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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bayrische Rheinpfalz - Bazaine

König Friedrich und Prinz Heinrich in Böhmen ein. Ihnen schloß sich der Kurfürst von Sachsen an, der als Sohn der einzigen Tochter Maximilian Josephs auf die Allodialhinterlassenschaft Forderungen erhob. Die Feindseligkeiten beschränkten sich im Verlaufe des J. 1778 auf strategische Bewegungen und unbedeutende Plänkeleien, und der Eintritt des Winters unterbrach vollends diese «bewaffnete Unterhandlung», indem die preuß. Truppen Böhmen verließen und sich nach Sachsen und Schlesien in die Winterquartiere zurückzogen. Kurfürst Karl Theodor schaute alle dem fast teilnahmlos zu. Die Verhandlungen vor dem Reichstage und in Wien blieben lange erfolglos. Erst als die Kaiserin Katharina von Rußland im Dez. 1778 ihre Beteiligung am Kriege gegen Österreich in Aussicht stellte, zeigte sich Maria Theresia einer Vermittelung geneigt. Friedrich Ⅱ., damit einverstanden, forderte für sich nur die Anerkennung seines Erbanspruchs auf Ansbach und Bayreuth, und so kam 13. Mai 1779 in Teschen ein Friedensschluß zu stande, dessen Hauptbestimmungen außer der Anerkennung jener preuß. Forderung folgende waren: Karl Theodor erhielt ganz Bayern mit Ausnahme des Innviertels, das an Österreich fiel; die Ansprüche Sachsens wurden durch Anerkennung seiner Landeshoheit über die Schönburgschen Herrschaften und 6 Mill. Fl., die von Karl Theodor zu zahlen waren, abgekauft; Mecklenburg erhielt statt der beanspruchten Landgrafschaft Leuchtenberg das unbeschränkte Privilegium de non appellando. Ausdrücklich ward festgesetzt, daß die nächste erbberechtigte Linie die des Herzogs Karl von Zweibrücken sei, wodurch die Vergrößerungspläne Österreichs in Bayern auf alle Fälle beseitigt schienen. Der Friede von Teschen wurde von Rußland und Frankreich garantiert. – Vgl. Reimann, Geschichte des B. E. (Lpz. 1869); ders., Neuere Geschichte des preuß. Staates, Bd. 2 (Gotha 1888); Arneth, Geschichte Maria Theresias, Bd. 10 (Wien 1879).

Bayrische Rheinpfalz, s. Rheinpfalz.

Bayrischer Hiesel, eigentlich Matthias Klostermeier, ein Räuberanführer, geb. 1738 zu Kissing bei Augsburg, erwarb sich anfänglich als gefürchteter Wildschütz seinen Lebensunterhalt, bis er schließlich zum gemeinen Räuber ward. 1771 wurde er mit einem Teile seiner Bande eingefangen und in Dillingen hingerichtet. Des B. H. abenteuerliches Leben ist in vielen volkstümlichen Schilderungen seiner Zeit beschrieben worden.

Bayrischer Kreis, einer von den 10 Kreisen, in die das ehemalige Deutsche Reich geteilt war. Er umfaßte zuletzt die kurbayr., pfalzneuburg. und leuchtenberg. Lande, die Bistümer und Stifter Salzburg, Freising, Regensburg, Passau, Berchtesgaden und mehrere Grafschaften, wie Sternstein, Ortenburg, Stauf-Ehrenfels. Zum größern Teil gehören diese Gebiete zu Bayern, Salzburg zu Österreich.

Bayrischer Kronenorden, s. Kronenorden.

Bayrischer Rheinkreis, s. Rheinpfalz.

Bayrischer Wald, die westl. Vorstufe des Böhmerwaldes (s. d.).

Bayrisches Heerwesen, s. Bayern (S. 563).

Bayrisches Meer, s. Chiemsee.

Bayrisches Volksrecht (Lex Baiuvariorum), wahrscheinlich unter Herzog Odilo zwischen 744 und 748 unter Einwirkung des fränk. Königtums zu stande gekommene Rechtsaufzeichnung. In Anordnung und Inhalt tritt die vorbildliche starke Benutzung der Lex Alamannorum hervor, während einige Titel auch eine Beeinflussung durch das Westgotenrecht (sog. Antiqua) verraten. Zusatzgesetze zur Lex Baiuvariorum sind die sog. Decreta Tassilonis, vom letzten Bayernherzog Tassilo Ⅲ. auf den Landtagen zu Dingolfing 772 und Neuching 774 oder 775 erlassen; ferner die von Karl d. Gr. zwischen 801 und 813 erlassenen Capitula ad legem Baiuvariorum. Herausgegeben hat die Lex Baiuvariorum Merkel in den «Monumenta Germaniae», Leges Ⅲ. ^[Spaltenwechsel]

Bay-Rum (spr. beh), ein in den wärmern Ländern von Amerika allgemein benutztes, erfrischendes Waschmittel für Kopf, Hände und auch den ganzen Körper; es soll die durch Hitze und Anstrengung ermüdeten Glieder erquicken und den Schweißgeruch entfernen. Am besten wird der B. auf St. Thomas und Jamaika bereitet; man benutzt hierzu die frischen Blätter und Beeren des Baybeerenbaumes (Pimenta acris W. et Arn.), die man mit feinem Rum destilliert. In den Vereinigten Staaten fertigt man das Präparat gewöhnlich aus Bay-Öl (s. d.) und Rum.

Baysalz, s. Salz.

Bayse, Nebenfluß der Garonne, s. Baїse.

Baza (Basti der Römer), Ciudad in der span. Provinz Granada in Andalusien, unweit des Flusses B., in 870 m Höhe, zwischen der metallreichen Sierra de B. und der Sierra de Javaleon, in einer von Obstbäumen dicht bedeckten Vega am Westrande der öden Gipssteppe Hoya de B. Der Ort hat eine größtenteils aus Höhlen bestehende Vorstadt, mehrere stattliche Kirchen und Klöster, eine schöne Alameda (Promenade) und (1887) 11998 E. Zur Maurenzeit eine große, blühende und reiche Handelsstadt (Basatha) von 50000 E., wurde sie vom Westgotenkönig Leuwigild den Byzantinern und 711 von den Mauren den Goten entrissen. In der Gotenzeit war sie Bischofssitz. Die Mauren verloren sie erst 9. Dez. 1489 nach siebenmonatiger Verteidigung an die Christen unter persönlicher Führung Isabellas. Am 10. Aug. 1810 siegten auf der Ebene von B. die Franzosen unter Soult über 20000 Spanier, die nach Murcia geworfen wurden. Die oft nach B. benannten heißen Quellen sind die bei dem nahen Städtchen Zuiar (Villa von 4239 E.) befindlichen Quellen von Benzalema, salinisch-erdige, sehr gasreiche Schwefelthermen von 41° C.

Bazaine (spr. basähn), François Achille, franz. Marschall, geb. 13. Febr. 1811 zu Versailles, wo sein Vater als pensionierter Offizier lebte, trat 1831 als Freiwilliger in das 37. Linienregiment, kam zur Fremdenlegion nach Algerien und wurde 1833 Unterlieutenant. 1835 Lieutenant, trat er mit der ganzen franz. Fremdenlegion in den Dienst der Königin-Regentin von Spanien, Christine, und kämpfte gegen die Karlisten. Nachdem 27. Juni 1837 die Fremdenlegion in der Schlacht von Barbastro bei Pamplona fast vernichtet worden war, kehrte B. nach Frankreich zurück und trat als Kapitän ins 4. Linienregiment, mit dem er sich auf den Expeditionen gegen Kabylien, Marokko und vor Milianah auszeichnete. B. wurde hierauf in den Bureaux arabes verwendet, stieg 1844 zum Stabsoffizier auf und wurde 1850 Oberst. 1854 führte er als Brigadegeneral die beiden Fremdenregimenter vor Sewastopol und wurde nach dem Falle der Festung Platzkommandant derselben. 1855 wurde er Divisionsgeneral und befehligte die Expedition gegen die Festung Kinburn. Im Italienischen Kriege von 1859 nahm B. hervorragenden Anteil am Sturme auf Melegnano (8. Juni) und auf den Kirchhof von Solferino (24. Juni).