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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bayerle; Bayern

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Bayerle - Bayern (Oberflächengestaltung. Geologisches)

und Julia», Gretchen, Luise in «Kabale und Liebe», Leonore in «Tasso», Marianne in «Die Geschwister», Emilia Galotti und in ähnlichen Rollen große Erfolge. Später trat sie ins ältere Charakterfach über, wo sie in tiefern Frauencharakteren des feinen Lust- und bürgerlichen Schauspiels glänzte

Bayerle, Jul., Bildhauer, geb. 1820 in Düsseldorf, besuchte die dortige Akademie und bildete sich unter Geerts in Löwen weiter aus. Er unternahm hierauf Studienreisen und kehrte dann nach Düsseldorf zurück, wo er seit 1849 sich Schadow anschloß. Zunächst vollendete er eine Reihe von Werken religiösen Inhalts, so eine Kreuzigungsgruppe für Wesel, Christus und die Apostel für Krefeld, eine Madonna für Sigmaringen. Die spätern Leistungen des Künstler waren meist Standbilder und Monumentalskulpturen für Baulichkeiten. Hervorragend ist das Monument des Kurfürsten Joh. Sigismund für Cleve (1861) und das für die Stadt Mülheim a. d. Ruhr ausgeführte Siegesdenkmal (1873). B. starb 8. Aug. 1873 zu Düsseldorf.

Bayern (hierzu die Karten: Bayern [geschichtliche Entwicklung] und Bayern Ⅰ, Ⅱ. S. auch die Karte: Elsaß-Lothringen und Bayrische Rheinpfalz), Königreich, der zweitgrößte Staat des Deutschen Reichs, hat einen Gesamtflächeninhalt von 75864,65 qkm und zerfällt in zwei räumlich weit getrennte und an Größe sehr verschiedene Landesteile, das Land im Osten, den weitaus größern Teil (B. rechts vom Rhein), und die Pfalz, links vom Rhein (auch Rheinbayern genannt). Das Hauptland dehnt sich aus als ein in nordwestl. Richtung langgestrecktes, nach den Seiten vorspringendem Viereck zwischen 47° 16' und 50° 33' nördl. Br. und zwischen 8° 59' und 13° 50' östl. L. von Greenwich und ist 69927,57 qkm groß. Die Pfalz liegt zwischen 48° 58' und 49° 49' nördl. Br. und 7° 4' bis 8° 30' östl. L. von Greenwich und ist 5937,06 qkm groß. Das Hauptland grenzt im N. an das Königreich Sachsen, Fürstentum Reuß, Sachsen-Coburg-Gotha, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Weimar und an die preuß. Provinz Hessen-Nassau; im W. an Hessen, Baden und Württemberg, ist im O. und im S. vollständig von Österreich umfaßt, während die Pfalz im N. von Hessen, im W. von Rheinpreußen, im S. von Elsaß-Lothringen umgeben und im O. durch den Rhein von Baden geschieden wird. Die Grenzen werden stellenweise durch natürliche Scheidelinien gebildet, so beim Hauptlande im SW. durch die Iller, im S. durch den Bodensee und die Alpen, im O. durch die Salzach, den Inn und Böhmerwald, im N. teilweise durch das Fichtelgebirge und den Frankenwald; im NW. bilden Rhön, Spessart und Frankenhöhe teilweise Grenzgebirge.

Zwischen dem nördlichsten Orte Fladungen und der Haldenwanger Alpe bei Oberstdorf im S. ist ein Abstand von 340 km, während die Entfernung von Kahl in Unterfranken im W. von der äußersten Ostgrenze unweit Wegscheid in Niederbayern 330 km beträgt. Die Zeitdifferenz zwischen O. und W. des Hauptlandes beträgt 17 Minuten 18 Sekunden, zwischen O. des Hauptlandes und W. der Pfalz 24 Minuten 16 Sekunden.

Oberflächengestaltung. Im S. erheben sich die letzten Ausläufer der nördl. Kalkalpen (s. Ostalpen C) mit der Zugspitze (2968 m), dem höchsten Berge Deutschlands. Im N. derselben breitet sich die Schwäbisch-Bayrische (Oberdeutsche) Hochebene aus, durch Salzach und Inn vom österr. Stufenland abgeschlossen. Auf ihr lassen sich 3 Zonen unterscheiden: die Moränen- oder Seelandschaft, die sich unmittelbar am Fuße der Alpen, teilweise zwischen deren Zweige hineingreifend, lagert, 650-975 m hoch ist und die Kessel von Oberstdorf-Sonthofen und der obern Wertach, die Ebene von Füssen, Schongau, die von Ammer- und Würmsee aufwärts bis zum Staffel- und Kochelsee, die Ebene des Inn um Rosenheim, die des Chiemsee und den Salzburger Thalkessel umfaßt. Die parallelen Züge der Endmoräne bilden die nördl. Grenze gegen die mittlere Zone. Diese oft wunderschön geformte, jedoch zum Teil unfruchtbare Terrassenlandschaft, 4-600 m hoch, enthält die Ebene von Memmingen, das Lechfeld, die Ebenen von Mühldorf, München, Braunau und Pocking. Die dritte Zone geht bis zur Donau und umfaßt im W. die großen Donauriede und Moorstrecken, im O. einen äußerst fruchtbaren Teil Niederbayerns, die Kornkammer des Landes.

Durch die Mitte Nordbayerns zieht der Fränkische Jura, bis an die Wörnitzmündung hin die Donau begleitend und von da erst in nordöstl. Richtung bis Regensburg, dann nordwestl. Richtung zwischen Rednitz und Naab bis zum Main ziehend. Jenseit des Mains, nördlich vom Jura, erhebt sich der Gebirgsstock des Fichtelgebirges mit Schneeberg (1051 m) und Ochsenkopf (1023 m). Von diesem Knoten zieht sich durch die östl. Oberpfalz und den nördl. Teil Niederbayerns in südöstl. Richtung bis an die Donau der Böhmerwald (s. d.), südlich vom Regenthal Bayrischer Wald genannt, mit dem Arber (1458 m). Im NW. des Fichtelgebirges streicht das Hochplateau des Frankenwaldes dem Thüringer Wald zu, nicht über 800 m hoch. In der nördlichsten Ecke erhebt sich die Hohe Rhön, größernteils B. angehörig, mit der Großen Wasserkuppe (950 m) und dem Kreuzberg (930 m). Südlich von der Rhön, jenseit der Sinn in der letzten südl. Ausbiegung des Mains ist der waldreiche Spessart eingebettet, mit dem Geiersberg (585 m). Links vom Main hat B. mit dem Gebiete von Amorbach noch Anteil am Odenwald. An der Westgrenze Mittelfrankens bildet die Frankenhöhe die Fortsetzung des schon in Württemberg beginnenden Höhenzugs, der am Ursprunge der Tauber und Wörnitz seine höchsten Erhebungen (bis 543 m) hat, bis zur Aisch; jenseit dieser erhebt sich der Steigerwald in sanfter Ansteigung (bis 500 m) bis zum Main hin; nördlich desselben bilden die Haßberge bis zur Fränkischen Saale die letzten Abschnitte dieses Höhenzugs. In der Pfalz streicht durch die ganze Länge das Hardtgebirge, schroff von der Rheinebene aufsteigend mit dem Großen Kalmit (681 m) und Kleinen Kalmit. Nördlich von der Hardt erhebt sich der Gebirgsstock des Donnersberges mit dem Königsstuhl (700 m). Eigentliches Tiefland hat B. nur in der Rheinebene der Pfalz, während die kaum unter 300 m Meereshöhe herabsinkenden Flußthäler des Hauptlandes als Niederungen zu bezeichnen sind.

Geologisches. Die geolog. Beschaffenheit des Hauptlandes ist verhältnismäßig einfach. Das ganze Land von den Alpen bis zur Donau ist gebildet aus Schichten tertiärer Entstehung (Molasse), die aber großenteils von diluvialer Nagelfluh, alluvialen Geschieben und Moor- und Torflagern überdeckt sind. Urgestein (Gneis und selten Granit) bildet den Böhmer- und Bayrischen Wald, das Fichtelgebirge, den Odenwald und den Westen des Spessart. Im