutsche Bearbeitung der engl. «Allgemeinen Welthistorie». Biographie B.s von Semler (Halle 1758).
Baumgarten-Crusius, Ludw. Friedr. Otto, prot. Theolog, geb. 31. Juli 1788 zu Merseburg, studierte seit 1805 zu Leipzig, habilitierte sich daselbst 1809 an der philos. Fakultät, wurde 1810 Baccalaureus der Theologie und Universitätsprediger, 1812 außerord. Professor in Jena, wo er, seit 1817 ord. Professor, 31. Mai 1843 starb. Ein Anhänger Schleiermachers, kämpfte B. gegen den vulgären Rationalismus in zahlreichen Schriften, aber auch gegen Klaus Harms (s. d.) in den «Theses theologicae ⅩⅭⅤ contra superstitionem et profanitatem» (Jena 1819). Außerdem sind hervorzuheben: «Lehrbuch der Dogmengeschichte» (2 Tle., ebd. 1831‒32), «Kompendium der Dogmengeschichte» (hg. von Hase, 2 Bde., Lpz. 1840‒46), «Einleitung in das Studium der Dogmatik» (ebd. 1820), «Lehrbuch der christl. Sittenlehre» (ebd. 1827), «Grundzüge der biblischen Theologie» (Jena 1828), «Grundriß der evang.-kirchlichen Dogmatik» (ebd. 1830), «Über Schleiermacher, seine Denkart und sein Verdienst» (ebd. 1834). Eine Sammlung seiner kleinern Schriften enthalten die «Opuscula theologica» (ebd. 1836); seine «Exegetischen Schriften zum Neuen Testament» (3 Bde., ebd. 1842‒48) wurden aus seinem Nachlaß herausgegeben.
Baumgartner (Baumgärtner), Augsburger Patriciergeschlecht, besonders angesehen in der Reformationszeit, wo es der kaiserl. Partei zuneigte. Ein David B. war später in die Grumbachschen Händel verstrickt und wurde 1567 nach der Einnahme Gothas durch Kurfürst August von Sachsen enthauptet. Augustin B. vertrat Bayern 1562 auf dem Tridentiner Konzil, wo er durch freimütige Reden bei den päpstl. Legaten Anstoß erregte.
Hieronymus B., aus einem Nürnberger Zweige der Familie, geb. 9. März 1498 zu Nürnberg, war einer der angesehensten Vertreter der Politik seiner Stadt unter Karl Ⅴ. Anfangs in Ingolstadt, dann in Wittenberg (seit 1518) gebildet, wurde er hier von den Ideen Luthers und Melanchthons durchdrungen und blieb auch später besonders mit Melanchthon in reger Korrespondenz. Schon 1525 zum Senator in seiner Vaterstadt erhoben, erhielt B. später deren höchste Ämter und vertrat sie auf einer Reihe von Reichstagen und auf dem Tage zu Schmalkalden 1536. Im J. 1544 geriet er in die Gefangenschaft des Ritters Albrecht von Rosenberg, der für einen alten Zwist mit Nürnberg Genugthuung erlangen wollte und ihn erst im Sommer 1545 gegen Lösegeld entließ. An der Reformation Nürnbergs hat B. großen Anteil; die Gründung des dortigen Gymnasiums und der Stadtbibliothek war wesentlich sein Werk. Luthers nachmalige Gattin, Katharina von Bora, war ursprünglich ihm bestimmt. B. starb 8. Dez. 1565 zu Nürnberg.
Baumgartner, Alexander, jesuitischer Schriftsteller, geb. 27. Juni 1841 zu St. Gallen, Sohn des schweiz. Staatsmannes Gallus Jakob B., trat 1860 in den Jesuitenorden, studierte zu Münster und Maria-Laach, wurde 1872 zum Priester geweiht und ging sogleich infolge der Jesuitenausweisung nach England. Hier begann er seine Lehrthätigkeit, die er in Feldkirch fortsetzte, widmete sich aber bald der Schriftstellerei, insbesondere seit 1874 an den «Stimmen aus Maria-Laach», deren Mitleitung er übernahm. Er wohnte nun bei Brüssel, von 1880 an in den Niederlanden, und zwar seit 1886 in Exaeten bei Roermond; doch führten ihn Studien- und Missionsreisen oft nach Deutschland, ja bis nach Rußland und Island. B.s litterarhistor. Schriften über die deutschen Klassiker suchen diese zum Teil in der öffentlichen Achtung herabzusetzen, so: «Goethes Jugend» (Freib. i. Br. 1879), «Goethe und Schiller» (ebd. 1886), «Der Alte von Weimar» (ebd. 1886; diese Werke in 2. Aufl. u. d. T. «Goethe. Sein Leben und seine Werke», 3 Bde., 1885‒86), denen «Lessings religiöser Entwicklungsgang» (ebd. 1877) vorausging. Er schrieb ferner u. a. «Longfellows Dichtungen» (ebd. 1878; 2. Aufl. 1887), «Joost van den Vondel, sein Leben und seine Werke» (ebd. 1882; holländisch von Alberdingk-Thijm, Amsterd. 1886), «Die Lilie. Gedicht des Augustiners Eystein Asgrimsson. Aus dem Altisländischen, mit litteraturgeschichtlicher Einleitung» (Freib. i. Br. 1884), «Reisebilder aus Schottland» (ebd. 1884), «Calderon. Festspiel, mit biogr. Einleitung» (ebd. 1881; spanisch Madr. 1882), «Die Lauretanische Litanei. Sonette» (Freib. i. Br. 1883; 2.Aufl. 1886; holländisch von Roermond, 1889), «Nordische Fahrten» (2 Bde., ebd. 1889‒90), «Gallus Jakob Baumgartner» (ebd. 1892), «Das Râmâyana und die Râma-Litteratur der Inder» (ebd. 1894).
Baumgartner, Andreas, Freiherr von, österr. Staatsmann und Gelehrter, geb. 23. Nov. 1793 zu Friedberg in Böhmen, widmete sich seit 1810 auf der Universität zu Wien vorzugsweise den mathem. Wissenschaften und ward 1823 Professor der Physik an der Universität zu Wien. Ein hartnäckiges Halsübel bewog ihn, das Lehramt an der Universität auf- ^[folgende Seite]