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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Beauvais; Beauvoir; Beauxit; Beaver; Beaver-Falls; Beaverteen; Bebauungsplan

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Beauvais (Palisot de) - Bebauungsplan

und ein neues Theater. Die altertümlich und schlecht gebaute Stadt besitzt eine großartige, aber unvollendete got. Kathedrale, 1225 begonnen, mit 13 schön geschmückten Kapellen und prachtvollem Chor, die Kirche St. Etienne mit Glasmalereien und die Kirche der Basse-Oeuvre, eins der ältesten und merkwürdigsten Gebäude Frankreichs. Der alte Bischofspalast von 1500 ist jetzt Justizpalast, und die Stadtwälle sind in schöne, schattige Promenaden verwandelt. B. ist eine bedeutende Fabrik- und Handelsstadt. Sie besitzt eine große, 1664 von Colbert begründete Tapeten- (Gobelins-) Fabrik, Fabriken für Woll- und Baumwollwaren aller Art, für Knöpfe und Bürsten, außerdem Spinnereien, Wollkämmereien, Bleichen, Färbereien, viele Töpfereien und Steingutfabriken. Der Handel ist sehr lebhaft, besonders in Getreide, Wein und Manufakturen. In der Nähe der Stadt sind zwei kalte Mineralquellen. – B., eine sehr alte Stadt der Bellovaker in Gallia Belgica, hieß bei den Römern Caesaromagus, dann Bellovacum und im Mittelalter Belvacus und Belloaca; 845, 1034, 1114, 1119 oder 1120, 1124 und 1161 wurden hier Konzile gehalten. In der Umgegend von B. brach im März 1358 der Bauernkrieg (Jacquerie) aus. 1433 wurde es von den Engländern, 1472 von Karl dem Kühnen von Burgund belagert, es wurde zuerst gerettet durch die heldenmütige Aufopferung des Jean Lignière, das zweite Mal durch die Bürgerinnen unter der Heldin Jeanne Hachette (1851 ward der letztern eine Bronzestatue errichtet), denen zu Ehren noch jetzt alljährlich 14. Okt. ein Fest gefeiert wird.

Beauvais, Palisot de, s. Beauv.

Beauvoir (spr. bowŏahr), häufiger Ortsname in Frankreich. Beauvoir-sur-Mer, Hauptstadt des Kantons B. (137,50 qkm, 4 Gemeinden, 8119 E.) im Arrondissement Sables-d'Olonne des franz. Depart. Vendée, hat (1891) 781, als Gemeinde 2507 E., einen kleinen Hafen, ein Gestüt, Salzgewinnung sowie Holzhandel. In der Nähe sind alte Grabhügel und Ruinen eines Schlosses. B. lag früher unmittelbar am Meere, der Insel Noirmoutier gegenüber, jetzt 4 km davon entfernt, am Endpunkte des zum Meere führenden Kanals de la Cahouette, der Schiffe von 80 t Gehalt trägt.

Beauxit (spr. boßiht), Mineral, s. Bauxit.

Beaver (engl., spr. bihwr), Gewebe, s. Biber.

Beaver-Falls (spr. bihwr fahls), Stadt im County Beaver des nordamerik. Staates Pennsylvanien, nordwestlich von Pittsburgh am Beaverfluß, New-Brighton gegenüber, hat (1890) 9735 E., Fabriken der Eisen- und Stahl-, Glas- und chem. Industrie.

Beaverteen (engl., spr. bihwrtihn), ein ganz aus Baumwolle bestehender, sehr dicht und fest gewebter, gefärbter, rauher Barchent.

Bebauungsplan, die zeichnerische Darstellung einer Stadt, eines Stadtteiles oder einzelner Straßenanlagen, nach welcher die Grenzlinien (Baufluchten) und die Bauart neuer Gebäude vorher festgestellt oder der Umbau alter Straßen systematisch geregelt wird. Beim Entwurf eines B. sind sowohl praktische als künstlerische Grundsätze maßgebend. Nach der praktischen Seite ist zunächst darauf zu achten, daß der B. den örtlichen Verkehrsverhältnissen entspricht. Es müssen also die Grundzüge aller bestehenden Verkehrslinien festgelegt werden (Straßen, Straßenbahnen, Eisenbahnen, Kanäle), zugleich aber die in Zukunft hinzukommenden thunlichst in Betracht gezogen werden. Die sich somit ergebende Grundgestalt des B. wird durch Zwischenstraßen weiter geteilt werden müssen, bis zur Bebauung geeignete Baublöcke entstehen, die ihrerseits wieder in einzelne Grundstücke zu zerlegen sind. Die Breite der Straße wird sich nach dem zu erwartenden Verkehr zu richten haben. Im allgemeinen zieht man bei modernen B. gerade Straßen vor, weil diese rechtwinklige Baublöcke bieten und die kürzeste Linie zwischen zwei Punkten darstellen. Ihr Nachteil ist, daß sie wegen des Staubtreibens und scharfer Winde ungesund sind, und daß sie künstlerisch unschön wirken. Während im 18. Jahrh. eine allgemeine Vorliebe für gerade Straßen bestand, und diese in unserm Jahrhundert zur fast allein herrschenden Anlageform geworden sind, mehren sich jetzt die Stimmen für krumme Straßen, die dem Auge ein wechselndes Bild bieten, wohnlicher und gesünder sind. Der angenehme Anblick alter Städte und Stadtteile beruht im wesentlichen auf den wechselnden Biegungen der Straßen. Besondere Wichtigkeit für den B. haben die Straßenkreuzungen, bei denen die mühelose Abwicklung des Verkehrs einerseits, andererseits die künstlerische Wirkung besonders in Betracht kommt, ebenso die Plätze, deren Gestalt und Größe nach dem jeweiligen Bedürfnis zu bemessen ist. Denn sie dienen entweder zur Verbesserung der Luft (durch Springbrunnen, Gartenanlagen) oder zur Erleichterung des Verkehrs (als erweiterte Straßenkreuzungen) oder als Versammlungsstätten (für Märkte, Promenaden, festliche Aufzüge) oder endlich als Vorraum für Monumente (Bauten, Denkmale u. s. w.). In allen Ländern mit starkem Wachstum der Städte hat sich die Aufstellung von B. nötig gemacht. Während früher die nüchterne Aufteilung des Baulandes in Rechtecke (wie in Mannheim, Berlin, Neuyork und vielen amerik. Städten) das Übliche war, hat man erkannt, daß dies nicht nur unpraktisch sei (wegen des Fehlens der Diagonalen), sondern daß es im höchsten Grade ermüdend für den Benutzer wirke. Man ist daher immer mehr zu gemischten Systemen übergegangen, bei denen die geschickte Ausnutzung örtlicher Unregelmäßigkeiten zu malerischer Wirkung sich als besonders vorteilhaft erwies. Ebenso ist man von zu langen Straßen abgekommen und hat erkannt, daß es zur Schaffung eines reichen Stadtbildes nötig sei, den geraden Straßen ein deutlich sichtbares Ziel zu geben. Jedenfalls ist demnach bei Anlage eines B. zu erwägen, daß für Monumentalbauten, Denkmale, Kirchen u. dgl., selbst wenn zur Zeit ein Bedürfnis noch nicht vorliegt, vorsorglich geeignete Plätze aufgespart werden. In dieser Richtung sind die Pariser Straßenanlagen maßgebend gewesen. – Außer dieser Planung in der Ebene kommen noch die Steigungsverhältnisse in Frage, da der B. alsbald die Entwässerung der Straßen, die Kanalisation und die Entfernung der Fäkalien, ferner die Beleuchtung, die Anlage von Bedürfnisanstalten in Betracht zu ziehen hat. Auch die Anlage der Fahrbahnen, Pflasterungen, Reitwege, Fußwege ist alsbald zu erwägen. Mit der Herstellung eines unterirdischen Kanalsystems, um Regen- und Wirtschaftswasser abzuführen, sowie mit der Zuleitung von reinem Wasser ist in den B. entweder sofort vorzugehen oder wenigstens dafür Sorge zu tragen, daß derartigen Einrichtungen später keine Hindernisse entgegenstehen. Auf größere Schwierigkeiten stößt die Beseitigung von Übelständen, die in der Planlosigkeit älterer Städteanlagen ihren Grund